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Sport: Triumph in eigener Sache

Potsdams Champions-League-Sieg überzeugt Europa vom Frauenfußball

Als Erster sprach der Präsident. „Ich bin stolz auf Turbine Potsdam“, sagte Theo Zwanziger, der Chef des Deutschen Fußball-Bundes, am Donnerstagabend nach dem ersten Endspiel der Champions League der Frauen. „Das war an Spannung nicht zu überbieten“, sagte er und herzte einzeln die Potsdamer Spielerinnen. Die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder war vor 10 372 Zuschauern im „Coliseum Alfonso Perez“ des FC Getafe im Elfmeterschießen so gut wie geschlagen – und stand nach zwei Gehalten und einem selber verwandelten Elfmeter von Torhüterin Anna Felicitas Sarholz um 23.14 Uhr als erster Champions-League-Sieger der Frauen fest.

„Heute hat der Herrgott wieder das Füllhorn über uns ausgeschüttet, denn wir waren schon weg“, sagte Trainer Bernd Schröder nach dem 7:6-Erfolg über Olympique Lyon nach Elfmeterschießen, „aber mit dem Elfmetertor von Sarholz wusste ich, dass das doch noch was werden könnte.“ Bernd Schröder hatte am südlichen Stadtrand Madrids die Krönung seines fast 40-jährigen Lebenswerkes Turbine miterlebt. „Mit diesem Match sind wir unsterblich geworden, damit gehen wir in die Geschichtsbücher ein.“

Neben Torhüterin Sarholz überragte auch Fatmire Bajramaj, die 120 Minuten unermüdlich gedribbelt und gerackert hatte und als beste Spielerin eine Extra-Auszeichnung erhielt. „Ich hatte heute ein Wellenbad der Gefühle wie noch nie in meinem Leben“, sagte die deutsche Nationalspielerin. Turbine hatte in der ersten Halbzeit eine gewisse Nervosität nicht verbergen können und einen Rückstand nur mit viel Abwehrarbeit und auch Glück verhindert, als Louisa Necibs 35-Meter-Freistoß ans Lattenkreuz knallte. Nach dem Seitenwechsel war Potsdam dann immer dominanter geworden.

Doch Anja Mittag schien im Elfmeterschießen zur tragischen Figur der Partie zu werden, als sie nach Jennifer Zietz verschossenem Elfmeter ebenfalls an Lyons Torhüterin Bouhaddi scheiterte. „Da kamen mir schon die Tränen“, sagte Turbines Torjägerin. Doch Anna Felicitas Sarholz hielt just in dem Augenblick zwei Elfmeter, als jedes weitere Gegentor den Sieg für Lyon bedeutet hätte. „Es war der Wahnsinn, die Hälfte von uns hat schon geheult, weil wir schier aussichtslos zurücklagen, und dann hält sie die beiden entscheidenden Dinger“, sagte Bianca Schmidt, die später den entscheidenden Elfmeter verwandelt hatte.

Spielführerin Jennifer Zietz durfte anschließend den 60 Zentimeter hohen und zehn Kilo schweren neuen Pokal in den Nachthimmel stemmen. Es folgte eine Ehrenrunde mit der Trophäe und später eine Siegesfeier mit Eltern, Freunden und Sponsoren im Restaurant „Halifax“ bis in den Freitagmorgen. „Man hat gesehen, dass es ein würdiges Finale und beste Werbung für den Frauenfußball war“, sagte Zietz.

Mit der Aufwertung des bisherigen Uefa-Cups zur Champions League habe der europäische Verband „ein Zeichen gesetzt, dass Männer- und Frauenfußball nicht mehr so weit auseinander liegen“, sagte Trainer Schröder. „Man hat heute gespürt, dass der Frauenfußball auch in Spanien, wo er einen nicht so hohen Stellenwert wie bei uns in Deutschland hat, große Begeisterung auslösen kann.“ Er habe das auch dem Uefa-Präsidenten Michel Platini gesagt.

Am Samstagabend wird das Turbine-Team im Bernabeu-Stadion das Champions-League-Endspiel der Männer zwischen Bayern München und Inter Mailand verfolgen. Fatmire Bajramaj gab den Bayern noch einen Tipp: „Männer, macht es wie wir, und alles ist gut.“ Nach der Rückkehr der Mannschaft am Sonntag wird es am Pfingstmontag auf dem Potsdamer Luisenplatz noch einen großen Empfang für Turbine geben. „Da wird es auch noch einmal hoch hergehen.“, ahnt Bernd Schröder schon.

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