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Will Platini (rechts) Fifa-Chef Blatter ablösen?

© dpa

Uefa-Exekutivkomitee tagt in Prag: Financial Fairplay, Endspiele und die Fifa

Bei ihrem Treffen in Prag lockert die Uefa die Regeln für das Financial Fairplay und vergibt die Europapokal-Endspiele 2017 nach Cardiff und Stockholm.

Am Ende vergrub Gianni Infantino seinen Glatzkopf in den Händen. Der Generalsekretär des europäischen Fußball-Verbandes wollte in Prag eigentlich über die Sitzung der Uefa sprechen. Doch viele Fragen aus dem Hotelsaal drehten sich um den Weltverband, die Fifa. „Ich arbeite für die Uefa und nicht für die Fifa“, sagte der Italo-Schweizer fast verzweifelt.

Doch obwohl die Fifa-Präsidentenwahl nicht offiziell auf der Tagesordnung stand, war sie ein großes Thema beim Meeting des Uefa-Exekutivkomitees in Tschechien, am Rande des U-21-EM-Finales. Vor allem, nachdem der scheidende Fifa-Präsident Joseph Blatter zuletzt davon gesprochen hatte, dass er gar nicht zurückgetreten sei und Neuwahlen erst 2016 möglich seien. So wenig offen sich die Uefa-Spitzen derzeit positionieren, in diesen Punkten widersprechen sie. „Wir sind in Europa klar der Meinung, dass die Wahl möglichst schnell geschehen sollte, also noch in diesem Jahr“, sagte Wolfgang Niersbach. Der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sitzt auch in den Exekutivkomitees der Uefa und Fifa. In ersterer Funktion war er in Prag dabei, in zweiterer ist er eingeladen am 20. Juli nach Zürich. Auf einem außerordentlichen Kongress legt dort die Fußballweltregierung fest, wann gewählt wird. Bei vier Monaten Vorbereitungszeit könnte frühestens im Dezember der neue Fifa-Präsident feststehen. Doch Blatter sagte dem „Walliser Boten“, da sei leider schon die Klub-WM in Japan. Bei der Uefa verdrehen sie hinter den Kulissen die Augen über die Hinhaltetaktik des Amtsinhabers.

Aber die Europäer haben ja selbst noch keinen eigenen Kandidaten. Michel Platini wedelte bei den Sitzungen in Prag zwar mit einem Brief herum, in dem Blatter ihm den Rücktritt bestätigt hatte. Aber seine Kandidatur als Fifa-Präsident verkündete der Uefa-Chef noch nicht. Ein hoher Uefa-Funktionär sagt: „Er testet seine Position. Wenn er Unterstützung aus den anderen Kontinentalverbänden erhält, wird er antreten. Er ist der bestmögliche Kandidat.“ Bei den nächsten großen Uefa-Terminen im August in Monaco oder im September auf Malta könnte Platini seinen Hut in den Ring werfen. Doch noch lotet der Franzose hinter den Kulissen seine Siegeschancen aus, etwa bei mehreren Treffen mit Ahmad al Sabah. Der sportpolitisch mächtige Scheich aus Kuwait könnte Stimmen aus Asien liefern, aber auch ebensogut selbst kandidieren. „Es gibt keinen Deal zwischen beiden“, bestritt Uefa-Generalsekretär Infantino.

Michel Platini ist "der bestmögliche Kandidat" für den Posten als Fifa-Präsident

Bei so viel Fußball-Weltpolitik gingen fast die wenigen News unter, die Infantino eigentlich verkünden wollte. Etwa, dass das Champions-League-Finale 2017 in Cardiff stattfindet und das Endspiel der Europa League in Stockholm. Oder die Neuerungen zum Financial Fairplay. Die Schuldenbremse für Klubs und Investoren wird weiter aufgeweicht, wohl auch aus EU-rechtlichen Bedenken. Klubs können nun sogar offiziell anmelden, dass sie mehr Schulden machen, und werden von der Uefa dabei begleitet. Keine freiwillige Selbstanzeige, sondern eher eine Lizenz zum Schuldenmachen, auch wenn Klubs und Investoren irgendwann schwarze Zahlen erreichen sollen. Die Zeiten der Sparpolitik seien vorbei, ließ Uefa-Chef Platini mitteilen. Investoren sollen investieren dürfen.

Investiert hat offenbar auch Davor Suker. Der frühere kroatische Stürmerstar soll auf Tipps des Wettpaten Ante Sapina hin auf manipulierte Spiele gesetzt haben, zitieren mehrere Medien aus Akten der Bochumer Staatsanwaltschaft. Suker dementiert in einem offenen Brief, die Uefa hat offenbar ein Disziplinarverfahren gegen ihr eigenes Exko-Mitglied eingeleitet. „Ich habe ihm geraten, sich einen Anwalt zu nehmen“, sagte Niersbach. Aber auch der DFB-Chef saß mit Suker auf der Hotelterrasse in Prag zusammen, als wäre nichts gewesen.

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