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Trägt die 7, weil sein Trainer bei Manchester United, Sir Alex Ferguson, es so wollte: Cristiano Ronaldo.

© dpa

Trikots bei der WM: Mehr als eine Nummer

Die Zahlen auf dem Rücken der Spieler dienen der Orientierung. Wer welche Nummer trägt ist inzwischen variabel. Ritualisiert war ihre Vergabe immer schon.

Das WM-Finale von 2010 zwischen Spanien und Holland war wahrlich kein Ruhmesblatt in der Geschichte des Wettbewerbs. Im Bericht der Deutschen Presse-Agentur hieß es: „Statt hoher Spielkunst erlebten die 84 490 erwartungsfrohen Zuschauer eine zum Teil üble Treterei mit zwölf Gelben Karten – so viele wie in keinem der vorangegangenen 18 Endspiele – und Gelb-Rot für den Niederländer John Heitinga.“

Dennoch war es auf eine ganz eigene Art ein einzigartiges und historisches Endspiel. Und zwar wegen der Zahlen. Gemeint sind damit nicht Statistiken wie die zwölf Gelben Karten, sondern richtige Ziffern. Die auf den Trikots der Spieler.

Von der Unglückszahl zur deutschen Glücksnummer

Bei den ersten drei Weltmeisterschaften gab es überhaupt keine Rückennummern, 1950 in Brasilien wurden dann die elf Spieler, die aufliefen, nach ihren Positionen durchnummeriert – von der „2“ für den rechten Verteidiger bis zur „11“ für den Linksaußen. Das änderte sich 1954, denn da führte die Fifa feste Rückennummern ein, die vor dem Beginn des Turniers vergeben wurden. Max Morlock erinnerte sich später: „Genau 22 waren wir, als Bundestrainer Sepp Herberger die Trikots verteilte. Mancher hat aufgeatmet, als nicht er, sondern ich das Trikot mit der Zahl ,13’ auf dem Rücken erhielt. Herberger fragte: ,Macht es Ihnen was aus?’ Mir machte es wirklich nichts aus.“

Und so bekam Morlock, der beim 1. FC Nürnberg für das Trikot mit der „8“ berühmt war, eine Rückennummer, die für die DFB-Auswahl große Bedeutung erlangen sollte. Denn nachdem Morlock mit der „13“ ein tolles Turnier spielte, wurde aus der Unglückszahl so etwas wie die deutsche Glücksnummer. Gerd Müller trug sie, dann Michael Ballack, dann Thomas Müller.

Nur Johann Cruyff tanzte aus der Reihe

Wie Morlock erwähnte, wurden die Trikots 1954 vom Bundestrainer verteilt. Aber es gibt auch andere Methoden, nach denen man vor einem Turnier die Rückennummern zuordnet. Die Holländer zum Beispiel taten das 1974 alphabetisch! Mittelfeldspieler Ruud Geels bekam die „1“, Arie Haan die „2“ und so weiter. Die einzige Ausnahme war – natürlich – Johan Cruyff, der mit seiner geliebten „14“ spielen durfte.

Die Argentinier fanden dieses eigenwillige, aber unkomplizierte und faire System so gut, dass sie es vier Jahre später kopierten. Der Mittelfeldspieler Norberto Alonso erhielt das Trikot mit der „1“, Osvaldo Ardiles die „2“, Ersatztorwart Hector Baley die „3“.

Wiederum vier Jahre später, zur WM 1982 in Spanien, wandelte England diese Methode leicht ab. Trainer Ron Greenwood gab seinen drei Torhütern die für ihre Position typischen Nummern – „1“, „13“ und „22“ – und ging nur bei den Feldspielern alphabetisch vor: Viv Anderson bekam die „2“, Trevor Brooking die „3“. Bloß Kapitän und Superstar Kevin Keegan wurde erlaubt, seine Lieblingsnummer zu tragen, die „7“.

In Spanien geht es nach Erfahrung

Einem anderen Prinzip folgen seit geraumer Zeit die Spanier. Bei ihnen dürfen sich die Spieler die Nummern aussuchen – und zwar nach der Anzahl ihrer Länderspiele. Der Spieler mit den meisten Partien darf zuerst wählen, dann der mit den zweitmeisten. Das kann zu Ärger führen, so maulte Spaniens Jungstar Pedro vor der WM 2010 so lange herum, weil für ihn nur die „2“ übrig geblieben war, bis sich Raul Albiol erbarmte und mit ihm tauschte.

Doch neben internen Streitigkeiten hat die Regel mit den festen Rückennummern noch eine andere Auswirkung. Seit 1954 ist es unwahrscheinlich geworden, dass eine Mannschaft bei einem WM-Spiel mit den traditionellen Zahlen aufläuft, also „1“ bis „11“. Bei Deutschland war das zum Beispiel seither gar nicht mehr der Fall. Klar, sonst hätten die Bundestrainer ja neben all den Stars mit der „13“ auch Jürgen Klinsmann nicht aufstellen können, der die „18“ liebte, oder Wolfgang Overath, der von 1966 bis 1974 immer die „12“ hatte.

Holland ordentlich durchnummeriert

Und damit zurück zum Finale von 2010. Seit ihren Experimenten mit dem alphabetischen Vergeben der Rückennummern sind die Holländer zu einer klassischen Methode zurückgekehrt: Der Nationaltrainer vergibt die Zahlen entsprechend seiner bevorzugten Aufstellung. Vor der WM 2006 bekam zum Beispiel Rechtsaußen Dirk Kuyt die „7“ und sein Ersatzmann Robin van Persie dementsprechend die „17“.

Das heißt natürlich nicht, dass die Holländer immer mit „1“ bis „11“ antreten, so ergatterte 2006 am Ende van Persie den Stammplatz, der eigentlich Kuyt zugedacht war. Und 2010 war in der Gruppenphase Rafael van der Vaart in der Startelf, der die „23“ trug. Doch das änderte sich in der K.-o.-Runde. Da rückte Arjen Robben auf seine Position. Und so liefen die Holländer zum Finale gegen die Spanier ordentlich durchnummeriert von „1“ bis „11“ auf – als erste Mannschaft in einem Endspiel seit sechs Jahrzehnten.

Alles zur WM lesen Sie in unserem Liveblog.

Uli Hesse

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