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Sport: Umbau und Umzug

Auf Stuttgarts Coach Sammer warten neue Aufgaben

Es gibt Monate, die haben ihre Besonderheiten. Im Juni zum Beispiel, nach dem Ende der Saison, werden die meisten Umzugsunternehmen von Fußballprofis und Trainern engagiert. So ist es auch bei Borussia Dortmunds früherem Coach Matthias Sammer, der eine neue Bleibe rund um Stuttgart sucht. Da steht der 36-Jährige nun zwischen Umzugskisten und hält sich das Mobiltelefon ans Ohr. Den Umzug muss seine Frau Karin fast im Alleingang bewältigen. In Sammers Kopf schwirren andere Gedanken herum. „Ist doch klar, dass ich mich nicht verschlechtern will“, sagt er und meint nicht die Quadratmeterzahl im neuen Heim. Die Profitruppe des VfB Stuttgart wird umgebaut. Von ihm und Präsident Erwin Staudt. Staudt sitzt in Arezzo in der Toskana. Offiziell ist er im Urlaub, doch die Telefonleitung zu Sammer und dem neuen Manager Jochen Schneider steht.

Staudt, der ehemalige Deutschland-Chef des Computerriesen IBM, will die Marke VfB stärken. „Die Jugend und der Nachwuchs haben uns geprägt und bekannt gemacht. Das wollen wir weiter machen“, sagt Staudt. Nach Tagen der Resignation in Sachen Trainersuche herrscht seit der Verpflichtung von Sammer Aufbruchstimmung. „Wir wollen dauerhaft in der Spitze mitspielen“, sagt Staudt. Da aber kann der Plan des eigenen Jugendinternats nur bedingt weiterhelfen.

Zuerst muss Sammer eine Mannschaft zusammenstellen, die zu den Top five der Liga gehört. Nachdem sich der Schweizer Marco Streller einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte und ein halbes Jahr pausieren muss, kursieren die Namen Jan Koller von Sammers ehemaligem Klub Borussia Dortmund sowie der des Schweden Zlatan Ibrahimovic von Ajax Amsterdam in der Klubzentrale. Zudem wird Abwehrchef Marcelo Bordon wohl schon diese Woche ein Schalker. Schalkes Manager Rudi Assauer will die Verhandlungen über einen vorzeitigen Transfer Bordons (Vertrag in Schalke ab 2005) in den nächsten Tagen abschließen. Die Ablösesumme von rund drei Millionen Euro werden die Stuttgarter in einen neuen Abwehrspieler investieren müssen.

Mit Bordons Abgang haben sich die Schwaben schon angefreundet. Ganz im Gegensatz dazu liegt der Fall von Torwart Timo Hildebrand. Seit Oliver Kahn in München Fluchtgedanken äußerte (Manchester United soll an ihm interessiert sein), wird Hildebrand als sein Nachfolger gehandelt. Hildebrand hatte sich zuletzt geweigert, seinen bis 2005 laufenden Vertrag in Stuttgart zu verlängern. Sammer und Staudt aber werden es sich kaum leisten können, nach Felix Magath auch noch den beliebten Hildebrand an die Bayern zu verlieren. Die Fans würden auf die Barrikaden gehen, und der Kredit für den Neuanfang wäre verspielt.

Die Erwartungen an den Rückkehrer Sammer (1992 gewann er als Spieler den Titel mit dem VfB) sind hoch. „Es ist uns allen klar, dass sich hier niemand damit zufrieden gibt, wenn wir nur im Mittelfeld herumkrebsen“, sagt Sammer. Auch deshalb kann sich Sammer in diesen Tagen kaum mit seinem Umzug beschäftigen. Die Umzugskisten müssen andere tragen.

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