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Uefa-Cup: Wehmütig am Fernseher

Die Bayern starten heute in den ungeliebten Uefa-Cup. Und der verschmähte Pokal wird zur begehrten Trophäe, auch wenn es ein Wettbewerb ohne Ronaldinhos und Kakas ist.

Wenn das mal nicht vielversprechend klingt: „Unser Hauptziel ist eine solide Übertragung, bei der niemand den Unterschied zur Champions League merkt“, sagt Oliver Welke, Moderator bei ProSieben, das ab Donnerstag, wenn die Bayern Belenenses Lissabon empfangen, die Auftritte des FC Bayern München im Uefa-Pokal überträgt. Er hat vor allem den Übertragungsstandard gemeint – doch Welkes Aussage passt trotzdem zur Marketingstrategie der Bayern in diesen Tagen: Weil die Münchner einfach so tun, als wäre der Uefa-Cup das Beste, was ihnen passieren konnte. Als hätte Franz Beckenbauer die Worte vom „Cup der Verlierer“ nie ausgesprochen.

Der Uefa-Cup sei schon vor zehn Jahren eine tolle Sache gewesen, so ist aus der Presseabteilung des Klubs zu hören, und im Finale damals (das die Bayern gegen Girondins Bordeaux gewannen) sei eine Stimmung gewesen wie danach wohl nirgendwo anders mehr. Nur in einem kurzen Moment der Schwäche gab Manager Uli Hoeneß jetzt zu: „Natürlich schauen wir ein wenig wehmütig am Fernseher zu, wenn Champions League läuft.“ Und dann erzählte er von einem Wettkreis, den die Bayern intern eingerichtet haben: Jeden Spieltag suchen sie sich eine Partie aus, und dann wird gewettet. Geld haben sie ja genügend, „die wirtschaftliche Lage ist besser als angenommen“, sagte Hoeneß. Wie gut genau, darauf wollte er ebenso wenig antworten wie auf die Frage, wie groß das Defizit gegenüber der Champions League denn nun sei: „Wenn wir weit kommen, dann verspreche ich Ihnen, dass wir noch viel Geld verdienen werden.“

Und wenn nicht? Dann dürfte es durchaus deutliche Differenzen geben, betrachtet man allein die in der Champions League bezahlten Prämien: Vergangenes Jahr verdienten die Bayern fast 30 Millionen in der Champions League – trotz Ausscheidens im Viertelfinale.

Dafür sind die Anstoßzeiten (19 Uhr statt 20.45 Uhr) ganz besonders toll am Uefa-Cup, finden die Bayern. „Endlich erreichen wir auch das jüngere Publikum“, sagt Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick, „mein 15-jähriger Sohn hat Ronaldinho und Kaka bisher sehr selten gesehen.“ Fairerweise muss man dem jungen Hörwick nun sagen: Das bleibt vorerst auch so. Die Bayern spielen nämlich in einem Wettbewerb ohne Ronaldinhos und Kakas.

Michael Neudecker[München]

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