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Sport: Unruhe beim Meister

Von Hartmut Moheit Berlin. Unruhe kann Peter Röhle derzeit überhaupt nicht brauchen.

Von Hartmut Moheit

Berlin. Unruhe kann Peter Röhle derzeit überhaupt nicht brauchen. Kaum jemand zweifelte zwar daran, dass sein Team gestern (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet) gegen den ASC Duisburg das Play-off-Finale um die deutsche Wasserball-Meisterschaft erreichen würde, schließlich gewannen die Wasserfreunde Spandau 04 das Auswärtsspiel mit 8:7, aber dennoch rumort es mächtig hinter den Kulissen.

Nachdem Kapitän Patrick Weissinger mit seiner Aussage im Tagesspiegel, dass er sich einen Wechsel ins Ausland vorstellen könne, für Aufregung gesorgt hatte, ist nun mit Torhüter Igor Uchal noch ein zweiter Spieler abwanderungswillig. Ausgerechnet der ehemalige Spandauer Nationalspieler Dirk Klingenberg, der, obwohl er in Düsseldorf spielt, ab und zu mit den Spandauern mittrainieren darf, macht Uchal seit Wochen schon den Wechsel schmackhaft. „In Düsseldorf bieten sie mir all das, was ich mir wünsche: Arbeit, Geld und Perspektive", sagt der 32-jährige Ukrainer, der 1996 zu Spandau 04 kam.

Zuletzt war Uchal wenigstens noch beim ehemaligen Spandauer Idol Armando Fernandez in dessen Großhandel mit mexikanischen Produkten beschäftigt, aber seitdem dessen Firma Pleite gegangen ist, muss er zum Arbeitsamt. „Ich würde nicht gerne gehen, schließlich habe ich in Berlin einiges aufgebaut, aber wenn Spandau nichts bietet,vor allem keine Arbeit, dann bleibt mir keine andere Wahl", sagt jener 1,96 m große Modellathlet, dem die Wasserfreunde sehr viel zu verdanken haben.

Nachdem er zu Beginn seines Engagements in Spandau gleich ein Jahr für die Bundesliga gesperrt worden war, weil der damalige Manager Udo Lehmann vergessen hatte, ihn offiziell zu melden, sorgte Uchal zweimal mit seinem Können maßgeblich für den Gewinn des Meistertitels. 1998 im Finale gegen Hamm, als sich Peter Röhle in seinem letzten Spiel selbst auswechselte, Uchal den Platz im Tor einnahm und Spandau die nötige Sicherheit in der Deckung gab. Und auch in der vorigen Saison im entscheidenden fünften Spiel gegen Hannover, in dem die Nummer eins Alexander Tschigir wegen einer Verletzung nicht einsatzfähig war. Dennoch, aus dessen Schatten kam Igor Uchal nie heraus.

Was Patrick Weissinger und Igor Uchal in diesen Tagen umtreibt, sieht ihr Trainer Peter Röhle als lösbar an. Er ist von seinem Weg der kleinen, sicheren Schritte absolut überzeugt. „Ich möchte mit der Mannschaft wachsen", sagt er, „unter unseren Verhältnissen können wir einfach nicht auf den schnellen Erfolg aus sein. Als Warnung an die Adresse Weissingers nennt er Teams in Griechenland, Italien, Jugoslawien und Kroatien, die „schnell einmal zusammengekauft werden, wenn aber das Geld knapp wird, genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwinden". Röhle kündigt Gespräche mit Weissinger und Uchal an, stellte sich zugleich aber ebenso hinter die Aussage des Vereinspräsidenten und Nationalmannschafts-Trainers Hagen Stamm. „Wer will, kann gehen", hatte er nach dem Beitrag im Tagesspiegel kommentiert.

Auf Stamm kommt ebenfalls einiges an Zoff zu, denn der Trainer des wahrscheinlichen Finalkontrahenten Waspo Hannover, Bernd Seidensticker, fordert vehement dessen Rücktritt. Nach dem Wechsel von Nationalspieler Marc Politze an die Spree spricht Seidensticker von „Amtsmissbrauch“, weil Stamm, der auch Präsident von Spandau 04 ist, „so lange gebohrt hat, bis Politze weich geworden ist.“ Den Zeitpunkt für derartige Diskussionen sehen die Spandauer als sehr ungünstig an.Was sie viel mehr umtrieb, war der unfaire Stil der Duisburger. „Wer schützt meine Spieler vor der Schlägertruppe", fragte Röhle deswegen auf der Spandauer Website ( www.spandau04.de ).

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