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Sport: Ullrich hat hohe Ziele, Riis fürchtet seit seinem Sturz um seine sportliche Zukunft

Jan Ullrich eröffnet die Rennsaison Anfang Februar in Südafrika, Erik Zabel Ende Januar in Australien. Ob es für Bjarne Riis überhaupt noch eine Saison auf dem Rennrad geben wird, ist höchst zweifelhaft.

Jan Ullrich eröffnet die Rennsaison Anfang Februar in Südafrika, Erik Zabel Ende Januar in Australien. Ob es für Bjarne Riis überhaupt noch eine Saison auf dem Rennrad geben wird, ist höchst zweifelhaft. Da sitzen die drei Radhelden des Teams Telekom nebeneinander am Podium und reden vor der Presse über ihre Pläne und Ziele im Jahr 2000. Der 35-jährige Däne aber muss mit gequältem Lächeln bekennen, dass seine sportliche Zukunft sehr in Frage gestellt ist: "Ich kann nicht sagen, ob überhaupt und wann ich meine Karriere fortsetzen kann. Ich weiß es nicht." Der Toursieger von 1996 leidet immer noch an den Folgen seines Sturzes mit dem komplizierten Ellenbogenbruch vom Juni bei der Tour de Suisse.

Riis kann den rechten Arm nicht hundertprozentig strecken, nimmt dadurch auf dem Rad eine schiefe Haltung ein, was zur ungesunden Belastung des linken Knies führt. "Wenn ich trainiere, dann wie ein Masochist." Auf Dauer eine einzige Qual. An zwei bevorstehende Operationen, eine am rechten Ellenbogen, eine am linken Knie, klammern sich die Hoffnungen, sich 2000 doch wieder aufs Rennrad schwingen zu können. Höchste Zweifel sind angebracht."Kann ich mir nicht vorstellen", meinte der sportliche Leiter Rudy Pevenage.

22 Profis gehören zur Mannschaft Telekom 2000, als prominente Neuzugänge der italienische Sprinter Gian-Matteo Fagnini und der Allrounder Alexander Winokurow aus Kasachstan. Nicht mehr dabei: Riis. "Bjarne bleibt aber ein Teammitglied", verkündete Teamchef Walter Godefroot. Freilich ohne neuen Vertrag und damit auch ohne Geld. Zusammen mit Jürgen Kindervater, dem für das Radteam zuständigen Mann aus der Bonner Konzernspitze, wurde eine Regelung gefunden, die den Verdiensten des angeschlagenen Dänen um den Aufstieg des einzigen deutschen Radrennstalls zur Weltspitze gerecht wird.

Ein anderer Haudegen zählt zwar vertraglich weiterhin zum radelnden Team, doch auch seine sportliche Zukunft ist ungewiss: Jens Heppner, der in drei Wochen 35 alt wird, leidet ebenfalls noch an den Nachwirkungen seines Trainingsunfalls, des frontalen Zusammenstoßes mit dem Auto einer holländischen Hausfrau im Juni.

Angesichts der Schicksale seiner beiden Kameraden und der eigenen folgenschweren Sturzerfahrung in der abgelaufenen Saison empfindet es Jan Ullrich als müßig und auch mühselig, immer wieder ausgiebig über Saisonziele zu referieren. Für den Zeitfahrweltmeister und Vuelta-Sieger, der heute seinen 26. Geburtstag feiert, gibt es natürlich den Jahresplan mit den Schwerpunkten: Im Frühjahr will er "auf einem Level fahren, um den Spaß am Sport nicht zu verlieren". Der Höhepunkt, "ganz klar": "Superform bei der Tour de France". Dann will Ullrich "auf alle Fälle" wieder bei der Spanien-Randfahrt starten und dabei "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen": Vorbereitung auf die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaft. "Aber", warnte Jan Ullrich mit weisem Lächeln, "ein Sturz, und alles läuft ganz anders als geplant."

Hartmut Scherzer

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