zum Hauptinhalt

UNIVERSITÄT FREIBURG: Die Aufarbeitung geht jetzt vor

Die Gänge der kleinen sportmedizinischen Abteilung der Freiburger Universitätsklinik wirken verlassen am Pfingstwochenende. Noch am Freitagabend rief der Klinikumsvorstand hier eiligst die Mitarbeiter der Abteilung zusammen und schilderte die aktuelle Lage: Durch einen Beschluss des Rektors dürfen bis auf weiteres keine Spitzensportler mehr in Freiburg behandelt werden.

Die Gänge der kleinen sportmedizinischen Abteilung der Freiburger Universitätsklinik wirken verlassen am Pfingstwochenende. Noch am Freitagabend rief der Klinikumsvorstand hier eiligst die Mitarbeiter der Abteilung zusammen und schilderte die aktuelle Lage: Durch einen Beschluss des Rektors dürfen bis auf weiteres keine Spitzensportler mehr in Freiburg behandelt werden. Von den etwa 5000 betreuten Personen im Jahr machen die Profis ungefähr 1500 Patienten aus. „Wir wollen zuerst die letzten 20 Jahre rückhaltlos aufarbeiten“, sagt Rudolf Dreier, Sprecher der Universität Freiburg.

Der jetzige Klinikdirektor ist Hans-Hermann Dickhuth. Er kam in leitender Position erst 2001 nach Freiburg. Sein Vorgänger im Direktorenamt, Joseph Keul, verstarb 2000 an einem Krebsleiden. Er stand unter Verdacht, Dopingforschung betrieben zu haben. 1997, in einem Interview mit den „Radsport- News“, bestritt Keul, dass Epo ein Wundermittel im Leistungssport sei: „Der Effekt ist gering.“ Keul galt auch als äußerst geschickt im Umgang mit kritischen Nachfragen seitens der Presse. Kleinste, in der Öffentlichkeit geäußerte Verdachtsmomente wurden meist mit juristischen Mitteln angefochten.

Für den in Freiburg beheimateten Olympiastützpunkt ist die Zukunft der medizinischen Betreuung nach den aktuellen Entwicklungen in der benachbarten Universitätsklinik ebenfalls ungewiss. 200 in Freiburg trainierende Bundeskader bangen um ihre Existenz. „Wir werden uns schnell um Ersatz bemühen“, sagt Stützpunktleiter Hans-Ulrich Wiedmann. Rudolf Dreier von der Uni Freiburg hält gar die komplette Schließung der Freiburger Sportmedizin für möglich. Was dies für den Olympiastützpunkt bedeuten würde, wo Sportler wie Skispringer Martin Schmitt oder der nordische Kombinierer Georg Hettich trainieren, ist unklar. Stützpunktleiter Ulrich Wiedmann bleibt noch gelassen: „Andere Olympiastützpunkte haben auch keine Universitätsklinik hintendran und bekommen das trotzdem hin.“ Wiedemann wünscht sich ohnehin eine differenziertere Betrachtungsweise: „Da wird momentan sehr viel vermischt. Die Betreuung des Teams Telekom war eine vertragliche Sache zwischen Professor Keul und der Telekom. Meines Wissens gab es Verträge um die 100 000 Euro für diese Leistungen.“ Die Betreuung der anderen Athleten habe völlig unabhängig von der Teamarzttätigkeit für das Team Telekom stattgefunden. Martin Müller, Freiburg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false