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Fast unter der Gürtellinie. Die Berliner, hier Christian Lell (links) und Roman Hubnik, waren gegen Nürnberg nur selten auf der Höhe. Foto: dpa

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Sport: Unfrohes neues Jahr

Hertha BSC verliert das erste Pflichtspiel unter Trainer Michael Skibbe 0:2 in Nürnberg.

Irgendwie hatte sich Michael Skibbe seinen Einstand als Trainer von Hertha BSC anders vorgestellt. Ein ganzes Fußballspiel lang blieb der 46-Jährige an der Seitenlinie im Nürnberger Nieselregen stehen und musste mit ansehen, wie der Rückrundenstart für seine Mannschaft völlig misslang. Der Berliner Fußball-Bundesligist unterlag gestern dem 1. FC Nürnberg mit 0:2 (0:1). Knapp 40 000 Zuschauer feierten den Erfolg für den Club in dessen 1000. Bundesligaspiel frenetisch. Während Nürnberg in der Tabelle an Hertha vorbeizog, sind die Berliner nun im Abstiegskampf angekommen. Genau das wollte Skibbe eigentlich verhindern. „Es werden jetzt ganz schwere Wochen“, sagte Herthas Kapitän Christian Lell.

Personell hatte sich auf Seiten der Berliner das bewahrheitet, was allgemein angenommen worden war. Im defensiven Mittelfeld beließ Skibbe es beim Doppel aus Andreas Ottl und Peter Niemeyer, das auch von seinem Vorgänger Markus Babbel bevorzugt worden war. In der Innenverteidigung ersetzte Christoph Janker Kapitän Andre Mijatovic und Ronny vertrat seinen gesperrten Bruder Raffael. Doch Ronny konnte der Rolle als Gestalter und Ballverteiler nie gerecht werden. „Er hat doch nicht so stark gespielt wie erhofft, er hatte sich zu sehr auf Einzelaktionen festgelegt“, sagte Skibbe.

Gleich zu Beginn des Spiels hätten die Gastgeber in Führung gehen können, doch ein Schuss von Philipp Wollscheid flog von einem Innenpfosten des Berliner Tores zum anderen Innenpfosten und von da in die Arme von Torwart Thomas Kraft, zudem wäre es Abseits gewesen. Herthas Torwart war es kurz darauf auch, der einen Schuss von Daniel Didavi zur Ecke lenkte. Der Nürnberger war nach einem Patzer von Lell überhaupt erst in Schussposition gekommen.

Die Berliner brauchten einige Zeit, um ins Spiel zu finden. Nach gut 20 Minuten schoss Niemeyer aufs Nürnberger Tor, den Ball konnte Torwart Raphael Schäfer zur Ecke lenken. Etwas später flog ein Schuss von Pierre-Michel Lasogga über die Torlatte. Die vielleicht größte Chance in der ersten Halbzeit aber vergaben die Gastgeber. Doch Christian Eigler, der ungehindert zum Kopfball kam, verzog kläglich. In dieser Szene hatten die Berliner noch Glück. Kurz vor dem Halbzeitpfiff nicht mehr. Nachdem eine Freistoßsituation gegen die Berliner eigentlich geklärt war, fasste sich Alexander Esswein ein Herz. Zunächst hatte Patrick Ebert den Nürnberger ziehen lassen und Adrian Ramos nicht eingegriffen, schließlich zog Esswein aus 23 Metern ab und traf unhaltbar für Kraft zur Führung. Roman Hubnik hatte den Schuss noch leicht abgefälscht.

Die Berliner hatten zwar mehr Spielanteile, ließen aber vieles vermissen. Von einem zwingenden Kombinationsspiel war ebenso wenig zu sehen wie von einer energischen Balleroberung. Vor allem aber war Ronny kein adäquater Ersatz für Raffel. Zu Beginn der zweiten Hälfte kam Änis Ben-Hatira für ihn, aber auch ihm sollte nicht viel gelingen.

Nach knapp einer Stunde vergab der Nürnberger Tomas Pekhart aus Nahdistanz völlig freistehend die Großchance auf das 2:0. Torwart Kraft blieb lange stehen und parierte den Schuss mit dem Fuß. Auf der Gegenseite hatte kurz darauf dann Hubnik den Ausgleich auf dem Kopf. Nach einer Ecke kam er ungehindert zum Kopfball, doch auf der Torlinie verhinderte der Nürnberger Almog Cohen das mögliche 1:1.

Danach aber fielen die Berliner wieder in ihre alte Zauderei zurück. Ihre Bemühungen wirkten mutlos und ideenlos. Die ersatzgeschwächten Nürnberger blieben in einem schwachen Bundesligaspiel die etwas gefälligere Mannschaft. Dem Spiel der Berliner aber fehlte es schlicht an zupackenden Momenten.

Nach 75 Minuten bewies zumindest Skibbe Mut, als er in Marco Djuricin einen weiteren Stürmer für Niemeyer ins Spiel brachte. Doch viel zu selten kam der Ball in den Berliner Angriff. Kurz vor dem Schluss fiel dann die Entscheidung, erneut nach einer Standardsituation, vor denen Skibbe gewarnt hatte. Nach einem Freistoß, der ungehindert durch den Berliner Strafraum segeln konnte, drückte der am langen Pfosten stehende Nürnberger Dominic Maroh den Ball zum 2:0 ein. Skibbe sah es mit an und wendete sich schließlich ab. Sein Blick ging dabei nach unten.

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