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Blick zurück im Frust. Juan Arango und die Gladbacher gingen zwar in Führung, erlaubten sich dann aber zu viele unnötige Fehler. Foto: dpa

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Sport: Unbedarft im Abgang

Borussia Mönchengladbach verspielt beim 1:3 gegen Kiew wohl alle Chancen auf die Champions League.

Dem historischen Moment folgte ein Augenblick andächtiger Stille, dann brach der Jubel los. Um 20.42 Uhr war im Mönchengladbacher Borussia-Park zum ersten Mal die Champions-League-Hymne erklungen. Manche hatten schon vor dem Play-off-Hinspiel gegen Dynamo Kiew vermutet, dass dies für die Fußballer von Borussia Mönchengladbach, den Überraschungsvierten der Bundesliga, bereits der Höhepunkt der Europapokalsaison sein würde. Völlig abwegig ist das wohl nicht nicht. Die Gladbacher konnten gegen den ukrainischen Rekordmeister Dynamo Kiew zwar anfangs mithalten, sie verspielten aber schon vor Rückspiel in einer Woche in Kiew durch leichte Fehler die Chance auf den Einzug in die Champions League. 1:3 (1:2) hieß es am Ende, unter anderem durch ein Eigentor von Neuzugang Luuk de Jong. Der Borussia steht nun der Abstieg in die Europa League bevor, der jedoch gemessen an der jüngeren Vergangenheit des Klubs alles andere als ein Abstieg ist.

Fast 16 Jahre mussten die Anhänger der Borussia auf die Rückkehr auf die internationale Bühne warten, 34 Jahre liegt die letzte Teilnahme im Landesmeister-Cup zurück. Entsprechend aufgeladen war die Atmosphäre unter den 45 075 Zuschauern. „Mit Stolz auf unsere Farben, die Raute durch Europa tragen“, forderten die Anhänger auf einem Spruchband. An der Einstellung ihrer Mannschaft gab es nichts zu bekritteln, und auch wie naive Anfänger auf diesem unbekannten Niveau wirkten die jungen Gladbacher zumindest anfangs nicht. Die Hausherren begannen sehr engagiert, sie attackierten die Kiewer früh und hatten sogar einige gute Gelegenheiten. Eine Viertelstunde war vorüber, als Juan Arango einen präzisen Diagonalball über gut 50 Meter in den ukrainischen Strafraum spielte, Alexander Ring ließ einen Dynamo-Verteidiger aussteigen und vollendete mit einem präzisen Flachschuss zum 1:0.

Kiews Trainer Juri Semin hatte vor dem Spiel behauptet, sein Team und er hätten die Borussen mit Sicherheit intensiver beobachtetet als umgekehrt. Mit Ring in der Startelf dürfte aber auch Semin nicht gerechnet haben. Der 21 Jahre alte Finne, der im Vorjahr schon mit HJK Helsinki in der Champions-League-Qualifikation an Schalke gescheitert war, begann anstelle von Patrick Herrmann. Bei den Ukrainern saß der frühere Herthaner Raffael nur auf der Bank. Erst eine Viertelstunde vor Schluss wurde er noch eingewechselt.

Kiew ging die Angelegenheit bedächtig an, zog sich weit zurück und lauerte ausschließlich auf Konter über den nigerianischen Stürmer Ideye Brown. Der Ausgleich für die Gäste fiel nach einer guten halben Stunde nahezu aus dem Nichts. Nach der ersten Ecke kam Taras Michalik vor dem Strafraum frei zum Schuss, Filip Daems lenkte den Ball so ab, dass Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen keine Abwehrchance hatte. Das erste Ziel der Gladbacher, vor eigenem Publikum kein Gegentor zu kassieren, war damit hinfällig. Acht Minuten später kam es noch ärger. Die beiden Neuzugänge Granit Xhaka und Luuk de Jong verloren im Mittelfeld den Ball, Kiew schaltete blitzschnell um – und Andrij Jarmolenko vollendete zum 2:1 für die Gäste. Ter Stegen in Borussias Tor hätte seine Kollegen am liebsten gefragt: Seid ihr eigentlich bescheuert? Bescheuert vielleicht nicht, eher ein bisschen unbedarft.

Nach menschlichem Ermessen war das Thema Champions League für die Gladbacher mit Kiews zweiten Tor so gut wie erledigt. Die Gäste verlegten sich in der zweiten Hälfte aufs Verwalten und Verschleppen. Die junge und neu formierte Mannschaft von Lucien Favre steckte trotz erkennbarer Abstimmungsprobleme nicht auf. In echte Verlegenheit brachte sie den ukrainischen Vizemeister allerdings nicht mehr. Zehn Minuten vor Schluss lenkte der glücklose Luuk de Jong einen Freistoß sogar noch zum 1:3 ins eigene Tor. Die Fans der Gladbacher feierten trotzdem. Das Abenteuer Europapokal geht auf jeden Fall weiter.

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