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War auch Sie in Erfurt zur Blutbehandlung? Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

© ddp

Umstrittene Behandlungsmethode: Blutdoping mit UV-Strahlen?

Die Behandlung von Eigenblut mit UV-Strahlen beschäftigt Staatsanwaltschaft und Anti-Doping-Agentur. Mehrere Deutsche Sportler sollen diese illegale Praktik beim Erfurter Arzt Andreas Franke in Anspruch genommen haben.

Berlin - Ihre Blutwerte veröffentlicht Claudia Pechstein regelmäßig, jetzt geht es auch noch um ihre Arztbesuche. Die Eisschnellläuferin soll zu einem Kreis von 30 Sportlern gehören, die in Erfurt die Dienste des Arztes Andreas Franke in Anspruch genommen haben. Gegen zwei der Sportler, einer jüngeren Eisschnellläuferin und einen Radfahrer, laufen bereits Verfahren. Franke soll ihnen ihr eigenes mit UV-Strahlen behandeltes Blut gespritzt haben. Diese Methode ist verboten. Die Staatsanwaltschaft in Erfurt ermittelt daher mit einem „Anfangsverdacht wegen der Anwendung von verbotenen Arzneimitteln bei anderen zu Dopingzwecken“. Der Mediziner, früher auch Arzt am Olympiastützpunkt in Erfurt, wehrt sich gegen Dopingvorwürfe. Leistungssteigerung sei nicht seine Absicht gewesen, sondern die Behandlung von Infekten.

Ob und in welcher Behandlung sich Pechstein in Erfurt befunden habe, wollte sie nicht sagen. Sie erklärte jedoch, dass sie „weder Betroffene der staatsanwaltlichen Ermittlungen noch der daraus resultierenden Verfahren der Nada“ sei, also der Nationalen Anti-Doping-Agentur. Pechstein äußerte, sie bitte um Verständnis, „dass ich mich im Rahmen von Verfahren, die sich zum Teil gegen eine meiner Teamkolleginnen richten, nicht äußern werde. Darüber hinaus möchte ich einmal mehr betonen, dass ich während meiner gesamten Karriere niemals gedopt, niemals zu unerlaubten Mitteln oder Methoden gegriffen habe.“

Die Nada prüft derzeit, ob auch gegen die verbleibenden 28 Sportler Verfahren eingeleitet werden, unter ihnen soll auch der frühere 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann sein. Der Deutschen Presseagentur sagte Schumann: „Wenn sich Jahre nach meiner Sportlerkarriere irgendwelche Dopingstatuten verändern, dann kann und will ich das aus heutiger Sicht nicht weiter bewerten. Ich selbst habe niemals verbotene oder auch fragwürdige Behandlungsmethoden genossen und distanziere mich davon ausdrücklich.“ Der aktuelle Fall weist bisher einige Absonderlichkeiten auf. Da wäre zum einen die Methode. Eine leistungssteigernde Wirkung der UV-Behandlung ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen. „In den USA sind dafür Patente angemeldet. Es ist eine Alternativmethode, keine Schulmedizin“, sagt Wolfgang Jelkmann, Direktor des Instituts für Physiologie der Universität Lübeck und ergänzt: „Ich halte die Methode für Unsinn.“ Mit Blutdoping hätte es jedenfalls nichts zu tun. Auch weil es nur um Mengen von bis zu 50 Milliliter Blut gehe. Detlef Thieme, der Leiter des Dopingkontrolllabors in Kreischa, verortete die UV-Methode im MDR im Bereich des „medizinischen Okkultismus“.

Seit wann diese Methode genau verboten ist, auch darüber kann gestritten werden. Schon seit 2005 oder seit 2011? Verboten ist die Methode jetzt auf jeden Fall, auf Anordnung der Welt-Anti-Doping-Agentur. Und das Verbot betrifft jegliche Form von Manipulation und Rückführung des eigenen Bluts.

Auch wenn die 30 derzeit in Rede stehenden Sportler nicht gegen eine Anti-Doping-Bestimmung verstoßen haben sollten: Wer im Sport mit Blut hantiert, macht sich angreifbar. Physiologe Jelkmann sagt: „Das ist dümmlich von den Sportlern gewesen.“

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