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U-21-EM: Ein historischer Titel

Die deutsche U-21-Nationalmannschaft wird nach einem 4:0-Sieg im Finale über England Europameister.

Als die deutschen Spieler ins Neue Stadion von Malmö einliefen, war der Pokal aus poliertem Stahl und Glas geschmückt mit den blauen Bändern der Uefa zum Greifen nahe. Danach wurde die Trophäe im Kabinengang zwischengelagert. Zwei Stunden später kam sie erstmals unter riesigem Jubel der DFB-Junioren in deutsche Hände. Sami Khedira, der Kapitän der U-21-Nationalmannschaft, nahm gestern Abend in Malmö den Uefa-Pokal des Junioren-Europameisters von Michel Platini entgegen. Mit dem 4:0 (1:0) gegen England schaffte die überragend auftrumpfende Mannschaft einen historischen Sieg: Durch Tore von Gonzalo Castro, Mesut Özil und zweimal Sandro Wagner gewann die älteste Junioren-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erstmals den EM-Pokal und holte damit den dritten EM-Titel nach den U-17- und U-19-Junioren innerhalb von elf Monaten nach Deutschland.

Gonzalo Castro, der schon beim Gruppenspiel gegen die Engländer vor einer Woche (1:1) getroffen hatte, erzielte nach zwanzig Minuten die Führung nach einem idealen Pass von Mesut Özil. Der Bremer, der sein drittes Finale innerhalb weniger Wochen bestritt, erzielte kurz nach der Pause mit einem Freistoß das 2:0, bei dem Scott Loach patzte. Der Ersatzmann für den gesperrten Stammtorwart Joe Hart lenkte Özils Schuss mit der Faust ins eigene Tor. Alle deutschen Spieler liefen zu Horst Hrubesch und nahmen ihren Trainer in die Mitte. Freude herrschte auch auf der Tribüne. Anschließend versuchten die Engländer erneut Druck aufzubauen, aber die starke DFB-Defensive hielt. Ein Schuss von Lee Cattermole streifte die Latte, einmal musste Andreas Beck für Manuel Neuer nach einem Schuss von Adam Johnson klären. Wagner vergab zunächst einen möglichen Treffer, sorgte dann aber mit einem Doppelschlag für die Entscheidung.

Hrubesch hatte das Team neben dem gesperrten Ashkan Dejagah auf Marko Marin und Dennis Aogo verzichtet. Mit den Stammspielern hatte er auch die Taktik umgestellt. Bundestrainer Joachim Löw konnte von der Tribüne aus besichtigen, wie Hrubesch das auch schon vom A-Team angewandte 4-1-4-1-System spielte. Die Hereinnahme von Mats Hummels (Dortmund) als zusätzlicher kopfballstarker Defensivspieler war eine Meisterleistung. Der Ex-Bayer trumpfte überragend auf. In dem Duisburger Wagner kam ein weiterer ehemaliger Bayern-Profi als kopfballstarke Anspielstation ins Team, ihm gelangen gleich zwei Tore. Die deutsche Elf nahm durch die Hereinnahme der drei „Langen“ Hummels, Wagner und Khedira den Briten die gefährlichste Waffe. Fast alle hohen Bälle wurden abgefangen.

Auch nach vorne lief das Spiel besser. Die für den Junioren-Fußball typische Hektik, in der sich an guten Kombinationen und Abspielfehler abwechseln, kam seltener auf. Die Deutschen ließen den Ball gut laufen. Zehn Minuten vor der Pause begann durch das Stadion die LaOla zu schwappen, 20 000 waren begeistert vom tollen Niveau. Die deutschen Junioren hatten mit einer Trikotlist viele Zuschauer auf ihre Seite gezogen. Sie kamen in schwedischen Hemden zum Aufwärmen. Das DFB-Team entschied sich als erstgenannte Final-Mannschaft, komplett in Rot anzutreten. Das Team liebt die aggressive Farbe, die in der Ära von Jürgen Klinsmann beim DFB anstelle der Ausweichfarbe grün eingeführt wurde. Im Halbfinale hatte es in roter Kleidung den fünfmaligen Titelgewinner Italien ausgeschaltet. Die Juniorenzeit endet nun für die meisten Spieler, lediglich acht können beim neuen Trainer Rainer Adrion weitermachen, denn auch für Hrubesch hat die letzte Stunde bei der U 21 geschlagen. Es war eine große Stunde, ja eine historische.

Gregor Derichs[Malmö]

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