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Update

Überraschung in Wimbledon: Lisicki schlägt Scharapowa - auch Kerber weiter

Toller Erfolg für Sabine Lisicki. Die Berlinerin bezwingt Maria Scharapowa im Achtelfinale von Wimbledon und revanchiert sich damit für ihre Halbfinal-Niederlage aus dem Vorjahr. Im Viertelfinale kommt es nun zu einem deutschen Duell.

Der Aufschlag, den Maria Scharapowa über die Netzkante feuerte, hätte wohl so manche Gegnerin zur Verzweiflung getrieben. Mit viel Glück hätte die ein oder andere vielleicht noch den Schlägerrahmen hinter den Ball gebracht, mehr aber auch nicht. Doch Sabine Lisicki traf den Return nicht nur, sie donnerte ihn der Russin sogar so hart und schnell zurück ins Feld, dass Scharapowa das Gleichgewicht verlor. Lisicki schrie ein kämpferisches „Come on“ über Court No.1. Sie hatte im zweiten Satz das Break zum 2:0 geschafft. Die Berlinerin konnte schon den ersten Durchgang für sich entscheiden, und so schien sie kurz davor, mit einem Sieg über die Turnierfavoritin ins Viertelfinale von Wimbledon einzuziehen. „Ich liebe einfach diese großen Matches“, hatte Lisicki im Vorfeld gesagt – umso größer war dann die Freude, als sie die Weltranglistenerste und French- Open-Siegerin tatsächlich mit 6:4 und 6:3 zum ersten Mal bezwang. Wenig später zeigte Angelique Kerber eine ebenso überzeugende Leistung: Sie besiegte die dreimalige US-Open-Siegerin Kim Clijsters mit 6:1 und 6:1. Kerber und Lisicki treffen nun im rein deutschen Viertelfinale aufeinander.

„Es ist einfach unglaublich, ich weiß nicht, ob ich lachen oder vor Freude weinen soll“, sprudelte es aus Lisicki heraus. Mit einem Ass durch die Mitte verwandelte sie ihren dritten Matchball und sank danach glücklich auf die Knie. Es war die mit Abstand stärkste Leistung, die die 22-Jährige in den vergangenen Monaten gezeigt hatte. Vergessen schienen Verletzung und Formtief, die sie noch bis vor dem Beginn des wichtigsten Turniers der Saison geplagt hatten. „Das kann für Sabine wie eine Befreiung sein“, hatte Bundestrainerin Barbara Rittner schon nach Lisickis Erstrundensieg gemutmaßt. Rittner behielt Recht. Ausgelassen hüpfte Lisicki nach ihrem Sieg über den Rasen. „Ich habe mich vom ersten Punkt an toll gefühlt, hier spiele ich einfach am besten – und ich werde von Match zu Match besser“, sagte Lisicki. Sie konnte sich bei ihrem Lieblingsturnier zwar von Runde zu Runde steigern, doch dass ihr der erste Sieg gegen Scharapowa überhaupt gelingen würde, schien eigentlich verfrüht. „Ich merke, dass die Kurve wieder nach oben geht und ich viel besser spiele“, sagte Lisicki. Doch auch Scharapowa hatte nach ihrem Sieg in Paris zusätzliches Selbstvertrauen gewonnen.

Scharapowa aber konnte es an diesem Tag nicht umsetzen. Bei empfindlich kühlen Temperaturen und böigem Wind in Wimbledon unterliefen Scharapowa ungewöhnlich viele Fehler. Lisicki wirkte bissiger und energischer, sofort im ersten Spiel der Partie gelang ihr das Break. Halten konnte sie es nicht, und alles deutete darauf hin, dass Scharapowa nun mit ihrer Schlaggewalt und ihrem unbändigen Willen ihre Favoritenstellung als Weltranglistenerste untermauern würde. Doch Scharapowa fand nie zu ihrer Form – was auch den mutigen, wuchtigen Schlägen geschuldet war, die ihr Lisicki entgegenfeuerte. Genauso wie deren Aufschläge, die mit über 200 km/h über das Netz rauschten. Dass es zu Beginn des zweiten Satzes aufgrund von anhaltendem Nieselregen über der Anlage eine 40-minütige Unterbrechung gab, brachte Scharapowa dann gänzlich aus dem Konzept.

Lisicki wirkte entschlossener und ging sofort mit 2:0 in Führung. Scharapowa schien wie überrumpelt von der aggressiven Angriffslust ihrer Gegnerin und so blieben zwei abgewehrte Matchbälle das einzige Aufbäumen der großen Favoritin.

Noch vor einem Jahr hatten sich die beiden im hier Halbfinale gegenüber gestanden und damals war Scharapowa noch eine Nummer zu groß für Lisicki gewesen. Als sie zum Saisonbeginn im Achtelfinale der Australian Open gegeneinander spielten, ging es schon enger zu. Nun brach Lisicki den Bann. „Als Nadal ausschied, hat man doch gesehen, dass alles möglich ist, wenn man es will“, sagte sie. Daran dürfte auch Angelique Kerber glauben. Und eines steht bereits fest: Es wird wieder eine deutsche Halbfinalistin in Wimbledon geben.

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