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© dpa

TSV 1860 München: Chaos im Container

Zweitligist 1860 München sucht mit dem neuen Sportdirektor Miroslav Stevic, der Stefan Reuter ablöst, den Weg aus der Krise. Die Ziele sind ehrgeizig: Der Aufstieg soll für den Tabellenelften die Rettung bringen.

Seine Pressekonferenzen auf dem Vereinsgelände hält der TSV 1860 München traditionell in einem Container ab, etwa von der Art, wie sie auf Baustellen als Frühstücksraum dienen. Am Dienstagmittag war der Raum zum Bersten gefüllt. Journalisten waren da, aber auch Fans und Vereinsmitarbeiter, etwa der Busfahrer. Dem zarten Hinweis des Pressesprechers, alle Nicht-Reporter möchten doch bitte rausgehen, folgte ein Mann und ging – aber unter der Bedingung, dass die Tür offenbleibe: „Ihr habt es doch schön warm drinnen.“ Das fanden Pressesprecher und Vereinsvorstand in Ordnung. So ist sie, die bunte Welt der Münchner Löwen. Nun aber konnte es losgehen. Endlich.

„Schließlich haben wir eine ganze Menge an Informationen“, sagte Präsident Rainer Beeck. Das erste Anliegen war ihm, über den Investor zu sprechen, mit dem die Trendwende gelingen solle. Es sei nicht, wie in den Zeitungen gestanden hatte, ein Finanzinvestor mit Sitz auf den Virgin Islands, sondern ein Geschäftsmann: Nicolai Schwarzer, Inhaber der Schwarzer Unternehmensgruppe in Berlin, die vor allem in Immobilien macht. Außerdem werde man die Führung künftig auf zwei Säulen stellen: einen Geschäftsführer und einen Sportdirektor.

Fatale wirtschaftliche und sportliche Situation

Bisher hatte Stefan Reuter beides in Personalunion erledigt. Doch die Situation der Löwen ist fatal, sportlich wie wirtschaftlich. Der Verein steht auf Rang elf der Zweiten Liga. Zudem hat 1860 ein strukturelles Defizit von drei Millionen Euro – vor allem wegen der Kosten für die Arena – und ist so auf Dauer nicht überlebensfähig. Der Aufstieg soll die Rettung bringen. „Wir brauchen eine neue sportliche Ausrichtung“, sagte Beeck. Neben ihm stand der neue Sportdirektor Miroslav Stevic, von 1994 bis 1999 Profi bei den Löwen. „Mit Herrn Reuter sind wir im Gespräch über sein verändertes Aufgabenfeld. Wir würden ihn gern dafür gewinnen“, dichtete Beeck.

Reuter soll bleiben, will aber nicht

Allerdings hatte Stefan Reuter zehn Minuten vor Beginn der Pressekonferenz den Journalisten mitgeteilt: „Das Angebot, das mir nicht einmal konkret vorliegt, kann ich nicht annehmen.“ Für die drei anwesenden Vorstände, unter ihnen auch Franz Maget, der SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag, war es ein peinlicher Moment, als sie mit Reuters Aussage konfrontiert wurden. „Uns hat er das noch nicht gesagt“, räumte Beeck ein, beharrte aber darauf, den beurlaubten Reuter halten zu wollen. Die Verhandlungen mit dem Investor hatten seit Monaten hinter dem Rücken des Geschäftsführers stattgefunden, am Freitag schließlich wurde der Vertrag mit dem Geldgeber unterzeichnet.

Der Serbe Stevic holte gleich zwei Landsleute

Die Pressekonferenz blieb turbulent. Zwischendurch kletterte ein Fan kommentarlos aus dem Containerfenster und kletterte wenig später kommentarlos wieder herein. Die Fragen an die Herren auf dem Podium waren scharf. Über die Höhe des Investments schwiegen sie. Nur so viel: Es sei ein Darlehen, man habe keine Anteile abgetreten. Mit dem Geld soll die Mannschaft verstärkt werden. Mit der ersten Tranche verpflichtete der Serbe Stevic auf Leihbasis seine beiden Landsleute Antonio Rukavina und Nikola Gulan. Vor einem Dreivierteljahr hatte sich Stevic schon einmal mit einem Geldgeber ins Spiel gebracht, blitzte aber ab. „Der Investor wollte seine Identität nicht preisgeben“, sagt Präsident Beeck. Der Kontakt zur Schwarz-Gruppe ist aber über denselben Vermittler zustande gekommen, mit dem man auch beim Anonymus zu tun hatte. Vielleicht ist sogar Schwarz dieser Anonymus. Das würde zumindest erklären, warum er unbedingt Stevic wollte. Immerhin eins steht fest: Die Welt der Löwen dürfte bunt bleiben.

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