zum Hauptinhalt
Bittere Gewissheit: Niclas Füllkrug nach dem Schlusspfiff.

© Imago/Michael Kienzler

Trotz 4:2-Sieg gegen Costa Rica: Deutschland verpasst das WM-Achtelfinale – weil auch Japan gewinnt

Wie vor vier Jahren scheitert das DFB-Team bereits in der Gruppenphase. Dabei läuft bis kurz nach der Halbzeit noch alles wie erhofft.

Manuel Neuer ballte seine Faust zum Jubel, dann verfinsterte sich seine Miene. Der Torhüter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nahm seinen Kollegen Antonio Rüdiger ins Visier, der Costa Rica mit einem abstrusen Fehler eine riesige Chance zum Ausgleich ermöglicht hatte. Jubel und Entsetzen: Die Extreme lagen am Donnerstagabend nah beieinander.

Neuers instinktive Reaktion ließ ein wenig von der Spannung und auch der Anspannung aller Beteiligten erahnen. Dabei sah alles so gut aus. Die Deutschen dominierten das Spiel gegen die lange überaus harmlosen Costa Ricaner; sie gingen früh in Führung, und nur kurz darauf entwickelten sich die Dinge im Parallelspiel zwischen Spanien und Japan so, wie sie sich für das Team von Bundestrainer Hansi Flick entwickeln mussten: Spanien erzielte ebenfalls das 1:0.

In diesem Moment hüpfte die Nationalmannschaft auf Platz zwei der Tabelle. Aber es blieb eine wacklige Angelegenheit. Und am Ende stürzte alles ineinander. Die Deutschen taumelten, sie drehten einen zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand, gewannen durch zwei Tore des eingewechselten Kai Havertz und ein weiteres von Niclas Füllkrug zwar mit 4:2 (1:0). Doch es reichte nicht – weil Japan gegen Spanien mit 2:1 gewann.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Spiel der Deutschen in Al-Khor lief noch, als alles bereits vorbei war. Während Spanien und Japan bei der WM in Katar im Achtelfinale stehen, scheitert die Nationalmannschaft zum zweiten Mal nacheinander schon in der Gruppenphase. Die Ära von Bundestrainer Hansi Flick beginnt mit der größtmöglichen Enttäuschung.  

Bundestrainer Flick sorgt wieder für Überraschung

Mit seiner Aufstellung war Flick wieder mal eine Überraschung gelungen. Der Bundestrainer versetzte Joshua Kimmich aus dem zentralen Mittelfeld auf die Position des rechten Außenverteidigers. Mit dieser Variante hat Flick gute Erfahrungen gemacht – als er noch Trainer bei Bayern München war. Im Sommer 2020, beim Finalturnier der Champions League in Lissabon, musste Kimmich ebenfalls hinten rechts aushelfen. Am Ende sprang für ihn und Flick der Titel heraus. Kimmich führte sich auf seiner neuen alten Position gleich gut ein. Mit einer präzisen Flanke bediente er in der Mitte Thomas Müller, doch dessen Flugkopfball ging deutlich am Tor vorbei. Die Frage, wer als Mittelstürmer auflaufen sollte, hatte Flick am längsten beschäftigt. Letztlich entschied er sich erneut für den Münchner Müller – und gegen Deutschland neuen Liebling Niclas Füllkrug.

Immerhin: Der verunglückte Flugkopfball ging als erster Torschuss für Müller bei diesem Turnier in die Statistik ein. „Er ist ein Spieler, der die Mannschaft immer wieder pusht“, erklärte Flick. An intrinsischer Motivation aber mangelte es dem Team ohnehin nicht. Die Deutschen bestimmten von Beginn an das Spiel, Jamal Musiala schloss das erste seiner vielen Soli schon nach 110 Sekunden mit einem gefährlichen Torschuss ab.

In der Anfangsphase des Spiels hatten die Deutsche einen Ballbesitz von gefühlt 103 Prozent. Costa Rica verrammelte den eigenen Strafraum, nahm sonst kaum am Spiel teil. Eroberten sie den Ball einmal, eroberten die Deutschen ihn gleich zurück. Die Nationalmannschaft kam in der ersten Viertelstunde zu etlichen guten Gelegenheiten – und nach knapp zehn Minuten auch zum ersten Tor.

Japan dreht plötzlich auf

Nach einer Flanke von Linksverteidiger David Raum lenkte Serge Gnabry den Ball per Kopf ins lange Eck. Keylor Navas im Tor der Mittelamerikaner, der einige Schüsse parieren konnte, hatte diesmal keine Abwehrchance.

10:1 Torschüsse, 7:1 Ecken: Die Zahlen zur Pause sprachen eine klare Sprache. Der Vorsprung aber war gemessen an den Spielanteilen recht dünn. Wie dünn, das zeigte sich kurz vor der Pause, als Raum seinem Kollegen Rüdiger den Vortritt lassen wollte. Doch Deutschlands Abwehrchef trat am Ball vorbei, Keysher Fuller, einziger Torschütze bisher für Costa Rica bei dieser WM, hatte plötzlich freie Bahn. Neuer riss den Arm hoch und lenkte den Schuss über die Latte.

10
Torschüsse hatte Deutschland zur Pause abgegeben, Costa Rica nur einen.

Es war eine deutliche Warnung, und gleich nach der Pause folgte die nächste. Japan glich im Parallelspiel aus, Deutschland fiel auf Platz drei zurück – und brauchte nun wieder ein Tor für den Einzug ins Achtelfinale. Kurz darauf ging Japan sogar in Führung – nun brauchte die Nationalmannschaft sieben Tore, um wenigstens die Spanier hinter sich zu lassen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Flick, der zur Pause bereits Lukas Klostermann für Leon Goretzka eingewechselt hatte und Kimmich wieder ins Mittelfeld versetzte, brachte Niclas Füllkrug. Aber sein Team wirkte nun wie gelähmt ob der eigenen Machtlosigkeit. Auch in der Defensive.

Nicht nur vorne ließen es die Deutschen an Entschlossenheit vermissen, sondern zunehmend auch hinten. Nach einer knappen Stunde und einem Ballverlust im Mittelfeld konterten die Costa Ricaner. Neuer konnte den ersten Versuch noch parieren, doch im Nachschuss traf Yeltsin Tejeda zum 1:1-Ausgleich.

Die Deutschen steckten nicht auf. Warum auch? Ein Tor – hier oder im Parallelspiel – würde alles wieder ändern. Aber die Deutschen bekamen langsam eine Ahnung von ihrem möglichen Scheitern. Während Jamal Musiala zweimal den Pfosten traft, brachte Juan Pablo Vargas Costa Rica sogar in Führung.

Für drei Minuten waren die Mittelamerikaner im Achtelfinale, bis Havertz für die Deutschen das 2:2 erzielte. Sein zweiter Treffer kurz vor Schluss zum 3:2 ließ die Hoffnung noch einmal aufflammen. Ein Tor fehlte. Ein Tor der Spanier. Es fiel nicht mehr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false