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Sport: Über Holland zur WM?

Guus Hiddink trainiert Australien größtenteils von seinem Heimatland aus

Sollte die kleine Revolution im Weltfußball am Ende doch ausbleiben, wird alles ganz schnell gehen. Guus Hiddink wird sich als Trainer in Sydney für immer von den australischen Nationalspielern verabschieden und in das nächste Flugzeug nach Europa steigen. Zurück zu seinem Hauptjob als Cheftrainer des niederländischen Spitzenklubs PSV Eindhoven und mit der Erkenntnis, dass selbst er nicht ständig Wunder vollbringen kann. Vor drei Jahren hatte der Niederländer Hiddink Südkorea sensationell ins WM-Halbfinale geführt. Das war so ein Wunder. Danach huldigte ihm ein ganzes Land.

Nun könnte Hiddink 13 000 Kilometer entfernt erneut zum Nationalhelden werden. Qualifizieren sich die Australier am Mittwoch (10 Uhr MEZ) in Sydney im zweiten Relegationsspiel gegen Uruguay trotz des 0:1 im Hinspiel zum zweiten Mal nach 1974 für eine WM-Endrunde, hätte Hiddink ein weiteres Wunder vollbracht. Er hat mit Eindhoven 1988 den Europapokal der Landesmeister gewonnen, Real Madrid trainiert und die Niederlande 1998 ins WM-Halbfinale gegen Brasilien geführt. Er hatte mit etablierten Teams seine Erfolge. Deshalb, sagt sein Agent Cees van Nieuwenhuizen, habe Hiddink im Juli das Nationalteam Australiens übernommen, zusätzlich zu seiner Aufgabe in Eindhoven. Australiens Verband und die Fans leiden unter dem Trauma der verpassten WM-Teilnahmen. Hiddink löste den netten, aber erfolglosen Frank Farina ab. Der hatte die Australier im Sommer beim Confed-Cup in Deutschland zu drei Niederlagen in drei Spielen geführt. Farina sagt über sich selbst: „Ich bin wie ein Fan.“ Hiddink aber ist ein Stratege. „Unser neuer Super-Coach“, sagt Frank Lowy, Chef des australischen Fußball-Verbands.

Der neue Super-Coach konstatierte nach einer ersten Bestandsaufnahme: „Die Spieler sind zu engagiert. Wer zu engagiert ist, vergisst, welche Aufgabe er zu erledigen hat.“ Also bereiteten sich die Spieler schon auf das Hinspiel entspannt vor. Aber nicht in Uruguay, sondern, quasi auf neutralem Boden, in Buenos Aires in Argentinien. Damit wollte Hiddink Druck von der Mannschaft nehmen. Kapitän Mark Viduka war beeindruckt. „Du würdest nicht glauben, dass wir vor einem der größten Spiele in unserer Karriere stehen“, sagte der Stürmer vom FC Middlesbrough. „Guus hat uns Vertrauen gegeben.“ Die knappe 0:1-Niederlage im Hinspiel betrachtet keiner im australischen Team als Unglück.

Anfang Oktober, in einem Trainingslager bei Eindhoven, war die Stimmung sehr viel unangenehmer. Hiddink arbeitete erstmals für längere Zeit mit seinen Spielern zusammen. Danach sagte er, die WM-Teilnahme käme einem „kleinen Wunder“ gleich. Dazu kam die Doppelbelastung durch seinen Job in Eindhoven. Aber trotz der Arbeit überzeugt Hiddink bis jetzt mit guten Resultaten des PSV in der Champions League. Trainingslager mit der australischen Mannschaft hielt er in den Niederlanden ab. Als er im September dann doch einmal reisen musste, weil Australien WM-Qualifikationsspiele gegen die Salomon-Inseln bestritt, kam er erst kurz vor Spielbeginn an. Er hatte für den PSV noch Transfers zu erledigen.

Die Australier nehmen alle Unannehmlichkeiten klaglos in Kauf, solange Hiddink Erfolge liefert. Vielleicht kommt am Mittwoch noch ein Wunder dazu.

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