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Überraschung: Hamburg deprimiert sich selbst

Der Meisterkandidat unterliegt 1:4 in Mönchengladbach - und das nicht einmal unverdient.

Einst hatte Marcell Jansen als Fan von Borussia Mönchengladbach in der Kurve gestanden. Dann spielte er vierzehn Jahre für den rheinischen Traditionsverein Fußball, ehe es ihn zu bedeutenderen Klubs zog. Diesmal wollte er mit dem Hamburger SV in Gladbach sogar den Titelanspruch untermauern. Aber beim 1:4 in der alten Heimat fühlte Jansen sich überhaupt nicht wie zu Hause. Den Toren von Rob Friend, Tobias Levels, Roel Brouwers und Marko Marin hatten harmlose Hamburger nur den Gegentreffer von Mladen Petric entgegenzusetzen.

„Das 1:4 ist eine Klatsche“, sagte Jansen. Den Hamburgern habe es „an allem gemangelt“, Gladbach sei „einfach besser gewesen“. Welch ein Fazit nach einem Spiel gegen den Tabellenletzten. Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer formulierte es noch drastischer. „So darf man sich nicht auseinandernehmen lassen.“ Die Gladbacher indes haben wieder Mut geschöpft. „Wir können wieder die berechtigte Hoffnung haben, da unten wegzukommen“, sagte Trainer Hans Meyer.

Im Fanblock des HSV war ab und zu das Imitat einer Meisterschale aufgeblitzt – als Symbol für die Ambitionen der Hanseaten, die als Bundesliga-Zweiter in den Borussia-Park gekommen waren. Das Können eines Titelkandidaten ließen die Hamburger so gut wie gar nicht aufblitzen. Sie begannen abwartend und überließen der Heimelf die Initiative. Als das Gladbacher Angriffsspiel Fahrt aufgenommen hatte, kamen mitunter auch Fußball-Feinschmecker auf ihre Kosten. Beim Führungstreffer etwa war viel Ballgefühl im Spiel. Marin hob die Kugel sanft in den Fünfmeterraum, und der lauernde Rob Friend vollendete mit einem Volleyschuss. Beim zweiten Treffer gelangte der Ball zu Tobias Levels. Dessen ersten Schuss vermochte HSV-Verteidiger Joris Mathijsen vor der Torlinie noch zur Seite abzuwehren; die Szene schien geklärt, doch von der Auslinie beförderte Levels die Kugel im Fallen ins Netz – ein artistischer Treffer!

Zwischendurch hatte Mladen Petric einen der wenigen lichten Momente der Hamburger zum Ausgleich genutzt. Sonst war von den Norddeutschen in der Offensive wenig zu sehen. Die Gladbacher kickten, wie Alexandern Baumjohann es angekündigt hatte: „Wir schieben keinen Frust. Solange die Chance auf den Klassenerhalt vorhanden ist, greifen wir an.“

Nach dem Seitenwechsel nahm die Angriffslust des Abstiegskandidaten noch zu. Erst traf Kapitän Filip Daems den Pfosten, wenig später zeigte er als Flankengeber mehr Präzision – und fand in Verteidiger Roel Brouwers einen dankbaren Abnehmer. Danach stürmte Gladbach unwiderstehlich weiter. Die Belohnung dafür war Marins Elfmetertor zum 4:1.

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