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Hambüchen

© dpa

Turn-WM: Platz drei – dabei

Fabian Hambüchen führt die deutschen Turner ins WM-Finale und zu Olympia. Der Einzug in die Weltspitze scheint tatsächlich möglich zu sein.

Unten, neben den Geräten, lagen sich die deutschen Turner in den Armen, auf den Zuschauerrängen in der Stuttgarter Schleyer-Halle hatten sich 8500 Fans erhoben, um zu klatschen. Die deutsche Männer-Riege hatte sich gestern Abend bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart mit einem exzellenten dritten Rang und 364,250 Punkten nicht nur einen Platz im Finale am Donnerstag sondern auch bei Olympia 2008 in Peking gesichert. Platz eins belegte China (374,275) vor Japan (370,725). Bei den Deutschen überragte Fabian Hambüchen, der außerdem noch am Reck, beim Sprung und wie Philipp Boy im Mehrkampf das Finale erreichte.

Die deutsche Riege lag nach dem Pferdsprung mit ausgezeichneten 64,175 Punkten auf Platz zwei in dieser Qualifikationsgruppe hinter China. Am Barren turnte Marcel Nguyen von den Deutschen am stärksten (15,450). Der 19-Jährige demonstrierte wieder den sehr seltenen Abgang Doppelsalto mit ganzer Schraube. Das deutsche Team fiel aber mit 125,600 Punkten auf Platz vier zurück. Am Reck überzeugte zwar Europameister Hambüchen mit 16,025 Punkten, Deutschland blieb allerdings Vierter. Am Boden riss Hambüchen unter anderem mit seinem Doppelsalto gestreckt mit ganzer Schraube die Zuschauer zu frenetischen Jubelschreien hin. Deutschland schob sich auf Rang drei. Diesen Platz verteidigte die Riege auch nach dem Seitpferd und den Ringen. Ein bedeutsames Ziel war erreicht.

Hoffnung auf größere finanzielle Unterstützung

Das Erreichen der Olympia-Qualifikation ist für die deutschen Turner auch deshalb so wichtig, weil sie in der tiefsten Stufe der Sportförderung eingestuft sind. Im Hinblick auf Olympia verteilt der Bund mehr Mittel. Für Rainer Brechtken, den Präsidenten des Deutschen Turnerbundes (DTB), geht aber nicht nur um die Mittel, sondern auch um Perspektive. Die Fördermittel richten sich mittlerweile danach, welche Chancen in der Zukunft ein Team besitzt. Die reinen Platzierungen sind nicht mehr alleiniger Maßstab. Deshalb ist es Brechtken so wichtig, dass seine jungen Turner Hoffnungen wecken.

Und deshalb hat Brechtken einen Mentalitätswechsel durchgesetzt. „Vor der WM 2003 gab es bei uns dieses Denken, wir schaffen irgendwie die Olympiaqualifikation, und dann dümpeln wir bei Olympia halt herum“, sagt er. „Aber für uns muss die Weltspitze der Maßstab sein.“ Er will dieses Denken zementieren.

Der DTB hat keinen Hauptsponsor, er muss jede Chance nutzen, sich darzustellen. Und Olympia ist eine solche Chance. Kunstturnen hatte bei den Olympischen Spielen in der Vergangenheit mit die höchsten Einschaltquoten. Und für die Außendarstellung ist ein Team genauso wichtig wie ein Star wie Hambüchen, sagt Brechtken. „Er lebt davon, dass andere auch viele Punkte beisteuern.“ Nichts wäre schlimmer als ein Hambüchen, der die Mannschaft allein tragen müsste. „Dann“, sagt Brechtken, „würde er wegen des Drucks wirklich Probleme bekommen.“ Gestern hatte er keine.

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