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Sport: Und von oben grüßt der Weltmeister

Michael Schumacher demütigt die Konkurrenz und löst in der Formel 1 alte Ängste vor Langeweile aus

Melbourne. Der Luftsprung von Michael Schumacher auf dem Siegerpodest hat schon Tradition. Aber diesmal, am Sonntag in Melbourne, sprang der sechsmalige Formel-1-Weltmeister besonders hoch. Es sah aus, als wollte er mitteilen: Ich habe nicht bloß einen meiner vielen Siege errungen, ich habe hier gerade etwas Ungewöhnliches erreicht. Hat er ja auch. Das bezieht sich jedoch nicht darauf, dass er das erste Grand-Prix-Rennen der Saison 2004 gewonnen hat. Ungewöhnlich war vielmehr die Art und Weise, wie er wieder einmal ganz vorne gelandet war.

Es war eine weitere Machtdemonstration von Michael Schumacher. Eine, mit der in dieser Form keiner rechnen konnte. Schumacher hängte die Rivalen der anderen Teams einfach ab. Und Schumachers Teamkollege Rubens Barrichello, der erst nach einem Problem mit den Bremsen den Kontakt zu Schumacher verlor, unterstrich die Dominanz der Ferrari auch noch. Trotz seiner Probleme lag der Brasilianer deutlich vor dem Rest des Fahrerfeldes. Dritter wurde mit klarem Rückstand auf Schumacher Fernando Alonso im Renault.

Wieder einmal demonstrierte der Weltmeister sein Können. Droht also der neuen Formel-1-Saison schon jetzt die Langeweile, nach dem ersten Rennen? Schumacher, der im Albert Park von Melbourne zum viertenmal gewonnen hatte, gibt erst mal Entwarnung. „Wir haben von Anfang an gewusst, dass wir hier sehr gut sein würden und gewinen können. Das war nach den letzten Testeindrücken in Imola klar, vor allem, wenn man die Streckencharakteristik von Melbourne sieht“, sagte Schumacher nach dem Rennen. Die Strecke käme dem Ferrari und den Reifen besonders entgegen. „Wir sind hier meist sehr gut, abgesehen vom vergangenen Jahr“, sagte Schumacher, „doch was alles passieren kann in der Formel1, das weiß man ja.“

Im vergangenen Jahr sah es zeitweise so aus, als würde Schumacher im Titelkampf scheitern. Aber dann gewann er triumphal in Monza, und damit war eigentlich wieder alles klar in der Formel Schumacher.

Und jetzt? Jetzt könnte schon der nächste Grand Prix in Malaysia für Ferrari zum Problem werden. Sagt Schumacher. „Der Kurs dort liegt uns nicht so gut. Wir müssen auch mal sehen, wie unsere Reifen bei der Hitze funktionieren.“ In Melbourne hatte es am Sonntag gegenüber den Vortagen noch einmal abgekühlt, bei Lufttemperaturen von 18 Grad stiegen die Streckentemperaturen nicht über 27 Grad – das kam den Bridgestone-Reifen zusätzlich entgegen. In Malaysia aber ist es drückend heiß. Wie dort die hoch gelobten Bridgestone-Reifen arbeiten, weiß keiner so recht.

Malaysia also. Dort soll alles ein bisschen spannender werden. Aber ein bisschen reicht nicht. Wenn die Ferrari-Konkurrenz ein wenig besser fährt, hängt sie immer noch hinter Schumacher und Barrichello. Es muss schon einiges passieren, sonst wird ein Formel-1-Rennen so spannend, wie einer Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone weiß, wie gefährlich die Dominanz eines Teams, eines Fahrers ist. Er kann das an den Quoten der Fernsehsender erkennen.

Viele Fans dürften jetzt schon auf die Renault setzen. Alonsos dritter Platz ist bemerkenswert, auch wenn von Renault einiges erwartet wird. „Wir wollten hier vor allem Punkte sammeln. Dass es gleich fürs Podium reicht, hätten wir nicht gedacht“, sagte Alonso. Allerdings hatte der Spanier im Cockpit schon spannendere Momente erlebt. „Die Ferrari waren 30 Sekunden vor mir, der Rest 30 Sekunden hinter mir, nun ja.“ Immerhin, er erwartet noch einiges von seinem Auto. „Wir bekommen ab Imola, mit Beginn der Rennen in Europa, einen verbesserten Motor. Dann hoffe ich, dass wir um den Sieg mitfahren können.“ Das hoffen sie auch bei BMW-Williams. Vor allem aber wollen sie erheblich früher auf Platz eins mit ihren Piloten Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya, nicht erst in Europa.

In Melbourne freilich belegten die Topfahrer gerade mal die Ränge vier und fünf. Montoya hatte das Rennen schon spektakulär begonnen, spektakulär schlecht nämlich. Er rumpelte nach ein paar Metern schon wie ein Traktor über die Wiese und musste dann wieder mühsam auf die Piste. Er hatte versucht, beim Start Alonso mit Aggressivität auszustechen. Der Versuch endete neben dem Beton. Als er wieder Vollgas geben konnte, war der Kolumbianer auf Platz sieben zurückgefallen.

Platz vier, Platz fünf, die Ferrari weit voraus, da blieb BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen nur Anerkennung für die Konkurrenz: „Ferrari hat gezeigt, dass das Team nach wie vor der Maßstab in der Formel 1 ist. Das Ergebnis entspricht nicht ganz unseren Erwartungen, vor allem nicht der Rückstand auf Ferrari.“ Aber wenigstens habe es keine Probleme mit den Motoren gegeben. „Dabei hatten wir uns bereits im freien Training keinerlei Kilometerbegrenzung auferlegt. So sind wir auf 1294 Kilometer am Wochenende gekommen.“

Noch trüber war die Stimmung bei McLaren-Mercedes. David Coulthard hatte im vergangenen Jahr in Melbourne in einem Silberpfeil gewonnen, diesmal landete er auf Platz acht. Schlimmer noch: Kimi Räikkönen, der als WM-Favorit gilt, kam überhaupt nicht ins Ziel. Der Finne hatte einen Motorenschaden. Für McLaren-Mercedes ist diese Bilanz erst mal vor allem ein Imageschaden. Schließlich hatte das Team schon im vergangenen Jahr mehr durch Pannenserien als durch großartige Ergebnisse auf sich aufmerksam gemacht. McLaren-Chef Ron Dennis war jedenfalls not amused, wie er sagte: „Es wäre eine Untertreibung, dieses Wochenende als schwierig für unser Team zu bezeichnen.“

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