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Überraschung in England: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit: Wigan Athletic gewinnt sensationell den FA-Cup

Durch einen 1:0-Sieg gegen Manchester City feiert der abstiegsbedrohte Klub den größten Erfolg seiner 81-Jährigen Vereinsgeschichte.

London - Roberto Martinez entschuldigte sich zunächst. Nach dem größten Erfolg der 81-jährigen Vereinsgeschichte hatte der spanische Trainer von Wigan Athletic mehr als eine Stunde gebraucht, um es von der Kabine des Wembley-Stadions ins angrenzende Presseauditorium zu schaffen. „Wir sind es nicht gewöhnt zu feiern”, sagte Martinez. Von wilden Tänzen wusste er nach dem 1:0(-0:0)-Sieg im englischen Pokalfinale gegen die Superstartruppe Manchester City allerdings nicht zu berichten. „Die Jungs wissen, was sie zu tun haben, sie sind seriös“, sagte der 39-Jährige, „es geht ins Eisbad, dann in den Bus. Morgen ist Training.“

Das war keine Ironie, sondern leider die Wahrheit. Die Latics mussten die Euphorie über den ersten nennenswerten Titelgewinn in der Klubhistorie im Stillen ausleben, für eine Party ist die Lage in der Liga nämlich viel zu prekär. Der zwischen Manchester und Liverpool gelegene Kleinstadtverein steht mit drei Punkten Abstand auf die Konkurrenz auf dem dritten Abstiegsplatz, bei noch zwei verbleibenden Spielen. Am Dienstagabend muss die für ihren kultivierten Kurzpassfußball gerühmte, aber defensiv labile Elf schon wieder zum Auswärtsspiel beim FC Arsenal ran. „Den Klassenerhalt zu schaffen wäre das Double für uns“, sagte Martinez. Selbst wenn Wigan die Klasse hält, wird es schwer, den eloquenten Trainer nicht an einen größeren Verein zu verlieren.

Auf einen Abschied muss sich wohl auch City-Coach Roberto Mancini einstellen. Schon vor dem beschämenden Finalauftritt hatte der aus Abu Dhabi kontrollierte Klub mit Manuel Pellegrini, dem Trainer des FC Malaga, verhandelt. City braucht neue Impulse, daran gibt es spätestens seit der Niederlage gegen den krassen Außenseiter Wigan keine Zweifel mehr. Der Kontrast zu Martinez’ taktisch überlegenem und begeisternd kämpfendem Team aus No-Names hätte für den anderen Roberto kaum unvorteilhafter ausfallen können. Raphael Honigstein

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