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Sport: Tyrannisch – aber erfolgreich

Wer Präsident von Real Madrid werden will, muss nicht unbedingt Ahnung von Fußball haben. Er muss Geld haben, einen Hang zum Größenwahn besitzen und eine gewisse Skrupellosigkeit, um überhaupt ins Amt zu gelangen.

Wer Präsident von Real Madrid werden will, muss nicht unbedingt Ahnung von Fußball haben. Er muss Geld haben, einen Hang zum Größenwahn besitzen und eine gewisse Skrupellosigkeit, um überhaupt ins Amt zu gelangen. Zumindest hinterlässt Ramón Calderón am Ende seiner gut zweijährigen Amtszeit diesen Eindruck. Sein schmutziger Abgang ist ein weiteres Beispiel dafür, dass gerade Fußballvereine anfällig für seltsame Gestalten an ihrer Spitze sind. Zu groß ist der Reiz, auf eitle alte Männer hereinzufallen, solange sie einem brillante Fußballer, großartige Siege und gedemütigte Rivalen versprechen.

Auch nach Calderón wird der Wahnsinn nicht aus Reals Präsidentenamt zu verbannen sein – zu verlockend ist der Posten für machthungrige Männer. Schon einige von Calderóns Vorgängern fielen durch ein lockeres Verhältnis zu Buchhaltung, Demokratie und Wahrheit auf. Doch Reals Fans sind im Zweifelsfall dazu bereit, jedem noch so selbstherrlichen Klubchef zu verzeihen, wenn er die besten Spieler holt und der Klub am Saisonende vor dem FC Barcelona steht. Aber auch damit konnte Calderón nicht dienen.

Der spanische Schriftsteller und Real-Fan Javier Marias hat einmal geschrieben: „Ich weiß nicht, welcher perverse Prozess dazu führt, dass abstoßende, grobe, lächerliche und tyrannische Menschen zu Vereinspräsidenten ernannt werden.“ Man könnte ihm antworten: der Fußball.

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