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Hoch im Kurs. Viele Fans des 1. FC Union freuen sich darauf, bald Aktien am eigenen Stadion erwerben zu dürfen.

© dpa

Unions Stadion-Aktien: "Es geht nicht darum, Geld zu machen"

Unions früherer Stadionsprecher André Rolle spricht im Tagesspiegel-Interview über die Möglichkeit, Mitbesitzer der Alten Försterei zu werden und die Beziehung der Fans zu ihrer Spielstätte.

Herr Rolle, ab dem 1. Dezember können alle Mitglieder und Sponsoren des 1. FC Union Anteile am Stadion An der Alten Försterei in Form von Aktien erwerben. Werden Sie auch welche kaufen?

Auf jeden Fall! Eine Stadionaktie muss für mich sein. Ich denke, für viele ist es Ehrensache.

Eine Aktie kostet 500 Euro. Glauben Sie, dass jeder Fan gewillt ist, soviel Geld auszugeben?

Sie haben Recht, günstig ist das nicht. Ich bekomme 800 Euro Rente im Monat, aber der 1. FC Union ist mir das wert. Viele, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, denken genauso. Schließlich ist es ja für einen guten Zweck.

Wir meinen Sie das?

Die Idee, das Stadion in die Hände der Fans zu geben, ist etwas ganz Neues. Der Verein hat nachgedacht, wie man bestimmte Strukturen, die sich im Fußball breit machen, durchbrechen kann. Anstatt wie andernorts üblich die Macht auf eine Einzelpersonen zu übertragen, wird bei Union die Basis gestärkt.

Glauben Sie, dieses Modell ist zukunftsfähig?

Es ist auf jeden Fall eine Alternative. Schauen Sie sich doch nur an, was mit Arminia Bielefeld passiert ist. Die haben sich beim Stadionbau total übernommen und sind jetzt pleite. So etwas darf uns nicht passieren. Lieber bezahlen die Fans bei Union mit ihrem eigenen Geld und sichern sich so etwas für die Ewigkeit.

Ist das nicht etwas zu hoch gegriffen?

Mir gibt die Aktion ein gutes Gefühl. Wenn ich einmal abtrete und weiß, dass die Alte Försterei in Händen derer ist, die ihnen wirklich am Herzen liegt, bin ich beruhigt.

André Rolle, 54, ist seit 44 Jahren Fan des 1. FC Union. Von 1990 bis 2003 war er als Stadionsprecher des Klubs tätig. Heute organisiert Rolle Treffen auswärtiger Union-Fans.
André Rolle, 54, ist seit 44 Jahren Fan des 1. FC Union. Von 1990 bis 2003 war er als Stadionsprecher des Klubs tätig. Heute organisiert Rolle Treffen auswärtiger Union-Fans.

© Matthias Koch

Gibt es etwas, dass Ihnen an dem angestrebten Aktienmodell missfällt?

Nein, nichts.

Man könnte sich zum Beispiel fragen, warum ausgerechnet die Fans, die vor drei Jahren geholfen haben, das Stadion zu bauen, nun zur Kasse gebeten werden.

Das ist ein völlig falscher Ansatz. Wir werden nicht zur Kasse gebeten, wir setzten jetzt den I-Punkt auf eine Sache, die wir mit viel Herzblut begonnen haben. Was es für Union-Fans bedeutet, Mitbesitzer der Alten Försterei zu sein, kann kein Außenstehender nachvollziehen.

Versuchen Sie doch, es uns zu erklären.

Jeder, der ab 2008 mitgeholfen hat, das Stadion zu renovieren, hat eine ganz eigene Beziehung zur Alten Försterei. Das ist nicht einfach nur ein Ort, wo man seine Zeit verbringt. Und wenn man dann schwarz auf weiß bestätigt bekommt, Mitbesitzer zu sein, ist das großartig.

Laut Unions Präsident Dirk Zingler wären die Aktien nicht dafür ausgelegt, dass ihre Besitzer viel Gewinn damit machen können. Finden Sie das als Anleger nicht seltsam?

Warum denn? Fans wie mir geht es nicht darum, großartig Geld mit der Aktie zu verdienen. Die kommt an die Wand, gleich neben dem „Stadionbauer-Helm“, den es damals zur Eröffnung der Alten Försterei gab. Nicht alles ist immer mit Geld aufzuwiegen.

Was glauben Sie, wie viele Fans sich Aktien kaufen werden?

Ich rechne mindestens mit 5000. Bei 7500 Mitgliedern wäre das sehr viel.

Das Gespräch führte Sebastian Stier.

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