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Sport: Unschön erfolgreich

Hertha BSC muss sich steigern, um weiter zu siegen – auch in Nikosia überzeugten die Berliner nicht

Dick van Burik nimmt ein Zuspiel an. Der Abwehrspieler von Hertha BSC ist unbedrängt, ein paar Meter vor der Mittellinie. Er hebt den Kopf, sucht nach einer Anspielstation im Mittelfeld. Doch er findet keine. Also nimmt van Burik zwei Schritte Anlauf und schlägt den Ball weit in die Hälfte des Gegners, an diesem Donnerstagabend heißt er Apoel Nikosia. Dann wird der Ball nach einem Kopfballduell mit Herthas einzigem echten Stürmer Solomon Okoronkwo von den Abwehrspielern Nikosias unter Kontrolle gebracht.

Sehr ähnliche Szenen haben sich gehäuft in dieser Saison, in der Hertha spielerisch noch in keiner Begegnung überzeugen konnte. Ein langer Pass aus der Verlegenheit heraus nach einem viel zu langsamen Spielaufbau – das ist typisch für den Fußball-Bundesligisten. Trotzdem ist die Mannschaft bislang erfolgreich, gewann vier von sechs Spielen. So auch am Donnerstagabend, im Hinspiel der ersten Runde des Uefa-Cups in Nikosia mit 1:0 in der Nachspielzeit. Trainer Falko Götz hatte vor dem Spiel angekündigt, dass seine Mannschaft ein so gutes Ergebnis erzielen wolle, dass er im Rückspiel am 29. September bereits taktieren kann. „Denn zwei Tage später haben wir ein schweres Bundesligaspiel gegen Werder Bremen“, sagte er.

Götz’ Plan ist nicht aufgegangen, er wird seine Stammspieler im Rückspiel nicht schonen können, weil das Risiko, doch noch auszuscheiden, zu hoch ist. Das ist eine zusätzliche Belastung für die kommenden Wochen, die schwierig für Hertha werden. Die Berliner haben fünf Spiele in den nächsten zwei Wochen. Morgen spielen sie bei Schalke 04. Van Burik wird dort möglicherweise fehlen, weil er sich in Nikosia das Knie verdreht hat. „Wir entscheiden am Samstag, ob er spielen kann“, sagte Herthas Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher. Am Mittwoch spielen die Berliner bereits gegen Duisburg, dann in Köln, gegen Nikosia und gegen Bremen. „Auch im Hinblick auf diese Spiele mussten wir mit unseren Kräften in dieser Hitze haushalten“, sagte Niko Kovac nach dem Spiel gegen Apoel. Doch die Begegnung erweckte einen anderen Eindruck: Die Berliner schonten sich nicht, sie konnten es einfach nicht besser.

Hertha wird sich steigern müssen, um in zwei Wochen immer noch auf dem fünften Tabellenplatz der Bundesliga zu stehen. Kaum ein Spieler ist in der Form, die er vergangene Saison hatte, die meisten sind sogar deutlich schwächer. Gerade im Mittelfeld, dem überragenden Mannschaftsteil der vergangenen Spielzeit, hat Hertha Schwierigkeiten.

Die Brasilianer Marcelinho und Gilberto wirken teilweise lustlos und unmotiviert, Niko Kovac spielt zu viele Fehlpässe und Yildiray Bastürk ist wegen unterschiedlichen Verletzungen noch nicht ganz fit. Vielleicht haben die Berliner deshalb noch größere Probleme, ein Spiel zu lenken, als in der vergangenen Saison. Bastürk könnte das ändern. Gegen Nikosia entschied der Türke das Spiel nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit, nicht nur, weil er den spielentscheidenden Elfmeter herausholte. Mit seiner Einwechslung wurde das Spiel schneller. „Ich glaube, dass ich gegen Schalke wieder bei 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit sein werde“, sagte Bastürk. Seine Mannschaftskameraden, Trainer und Manager freuten sich über dessen Leistung. „Yildiray war der Beste“, sagte zum Beispiel Torwart Christian Fiedler. „Man hat gesehen, wie wichtig er für uns ist.“ Bastürk selbst war nicht so ganz zufrieden. „Eigentlich müsste die Mannschaft den Ausfall eines Leistungsträgers kompensieren können“, sagte er.

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