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Unerlaubte Werbung: WM-Spiele in Hamburg gefährdet

351 Tage vor Beginn der Fußball-WM steht der Austragungsort Hamburg auf der Kippe. Der Weltverband Fifa droht, Hamburg wegen unerlaubter Werbung als Spielort zu streichen.

Hamburg (23.06.2005, 13:48 Uhr) - In der Hansestadt sind fünf WM-Partien vorgesehen. Das Online-Unternehmen AOL, das die Namensrechte am Stadion des Hamburger SV besitzt, wirbt mit Losungen wie «AOL-Arena -Austragungsort der WM 2006» oder «Nach dem Confederations Cup ist vor der WM 2006. Zu Hause in der AOL-Arena».

«Ich bin mit der Fifa in dieser Frage seit geraumer Zeit im Gespräch, auch mit dem HSV und dem Hamburger Senat. Wir hoffen, dass wir den Fall erledigen und eine schnelle Einigung finden können», sagte Horst R. Schmidt, 1. Vizepräsident des deutschen WM-Organisationskomitee, in Frankfurt/Main.

Nach Informationen der «Bild»-Zeitung liegt dem deutschen WM-Organisationskomitee (OK) ein Schreiben von Fifa-Generalsekretär Urs Linsi vor, im dem dieser ankündigt, «über die Aufrechterhaltung des Austragungsortes Hamburg für die Fifa-WM 2006 zu entscheiden», falls die WM-Werbung mit dem Stadion nicht unterbleibt. HSV-Chef Bernd Hoffmann und ein Vertreter des Hamburger Senats sind zu einem Krisengipfel nach Frankfurt ins OK gerufen worden.

Nach Ansicht der Fifa ist es ausschließlich den Sponsoren des Weltverbandes erlaubt, mit der Fußball-WM zu werben. AOL gehört nicht zu diesem Kreis. HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus bestätigte, dass es Kritik der Fifa am HSV als Vermieter des Stadions gibt. Der Verein soll auf den Namensgeber des Stadions einwirken, damit dieser seine Werbung einstelle.

«Wir haben einen Stadionmietvertrag mit der Fifa. Natürlich wird die Arena werbefrei übergeben. Aber die Zeiträume davor, ab wann nicht mehr geworben werden darf, sind doch recht vage», sagte Kraus. AOL kann die Aufregung nicht nachvollziehen. «Wir wissen bis heute nicht, was wir wo und in welchen Zeiträumen nicht sagen dürfen. Es gibt keinerlei Definition dazu», versicherte Jens Nordlohne, Sprecher von AOL Deutschland.

Der weltgrößte Online-Anbieter, der die Namensrechte am ehemaligen Volksparkstadion im April 2001 für fünf Jahre zu einem Preis von rund 15 Millionen Euro erworben hat, beruft sich auf seinen Vertrag mit dem HSV. Offenbar kollidiert dieser in wesentlichen Teilen mit dem Kontrakt zwischen Fifa und dem Bundesligisten, dessen Eigentum das Stadion ist. Nach FIFA-Ansicht hat der HSV die Pflicht, selbst bestehende Verträge mit Stadion-Namensgebern so zu gestalten, dass Werbeaktivitäten mit der WM unterbleiben.

AOL sieht sich juristisch auf der sicheren Seite. Rückendeckung erhält das Unternehmen vom Deutschen Patent- und Markenamt, das auf Antrag von Konsumgüter-Hersteller Ferrero am 9. Juni die Begriffe «WM 2006», «WM Deutschland 2006» und Fußball-WM Deutschland» als geschützte Bezeichnungen gelöscht hat. Damit darf die Fifa die Ausdrücke nicht mehr exklusiv verwenden. «Obwohl wir auf der juristisch sicheren Seite sind, wollen wir nicht kleinkariert auf unserem Recht beharren und damit WM-Spiele in Hamburg gefährden. Dafür hätte der Fußball-Fan kein Verständnis», sagte Nordlohne.

AOL versicherte, dass es dem Unternehmen nicht um eine finanzielle Entschädigung gehe. Allerdings wäre das die vermutlich schnellste Lösung des Problems. In diesem Fall müsste wohl nicht nur der HSV, sondern vorrangig die Stadt Hamburg und das deutsche OK in die Kasse greifen. Ein anderes Pfund, mit dem AOL wuchern kann: Gern würde das Unternehmen den Vertrag mit dem HSV als Namensgeber für die Arena nach Vertragsende im April 2006 verlängern. Bislang gab es noch keine Verhandlungen. «Wir sind für alles offen», sagte Nordlohne. (tso)

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