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Sport: Union hat kalte Füße

Der Berliner Zweitligist ist im Winter geblieben

Berlin - Es war kurz nach zwölf, als Christian Beeck gestern Mittag nach dem Rechten schaute. Der Teammanager des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union war aus der Geschäftsstelle zum rund 600 Meter entfernten Kunstrasen des Bezirksamtes Treptow-Köpenick hinübergelaufen. Dort kämpfen seit Montag Mitarbeiter des Bezirksamtes und des Vereins darum, den Kunststoffbelag von einer rund 25 Zentimeter hohen Schneeschicht zu befreien. Sogar Unions Fanbeauftragter Lars Schnell und A-Junioren-Trainer Engin Yanova ackerten an der Schaufel. Ein Schneepflug und eine -fräse verstärkten den menschlichen Einsatz. „Es sieht gut aus. Alle Beteiligten malochen. Am Mittwochvormittag können wir wahrscheinlich wieder mal auf einem halben Feld richtig Fußball spielen“, sagte Beeck.

Der Kunststoffplatz ist so etwas wie die letzte Rettung der Köpenicker, die sich im Gegensatz zu zehn anderen Zweitligakonkurrenten nicht für ein Trainingslager in wärmeren Gefilden entschieden haben. Fast alle Einheiten der Rückrundenvorbereitung waren mit Kompromissen verbunden. Union probte im Tiefschnee, in der Halle, im Wald sowie im Stadion – auf den Stufen und der Gegengerade. Der beheizte Hauptrasen ist im Gegensatz zu den beiden verschneiten Trainingsflächen zwar schön grün. Doch vor dem ersten Punktspiel am 14. Januar gegen Alemannia Aachen darf das Wohnzimmer nur in Ausnahmefällen benutzt werden.

Kein Wunder, dass die sportliche Leitung auf die Räumung des Kunstrasens drängte. „In anderthalb Wochen beginnt die Meisterschaft. Da müssen wir wieder unter normalen Bedingungen trainieren“, sagte Trainer Uwe Neuhaus. Eine Anfrage bei Hertha BSC, in Abwesenheit der in Portugal weilenden Profis deren beheizbaren Rasenplatz zu nutzen, kam für Neuhaus nicht in Betracht. Der Trainer ist kein Freund von Reisen in die Türkei, nach Spanien oder Portugal. Der 51-Jährige fürchtet, dass ein Magen-Darm-Virus die halbe Mannschaft flachlegen könnte.

Beeck nennt auch Termingründe. Union spielte noch am 20. Dezember und muss am Freitag, dem 14. Januar, als einer der ersten Zweitligisten schon wieder ran. Zum Vergleich: Hertha ging am 18. Dezember in den Urlaub und spielt erst am 17. Januar in Oberhausen. Unions Stadtrivale hat also fünf Tage mehr Luft. Hinzu kommen wirtschaftliche Gründe. Nach Unions Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals war klar, dass der Klub nicht ins Trainingslager fahren würde.

Für angeschlagene Spieler wie Santi Kolk oder Torhüter Marcel Höttecke sind die harten Böden in der Heimat jedoch Gift. Ändern lässt sich das nun aber nicht mehr. „Wir müssen die Bedingungen so nehmen, wie sie sind“, sagt Torsten Mattuschka. Der Kapitän ist ein bisschen neidisch auf Alemannia Aachen. Der erste Rückrundengegner bereitet sich seit Montag in Spanien vor.

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