zum Hauptinhalt

Sport: Uefa droht England: Letzte Chance für die Jungs von der Insel

Die Uefa macht Ernst: Einen Tag vor dem letzten Gruppenspiel der englischen Nationalmannschaft heute in Charleroi gegen Rumänien hat der europäische Fußballverband seine Drohung verstärkt, England von der Europameisterschaft zu verbannen. "Nun hat England eine letzte Chance, ansonsten schließen wir das englische Team aus", erklärte Uefa-Generalsekretär Gerhard Aigner in Zürich.

Die Uefa macht Ernst: Einen Tag vor dem letzten Gruppenspiel der englischen Nationalmannschaft heute in Charleroi gegen Rumänien hat der europäische Fußballverband seine Drohung verstärkt, England von der Europameisterschaft zu verbannen. "Nun hat England eine letzte Chance, ansonsten schließen wir das englische Team aus", erklärte Uefa-Generalsekretär Gerhard Aigner in Zürich. Uefa-Direktor Guido Tognoni sagte, sein Verband werde das Spiel in Charleroi "genau beobachten. Sollte wieder etwas passieren, wird unsere Organisationskommission eine Entscheidung treffen. Die Uefa macht in diesem Fall keine Scherze. Dafür ist das Thema viel zu ernst". Bei einem Ausschluss der Engländer könnte die deutsche Mannschaft Nutznießer sein.

Wegen der Ausschreitungen am vergangenen Wochenende in Brüssel und Charleroi hatte das Uefa-Exekutivkomitee am Sonntag England strengstens verwarnt und bei einer Wiederholung den EM-Ausschluss angedroht. Die Uefa sieht in England den Hauptverantwortlichen für die Krawalle, bei denen es zu fast 1000 Festnahmen gekommen war. Die englische Regierung habe im Gegensatz zur deutschen nicht rechtzeitig Maßnahmen gegen die Hooligans eingeleitet, sagte Aigner. "Wir können die Gewalt nicht zulassen, wir können nicht riskieren, dass es Opfer gibt. Das Zeichen der Uefa müssen die Engländer verstehen. Jetzt ist Schluss", sagte Uefa-Vizepräsident Egidius Braun, gleichzeitig Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Uefa-Präsident Lennart Johansson aus Schweden ergänzte: "So etwas wie in Charleroi darf nicht wieder passieren. Das ist der Tod des Fußballs, und ich kann nur hoffen, dass die Hooligans begreifen, was sie ihrem Land antun."

Aufgeschreckt durch die Uefa-Drohungen, hat die britische Regierung gestern Sofortmaßnahmen gegen Hooligans angekündigt, um einen Ausschluss des englischen Teams durch neue Krawalle zu verhindern. Innenminister Straw wies alle britischen Fähr-Unternehmen, die Eisenbahn und alle Fluglinien an, die Kundschaft schärfer zu kontrollieren und auf der "schwarzen Liste" verzeichnete Hooligans nicht mehr zu befördern. Dazu sollen zusätzliche Polizisten eingesetzt werden. Im Unterhaus entschuldigte sich Straw im Namen der britischen Regierung bei allen Belgiern. Den Einzug von Pässen lehnt er ("Die meisten der in Belgien festgenommenen Fans hatten keine Vorstrafen und sind in keinem Polizeiregister aufgetaucht") weiter ab. Premierminister Blair bezeichnete die Ausschreitungen in Charleroi als "Schande für unser Land". Er werde sich am Rande des EU-Gipfels in Portugal beim belgischen Ministerpräsidenten für das Benehmen der englischen Fans entschuldigen. Zu der Uefa-Drohung sagte Blair: "Wir dürfen uns nicht wundern, wenn die Leute jetzt sauer werden."

Sauer sind in England auch die oppositionellen Konservativen. "Innenminister Jack Straw hätte sich längst damit beschäftigen sollen. Er wusste doch schon seit geraumer Zeit, dass diese Probleme auf ihn zukommen", sagte Ann Widecombe, die innenpolitische Sprecherin der Konservativen. Dagegen wiesen Labour-Sprecher darauf hin, dass ein entsprechendes Gesetz im vergangenen Jahr aufgrund der Verzögerungstaktik der Opposition nicht habe verabschiedet werden können. Danach wäre es der Polizei unter anderem erlaubt gewesen, die Pässe von verdächtigen Personen zeitweise einzuziehen. Belgiens Innenminister Duquesne griff Straw scharf an: "Die deutschen Behörden haben es hervorragend geschafft, kriminelle Elemente an der Einreise zu hindern. Ich muss leider feststellen, dass es England nicht gelungen ist. Beide Kollegen hatten mir vor dem Turnier ihre Hilfe zugesichert, das Ergebnis ist leider sehr unterschiedlich."

Die britische Presse zeigte sich mit der harten Uefa-Linie überwiegend einverstanden. "Es ist Zeit, eine Grenze zu ziehen. Die Uefa hat Recht, Englands Ausschluss anzudrohen", kommentierte die "Times". Noch weiter ging der "Daily Telegraph": "Die beste Geste, die England nun machen könnte, wäre der Rückzug aus einem Turnier, das durch eine reisende Armee von Unverbesserlichen beschmutzt worden ist. Die Uefa hat die Gelbe Karte gezeigt. Die Rote Karte sollte rasch folgen."

Die angedrohten Sanktionen bedeuten für England vielleicht schon den entscheidenden Rückschlag für die Bewerbung um die Ausrichtung der Weltmeisterschaft im Jahr 2006. Darauf wollte der DFB-Präsident Egidius Braun aber nicht eingehen. "Das ist mir zu billig, jetzt über 2006 zu reden", sagte Braun.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false