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Kurz vor dem Ziel. Marvin Friedrich feiert sein Tor gegen Köln. Am Dienstag kann Union den Klassenerhalt perfekt machen.

© Martin Meissner/Reuters

Union vor dem entscheidenden Spiel: „Gegen Paderborn müssen wir den Job beenden“

Der 1. FC Union kann schon am Dienstag gegen Paderborn den Klassenerhalt schaffen. Die Saison der Köpenicker war bislang überhaupt von Überraschungen geprägt.

Immer wieder hatte Unions Trainer Urs Fischer in den vergangenen Wochen das gleiche Wort in den Mund genommen. Der Klassenerhalt, so wiederholte sich der Schweizer mehrmals, wäre für den 1. FC Union Berlin nichts weniger als eine „Sensation“. „Wenn du als Aufsteiger zum ersten Mal in der ersten Liga mit null Erfahrung spielst, da musst du dich zuerst daran gewöhnen“, sagte Fischer auf der Pressekonferenz am Montag vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn an diesem Dienstag (20.30 Uhr/Sky). 

„Es haben uns nicht viele zugetraut, dass wir drei Runden vor Schluss aus eigener Kraft diesen Sack zumachen können. Darum bleibe ich bei meiner Aussage: Es käme für mich schon einer Sensation in etwa gleich.“ Rein rechnerisch ist diese Sensation zwar noch nicht perfekt. Dass Union noch absteigt, ist aber nach dem Sieg in Köln am vergangenen Samstag nur schwer vorstellbar. Sollten Düsseldorf in Leipzig und Bremen gegen Bayern verlieren, würde für die Berliner sogar eine Niederlage am Dienstag reichen. Am liebsten würde der Aufsteiger aber den ersten Heimsieg seit Januar schaffen, und den Klassenerhalt selber über die Bühne bringen.

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Dass man dabei mit Paderborn-Trainer Steffen Baumgart einer alte Union-Legende den Abstieg bescheren könnte, nehmen die Köpenicker wohl gerne in Kauf. Unterschätzen wird Union den Tabellenletzten jedenfalls  nicht. Schließlich haben die Ostwestfalen vor etwas mehr als einem Jahr mit 3:1 an der Alten Försterei gewonnen, und Union damit einen herben Rückschlag im damaligen Aufstiegsrennen verpasst.
Mit der starken Paderborner Offensive habe man also schon in der Zweiten Liga Erfahrungen gemacht, sagte Fischer, und wies auch darauf hin, dass die Gäste trotz der Tabellenposition keines ihrer letzten drei Auswärtsspiele verloren haben. „Auch für sie geht es noch um etwas. Ich bin sicher, dass Steffen alles unternehmen wird, um uns das Leben richtig schwer zu machen.“

„Gegen Paderborn müssen wir den Job beenden“

„Gegen Paderborn müssen wir den Job beenden“, sagte Offensivspieler Marcus Ingvartsen und ergänzte, erst dann könne man feiern. Hätte man der Mannschaft aber vor der Saison eine solche Situation am 32. Spieltag angeboten, „hätten wir sie sofort angenommen“, betonte der Däne. Denn es war vor einem Jahr alles andere als selbstverständlich, dass Union die Klasse halten würde. Bis auf Paderborn hat kein Verein in der Bundesliga einen kleineren Spieleretat als Union. 

Mit neun Neuzugängen im vergangenen Sommer haben die Berliner zwar ordentlich aufgestockt und etwas mehr Bundesliga-Erfahrung hereingebracht, aber auch diese Transferpolitik barg seine Risiken. Dass der neugestaltete Kader so schnell zusammenwachsen würde, war zumindest von außen betrachtet nicht unbedingt ein Selbstläufer.

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Von kleinen Sensationen war diese erste Bundesliga-Saison eigentlich von Anfang an geprägt. Schon am dritten Spieltag verlor Borussia Dortmund mit 1:3 als erste große Mannschaft in der Alten Försterei. Wenige Stunden nach dem Abpfiff liefen die unter der Hitze und Schockstarre leidenden Unioner noch uncharakteristisch leise durch den Wald.

Im November folgten Überraschungen, unter anderem gegen Hertha

Im November folgten weitere Überraschungen, zuerst im Derby gegen Hertha BSC, kurz danach gegen Borussia Mönchengladbach. An einem Tag, als die Ultras ihren langjährigen  Vorsänger verabschiedeten, versetzten Anthony Ujah und Sebastian Andersson mit zwei Toren die Fans in  doppelte Party-Stimmung auf den Rängen. Spätestens in den jeweiligen Rückspielen wurde dann klar, wie überraschend diese Siege tatsächlich waren. In Dortmund, Mönchengladbach und im Berliner Olympiastadion verloren die Köpenicker in der Rückrunde jeweils heftig, kassierten dabei immer mindestens vier Tore. Vor allem in den vergangenen Wochen, als die Ränge im eigenen Stadion plötzlich leer waren und der Druck wieder stieg, geriet der Aufsteiger erneut in Schwierigkeiten.

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Nach mehreren Auswärtssiegen zu Beginn des Jahres war Unions Klassenverbleib kurz vor der Coronavirus-Pause eigentlich fast schon sicher. Mit dem Re-Start kehrte das Team aber wieder in die Realität zurück, und rutschte nach einer Serie von acht sieglosen Spielen wieder in den Abstiegskampf.
Dass die Mannschaft in den vergangenen zwei Spielen wieder Fuß fand und sich in Köln schließlich von dem Druck befreien konnte, hat Fischer aber nicht überrascht. „Wir wurden nicht euphorisch, als man uns fast schon zum Klassenerhalt gratulieren wollte“, sagte er. „Jetzt kam wieder eine schwächere Phase, und auch das hat uns nicht aus der Bahn geworfen. Wir haben unseren Plan und unsere Denkweise komplett durch eine ganze Saison verfolgt.“

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