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Sport: Unlautere Botschafterin

Leipzig möchte Olympiastadt werden und hat sich Kristin Otto, die ehemalige Schwimmerin, zur Olympiabotschafterin erwählt. Nun ist recht unklar, warum und zu welchem Ende jemand eigentlich Olympiabotschafter wird oder was des Botschafters Mission ist.

Leipzig möchte Olympiastadt werden und hat sich Kristin Otto, die ehemalige Schwimmerin, zur Olympiabotschafterin erwählt. Nun ist recht unklar, warum und zu welchem Ende jemand eigentlich Olympiabotschafter wird oder was des Botschafters Mission ist. Etwas durchsichtiger ist, dass diese spezielle Wahl wohl doch höchst unglücklich ist und bereits die Doping-Opfer-Hilfe auf den Plan gerufen hat. Dieser Verein, der sich für die Entschädigung der Opfer des flächendeckenden Dopings in der DDR einsetzt, kritisiert die Wahl Kristin Ottos und fordert ihre Demission.

Was nachzuvollziehen ist. Otto, heute Sportjournalistin im ZDF, hat 1988 bei den Spielen in Seoul sechs Goldmedaillen gewonnen - mit enorm viel Talent, enorm viel Fleiß und enorm vielen unlauteren Mitteln. Kristin Otto war gedopt, das steht unstrittig fest, ist belegt durch Aktenmaterial und bezeugt von Beteiligten. Demnach könnte sie zu den Opfern gezählt werden - kann sie aber nicht, weil sie bis heute beharrlich leugnet, Dopingmittel genommen zu haben. Allenfalls, hat sie einmal eingeräumt, könnte sie möglicherweise, vielleicht, theoretisch, unwissentlich gedopt worden sein, aber eigentlich glaube sie auch das nicht. Küchenpsychologisch lässt sich diese Verweigerung der Tatsachen vielleicht mit dem Wunsch erklären, die eigene Lebenslüge aufrecht zu erhalten, also weiterhin als erfolgreichste Schwimmerin aller Zeiten zu gelten, und nicht als erfolgreichste, gedopte Schwimmerin. Aber das ist letztendlich ihre höchst private Sache, wie sie mit ihrer sportlichen Vergangenheit umgeht.

Nur kann sie sich dann eben nicht als Frontfrau von Olympia zur Verfügung stellen, gerade jetzt, da Olympia unter dem neuen IOC-Präsidenten Jacques Rogge sich anschickt, den Ruf der Verlogenheit abzulegen. Das wird gewiss nicht gelingen, und in den Wettkampfstätten wird der Betrug auch in Zukunft zur Medaillenvergabe gehören. Das allein wiederum ist schon unschön genug - und muss nicht auch noch durch die Installation einer uneinsichtigen, unlauteren Olympiasiegerin gebilligt werden.

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