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Keine Federn lassen. Am Wochenende ist EBT Berlin mit Juliane Schenk Deutscher Meister geworden. Foto: AFP

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Sport: Ungestüm und hart besaitet

Juliane Schenk will nach dem ersten Meistertitel mit EBT die erste Badmintonmedaille bei Olympia

Berlin - Sie muss jetzt wieder sehen, wie sie allein klar kommt. Die Mannschaftssaison hat Juliane Schenk gerade abgeschlossen, mit dem größtmöglichen Erfolg, aber sofort hat für die Badmintonspielerin ein neuer Abschnitt begonnen. Seit Montag läuft der Qualifikationszeitraum für die Olympischen Spiele 2012 in London. In dieser Zeit muss die 28 Jahre alte Sportsoldatin so viele Weltranglistenpunkte wie möglich sammeln. Sie will schließlich nicht nur dabei sein in London, sie hat etwas Besonderes vor: „Ich will die erste olympische Medaille fürs deutsche Badminton gewinnen.“

Der Erfolg vom vergangenen Wochenende dürfte ihr dabei erst einmal Motivation sein. Denn auch da hatte sie etwas Herausragendes geschafft. Mit ihrem Team von Empor Brandenburger Tor war sie zum ersten Mal Deutscher Meister geworden. Deutschlands Beste trug zum klaren 4:0 im Damen-Doppel mit Nicole Grether einen wichtigen Punkt bei. Danach war ausgiebiges Feiern angesagt. „Geteilte Freude ist vervielfachte Freude. Es nach mehreren Anläufen geschafft zu haben, macht mich überglücklich“, sagt sie. Seit sie 2005 nach Berlin gekommen ist, war EBT dreimal Vizemeister und dreimal Dritter.

Juliane Schenk, die 2004 und 2008 schon zweimal Olympia erlebte, konzentriert sich diesmal ganz auf das Einzel. Aktuell ist sie Weltranglisten-Siebente, die Ausgangsbasis also ist sehr gut. Ihr Medaillenziel ist mutig, aber „nicht übermütig“, findet sie und ergänzt: „Man muss daran glauben, das ist das Wichtigste.“ Den Glauben hat ihr Mentaltrainerin Gaby Frey vermittelt, die sie neben den Eltern als wichtigsten Menschen in ihrer Karriere bezeichnet.

Juliane Schenk hat sich längst einen Namen in der Badminton-Weltelite gemacht. Bei Europameisterschaften hat sie elf Medaillen gewonnen, davon drei im Einzel – zuletzt Silber in Manchester 2010 – und an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen. Dreimal in Serie holte die in Mülheim an der Ruhr geborene Wahl-Berlinerin seit 2009 den nationalen Einzeltitel. Bundestrainer Jakob Hoi, ein Däne, hält größte Stücke auf Schenk: „Schlagen kann Juliane alle.“ Vor allem Athletik und Dynamik seien ihre Vorzüge. „Von ihrer Schnelligkeit her zählt sie zu den besten drei der Welt.“

Lange stand Schenk im Schatten von Huaiwen Xu, in China ausgemusterte und 2003 in Deutschland eingebürgerte Ausnahmespielerin. 2009 trat die mit 34 Jahren zurück. Die Spitzenposition in Deutschland will sich die ehrgeizige Athletin auch durch zugewanderte Konkurrenz nicht nehmen lassen. Nur ein Einzel hat sie in der Bundesligasaison verloren, gegen die Weißrussin Olga Konon (Bischmisheim). Die will sich nun einbürgern lassen. Eine Gefahr für Schenk? Die sagt: „Das wird mich von meinem Weg nicht abbringen, ich freue mich über Konkurrenz, die mich fordert und damit vorwärts bringt.“ Bundestrainer Hoi teilt Schenks Optimismus: „Juliane ist sehr fit und hat alles, um sich in der Weltspitze festzusetzen.“

Ihr Spiel ist offensiv, enorm druckvoll, manchmal ungestüm. Dafür muss man hart besaitet sein. „Das bin ich in der Tat“, sagt sie lachend. Und meint ihren Schläger, der mit 12 Kilo für Damen vergleichsweise hart bespannt ist. Wie Hoi spricht sie vom Mentalen als „entscheidendem Faktor“. Durch Gaby Frey habe sie gelernt, „alle Blockaden aus dem Weg zu räumen“. Der Erfolg ist messbar, sicht- und hörbar. In ihrer Körpersprache, im Auftreten und in ihren Ergebnissen.

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