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Sport: Trost im Vakuum

Elber verpasst beim 1:1 gegen die Bayern die Revanche

München. Das Leben war einfacher als Bayern-Spieler, das musste Giovane Elber am Dienstagabend gleich zwei Mal erleben. Gegen ein Uhr nachts, der Großteil der kickenden Münchner Belegschaft hatte das nach Spielen in der Champions League obligatorische Bankett soeben verlassen, da spazierte Elber ins Hilton-Hotel und rief den umstehenden Reportern zu, er werde nun raufgehen in den fünften Stock, um seinen ehemaligen Kollegen beim Kartenspielen zuzusehen. Doch am Aufzug war vorerst Endstation: ohne gelochte Zimmerkarte keine Aufzugfahrt. Elber, der Gast, hatte keine, und es dauerte eine ganze Weile, bis er einen der mitgereisten Sponsoren gefunden hatte, der ihm mit seiner Karte aushelfen konnte.

Schon während der 90 Minuten im Stade de Gerland, dem 1:1 zwischen seinem neuen Verein und dem alten, war der Stürmer von Olympique Lyon sehr unsanft daran erinnert worden, dass ihm die Annehmlichkeiten seines einstigen Arbeitgebers nicht mehr zuteil werden. Die präzisen Anspiele aus dem Münchner Mittelfeld waren nicht mehr an ihn adressiert, sondern an Roy Makaay. Es war nicht seine Mannschaft, die lange Zeit selbst- und siegessicher aufgetreten war, sondern die gegnerische. Er selbst sah lange Zeit tatenlos seinen neuen Kollegen zu, die seiner Einschätzung nach „zu schüchtern“ agierten, um die Bayern ernsthaft zu gefährden.

Und auch wenn Giovane Elber gewohnt fröhlich Grimassen schnitt nach dem Schlusspfiff und Witze erzählte, so muss ihn der Gang der Dinge des Abends doch arg gewurmt haben: Erst schoss mit Makaay derjenige die Bayern in Führung, dem Hoeneß, Hitzfeld & Co. vor wenigen Wochen seinen Arbeitsplatz geopfert hatten. Und dann misslang dem Brasilianer in der 89. Minute sein Racheakt: Per Drehschuss hätte er Bayerns Niederlage besiegeln können. Die sich in der letzten Zeit bereits andeutende Mini-Krise beim Deutschen Meister hätte sich verschärft. Doch wegen Oliver Kahns glänzender Parade blieb ihm die Genugtuung verwehrt.

„Das Thema Bayern ist für mich erledigt“, sagt Elber immer wieder, doch es klingt nicht glaubwürdiger, je öfter er es sagt. „Giovane würde sicher noch sehr gerne bei uns spielen“, sagte Michael Ballack nach dem Spiel. Er hatte sicher Recht.

Der einzige Trost, den die Münchner ihrer einstigen stürmenden Führungskraft spenden konnten, war vakuumverpackt. Uli Hoeneß hatte Nürnberger Bratwürste aus eigener Herstellung in die Hochburg der Haute Cuisine geschmuggelt. Immerhin 140 Stück.

Daniel Pontzen

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