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Sport: Union kürzt die Gehälter

20 Prozent weniger, um die Insolvenz zu verhindern

Von Karsten Doneck, dpa

Von Karsten Doneck

und André Görke

Berlin. Welch ein schwarzer Montag für die Fußballprofis des 1. FC Union. Ihr Arbeitgeber lud ins Abacus-Tierparkhotel, und zwar nicht um den ersten Advent nachzufeiern oder sich noch einmal bei Bier und Würstchen an den 3:1-Sieg gegen den VfB Lübeck vom Sonntag zu erinnern. Zur Betriebsversammlung war geladen. Was Präsident Heiner Bertram dort zu Anfang der 80-minütigen Sitzung zu verkünden hatte, dürfte manchem Spieler die Vorfreude auf Weihnachten gründlich verdorben haben: Jeder Union-Angestellte, der über 4200 Euro brutto verdient, und das sind aus dem Spielerkader bis auf zwei alle, müsse bis zum 30. Juni nächsten Jahres auf 20 Prozent seines Grundgehalts verzichten, zudem werden 50 Prozent der Prämien eingefroren. „Klar, dass die Spieler nach dieser Ankündigung nicht gerade Polonaise getanzt haben“, schilderte Union-Sprecher Lars Töffling die Stimmungslage hinterher.

Die drastischen Einsparungen haben einen ebenso drastischen Hintergrund. Bertram sagt: „Mit dieser Offensive beugen wir einer etwaigen Zahlungsunfähigkeit in der Rückrunde vor.“ Union vor der Insolvenz – das war letztmals bei Bertrams Amtsübernahme vor fünf Jahren der Fall. Union schiebt eine Etatlücke vor sich her, die irgendwo im Bereich von 700 000 Euro liegt. Etwa 300 000 Euro verspielte die Mannschaft allein durch ihr Ausscheiden in der zweiten Pokalrunde in Unterhaching (0:1).

„Sollten die betreffenden Angestellten der Kürzung nicht zustimmen, drohen ihnen Änderungskündigungen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Allerdings hat die Sache auch noch einen anderen Effekt: Rechtlich gesehen sind die Spieler bei einer derart einseitigen Änderung ihrer Vertragsverhältnisse „vogelfrei“ (Töffling), das heißt, sie können sich einen anderen Verein suchen. Union muss also damit rechnen, in Kürze – ablösefrei – Spieler zu verlieren und dann wiederum neue dazukaufen zu müssen. Töffling sagt: „Wenn uns vier Leute verlassen würden, dann können wir nicht mit nur 17 Spielern in die Rückrunde starten. Allerdings würden wir dann keine Spieler holen, die bei uns eine Million Euro verdienen wollen.“

Die Spieler haben nun Bedenkzeit. Am nächsten Montag treffen sie erneut zu einer Sitzung zusammen, dann sind Entscheidungen von ihnen gefordert. So recht äußern wollten sich die Profis gestern zu den für sie so bitteren Sparmaßnahmen ihres Klubs nicht. Abwehrroutinier Tom Persich sagt: „Das ist eine interne Angelegenheit, und sie bleibt intern. Ich äußere mich dazu nicht.“ Stürmer Sreto Ristic sagt: „Jeder Spieler macht sich so seine Gedanken, aber von mir gibt es dazu keinen Kommentar.“

Ein bisschen Hoffnung bleibt. Wenn sich im Saisonverlauf zusätzliche Einnahmen ergeben sollten, zum Beispiel durch Sponsoren, wird den Spielern, die eine Gehaltskürzung akzeptiert haben, eine sofortige Erhöhung der Bezüge in Aussicht gestellt. Ob sich Regisseur Kostadin Widolow damit locken lässt? Der Bulgare will, wie berichtet, weg. Gibt es für ihn eine bessere Möglichkeit zum Absprung? Auch er wäre ja ablösefrei.

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