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Sport: Und raus bin ich

Unions Fußballer Ivan Kozak leidet an seinem Körper

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Über seine persönliche Zukunft möchte Ivan Kozak am liebsten gar nicht reden. Da windet er sich, weicht aus. Ausgerechnet er, der sonst so offen durchs Leben geht, fast jedem Menschen – Gegenspieler auf dem Platz mal ausgenommen – mit einem freundlichen Lächeln begegnet. Ausgerechnet er sagt jetzt: „Ich sehe schwarz.“ Das bleibt die einzige Aussage, mit der Kozak seine Perspektive als Fußballprofi umreißt. Dann wirken bei ihm die Verdrängungsmechanismen. Erst ein Pflichtspiel hat Kozak in dieser Saison für seinen Arbeitgeber, den Zweitligisten 1. FC Union, bestritten. Und zwar im DFB-Pokal gegen Schweinfurt 05. Mehr Einsätze werden es nach Lage der Dinge auch nicht werden.

Gerade hatte sich Ivan Kozak nach einem Kreuzbandriss im linken Knie wieder mühsam herangearbeitet, auch schon zweimal in der Amateurelf gespielt, da rissen ihm vor zwei Wochen ein paar Muskelfasern im Oberschenkel. Unions Physiotherapeut Jörg Blüthmann bemühte sich gerade, Kozak durch Individualtraining aufzubauen, da passierte es. „Er ist ausgerutscht, etwas ist gerissen“, sagte Unions Trainer Mirko Votava am Donnerstagvormittag. Einen „Muskelteilabriss im rechten Oberschenkel“ diagnostizierte Mannschaftsarzt Thorsten Dolla tags darauf. Die Saison ist für Kozak vorzeitig beendet. Heute in der im Abstiegskampf bedeutsamen Partie gegen den Karlsruher SC (15 Uhr, Alte Försterei) ist der Abwehrspieler nur Zuschauer – wie schon über die gesamte Saison hinweg.

„Fast tragisch“ findet Lars Töffling, Unions Pressesprecher, Kozaks Situation. Der Vertrag des 39-maligen Nationalspielers der Slowakei läuft am Saisonende aus. Seine fußballerischen Fähigkeiten konnte er dem Anfang November als Trainer eingestellten Votava bisher noch nicht präsentieren. Zudem wird Kozak kurz nach Saisonende 33 Jahre alt. Ein Alter, in dem Fußballern die Vertragsangebote nicht mehr körbeweise vom Postboten ins Haus getragen werden. Kozak denkt indes nicht ans Karriereende. „Wenn ich gesund bin, möchte ich noch ein, zwei Jahre spielen.“

Nein, Ivan Kozak beklagt sich nicht. Er hat ja auch die Zähne zusammengebissen, als ihm im Spiel gegen Schweinfurt das Kreuzband riss. Es tat höllisch weh. Aber er hat einfach weitergespielt. Erst nach dem Abpfiff wurde das ganze Ausmaß des Malheurs offenbar. Für seine harte Haltung zollten ihm die Union-Fans Respekt. Der Verein gebe ihm auch in der jetzigen Situation genügend Unterstützung, sagt Kozak. Präsident Heiner Bertram und Votava hätten ihm immer das Gefühl gegeben, er gehöre dazu. Aufgeben, resignieren – das kam Kozak nie in den Sinn. „Es muss weitergehen. Ich bin ja schon einen langen Weg gegangen, habe viel alleine trainiert. Das Knie hat gehalten, jetzt schaffe ich das auch noch“, sagt er. Wer einen Kreuzbandriss übersteht, wird mit einer Muskelverletzung erst recht fertig.

So wie Kozak sich zuvor mit den Gegenspielern auf dem Platz anlegte, nämlich unerbittlich und hart, so führt er auch jetzt einen Zweikampf, aber einen ungleich schwereren: Es ist der Zweikampf gegen sich selbst, gegen den inneren Zweifel. Wie er sich dabei fühlt? Ohne Zögern kommt die Antwort. „Scheiße, einfach Scheiße.“

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