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Leise Töne. Uwe Neuhaus kämpft mit Union weiter gegen den Abstieg.

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Union vor dem Derby: Die neue alte Leidenschaft

Der 1. FC Union will Hertha mit den gleichen Mitteln ärgern wie in der Hinrunde. Dabei wird auch ein wenig kokettiert.

Von Katrin Schulze

Im Prinzip bräuchte sich der 1. FC Union gar nicht erst auf den Weg gen Westen begeben. Ist doch sowieso schon klar, wie das enden wird. „Die Fakten sind deutlich“, sagt Uwe Neuhaus. „Eines der stärksten Heimteams aus der Zweiten Liga trifft auf eines der auswärtsschwächsten.“ So gesehen ist die Mannschaft aus Berlin-Köpenick bei ihrem Besuch am anderen Ende der Stadt chancenlos. Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht. Neben Uwe Neuhaus, dem Unioner Trainer, dürften noch viele andere froh sein, dass ein Fußballspiel nun mal nicht anhand statistischer Tatsachen entschieden wird.

Trotzdem steht sie dem 1. FC Union ganz gut, die Rolle als krasser Außenseiter. Vielleicht kokettiert der Klub deshalb auch ein wenig mit ihr. Nicht nur, dass Neuhaus’ Team qualitativ sowieso schon schlechter besetzt wäre, jetzt drohen für das Derby auch noch zahlreiche Spieler auszufallen. Von einer angespannten personellen Lage ist die Rede; Parensen, Kohlmann, Menz, Brunnemann, Peitz, zählt der Coach auf. Angeschlagen waren aufseiten der Köpenicker zuletzt so einige Profis, wer am Samstagmittag allerdings tatsächlich auflaufen kann, entscheidet sich erst wenige Stunden vor dem Anpfiff.

Egal, welche Elf der ewige Underdog Union gegen Hertha BSC ins Rennen schickt, dass er keineswegs so hoffnungslos unterlegen ist, wie es die Tabellensituation suggeriert, zeigte sich bereits im Hinspiel, als Union nach einem schwachen Start in die Partie insgesamt die bessere Mannschaft war und nur wegen zu vieler verschusselter Chancen nicht auch gewonnen hat. „Mut, Herz, Leidenschaft“ machte Uwe Neuhaus im Herbst bei seinem Team aus, und selbiges fordert er nun auch für die Neuauflage des Stadtduells. Erschweren könnte die Mission nur, dass Hertha mittlerweile besser mit den Gepflogenheiten der Zweiten Liga zurechtkommt und diesmal nicht nur 19 000 Zuschauer live dabei sein werden, sondern 74 244.

Derlei Dimensionen sind für einen Klub wie Union immer noch etwas Außergewöhnliches. Da kann man in seinen Aussagen schon mal ein bisschen pathetisch werden. „Für einige Spieler wird es eine einmalige Gelegenheit sein, vor so einer Kulisse zu spielen“, sagte Trainer Uwe Neuhaus. „Wegen solcher Spiele ist man Fußballer geworden“, heißt es in Mannschaftskreisen. Deshalb werde man sich selbstverständlich von der ersten bis zur letzten Minute zerreißen. Zerreißen, kämpfen, beißen – so klingt das immer bei Außenseitern.

Mit welchem System sich die Köpenicker daran versuchen wollen, ließen sie weitgehend im Unklaren. Gegen den Vorwurf, Union würde sich angesichts des offensivstarken Kontrahenten – wie im Spiel bei Energie Cottbus gesehen – nur hinten reinstellen, wehrt sich der Trainer jedoch entschieden. „Gegen Hertha geht das nicht“, sagt Neuhaus. „Wir wollen uns kein 0:0 ermauern.“ Man müsse vielmehr den Mut haben, dagegen zu halten und selbst nach vorne zu spielen.

Zuletzt hat das weniger gut funktioniert – 0:2 unterlagen die Unioner am vergangenen Wochenende dem SC Paderborn vor eigenem Publikum und offenbarten gerade im Spielaufbau viele Schwächen. Warum sollte das gegen den Spitzenreiter anders aussehen? Der Motivation wegen vielleicht. Und ansonsten kann man sich in Berlin-Köpenick immer noch darauf berufen, dass man ja sowieso gegen einen Gegner außer Konkurrenz angetreten ist.

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