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Neue Umgebung. An einen Platz auf der Bank muss sich Dante (Mitte) wohl gewöhnen - will er aber nicht.

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Update

Unser Blog zum Bundesliga-Wochenende: Will Bayern München Innenverteidiger Dante loswerden?

Heute in unserem Blog: die Dominanz des FC Bayern München, Dantes Rückkehr zu Borussia Mönchengladbach sowie Anthony Ujah und seine Liebe zu Geißbock Hennes

15:45 Uhr: Nachtrag zum Thema: Müssen wir bald RB Leipzig und den VfL Wolfsburg lieben? Zu Rasenballsport sagt Philipp Köster, der Chefredakteur von „11Freunde“, in einem Interview mit Vocer: „Es gibt ja inzwischen eine breite Phalanx von Befürwortern. Die DFL buckelt vor den Leipzigern, Sky feiert die Leipziger als junge Kraft im Osten, die Leipziger Volkszeitung ist zu einer Art Fanmagazin mutiert. Da darf es doch erlaubt sein, dass wir diese Simulation von Fußballkultur kritisieren und mal dezent nachfragen, ob das eine so erstrebenswerte Vorstellung ist, dass in zwanzig Jahren zehn solcher Plastikklubs in der Bundesliga spielen, deren Kern eben nicht die Freude am Sport ist, sondern allein der Verkauf von noch mehr Getränkedosen."

15:15 Uhr: Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Schlagzahl die Bundesliga immer wieder neue Nachrichten produziert. Es ist noch nicht mal fix, dass Dante die Bayern im Sommer verlassen wird, da steht sein neuer Arbeitgeber quasi schon fest. Was wäre naheliegender, als dass der Brasilianer im Sommer zu Borussia Mönchengladbach zurückkehrt. Max Eberl, Gladbachs Sportdirektor, hat sich am Samstag bei Sky wie folgt zu Dante geäußert: „Mit Dante ist der Kontakt nie abgerissen. Man wird sehen, wie es für uns weitergeht, wie es für ihn weitergeht. Er hat bei uns eine fantastische Zeit gehabt - und es ist ein Mannschaftsteil, wo wir gucken müssen.“

Deutlicher kann man sich eigentlich nicht äußern. Und gerade das sollte einen stutzig machen. Die Gladbach-Fanseite „Seitenwahl.de“ bezeichnet die Aussagen Eberls als „zu offen, um sich vorstellen zu können, dass auch nur ansatzweise ein ernsthaftes Interesse bestehen könnte“. In der Tat passt Dante nicht in Borussias Beuteschema: Er ist mit 31 Jahren zu alt, zumindest solange Martin Stranzl, 35, immer noch als Abwehrchef vorgesehen ist. Und das ist er. Der Österreicher hat seiner Vertrag gerade noch mal um ein Jahr verlängert. Neben ihm spielt in der Regel Tony Jantschke, den Trainer Lucien Favre wegen seiner unaufgeregten Art sehr schätzt. Welche Rolle wäre also für Dante vorgesehen? Die des Back-ups für Stranzl, falls dessen Körper mal wieder eine Pause verlangt. Vergessen wir das Ganze einfach mal.

14:35 Uhr: Jetzt wird es wirklich gefährlich für Dante. Die Äußerungen seines Trainers Pep Guardiola lassen nichts Gutes erahnen, Dantes Zeit beim FC Bayern München geht wohl unweigerlich dem Ende entgegen. Guardiola hat am Samstag über seinen brasilianischen Innenverteidiger gesagt: „Das ist einer der besten Profis, den ich in meiner Karriere getroffen habe. Er ist unglaublich überragend.“ Das riecht wirklich nach Ärger.

Pep Guardiola ist der Erfinder des Triple-Superlativs („top top top“/“super super super“), insofern kommt Lob in seiner einfachen Form schon einer Fundamentalkritik gleich. Die „Bild“-Zeitung hat das Benotungssystem Guardiolas ins Deutsche übersetzt: „Super super super“ heißt demnach unersetzlich, „super super“ wichtig, „super“ austauschbar, und „Weltklasse!“ bedeutet: kann gehen. Dante, inzwischen 31 Jahre alt, fällt in Kategorie vier. Erst vor einem Jahr haben die Bayern den Vertrag des Innenverteidigers, den sie 2012 für vergleichsweise kleines Geld (4,7 Millionen Euro) aus Mönchengladbach geholt haben, bis 2017 verlängert. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verkündete aus diesem Anlass: „Dante war sicherlich einer unserer besten Transfers in den zurückliegenden Jahren. In nur anderthalb Jahren hat er sich zu einem wichtigen Spieler unserer Mannschaft entwickelt.“

In einem Jahr aber kann viel passieren. Dante zum Beispiel ist das 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland dazwischen gekommen. Vor kurzem hat er selbst darüber geklagt, dass er nur noch auf dieses Spiel, sein einziges bei der Weltmeisterschaft in seinem Heimatland, reduziert werde. Immerhin: Brasiliens Fußballlegende Cafu, Weltmeister 2002, hat im Interview mit dem Tagesspiegel ein gutes Wort für seinen Landsmann eingelegt: „Ich kann nur sagen, dass er ein großer Spieler ist und zu Recht bei der WM dabei war.“ Bei den Bayern und ihrem Trainer Guardiola genießt Dante diese Wertschätzung nicht mehr.

Um zu dieesr Erkenntnis zu gelangen, musste man nicht bis zum vergangenen Wochenende warten, als Dante in Hannover schon nach einer halben Stunde ausgewechselt wurde. Es reicht auch ein Blick auf seine Saisonstatistik. Der Brasilianer kommt in dieser Spielzeit vor allem in den eher unwichtigen Begegnungen zum Einsatz. In der Champions League zum Beispiel ist das auffällig. In den Spielen gegen den AS Rom blieb Dante ganz draußen, gegen Manchester City wurde er jeweils eingewechselt, und auch im Achtelfinal-Hinspiel gegen Donezk stand er nicht auf dem Feld. Dante ist inzwischen der Mann für Paderborn und Freiburg.

Fans von Rasenballsport Leipzig.
Fans von Rasenballsport Leipzig.

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12:40 Uhr: Zurück zum eigentlichen Thema: Das Schlimme an der Dominanz der Bayern ist ja, dass einem inzwischen suggeriert wird, man müsse sich doch freuen über Klubs wie Rasenballsport Leizig oder den VfL Wolfsburg, die mittels ihrer unverdienten Finanzkraft auf Dauer ernsthaft mit den Bayern konkurrieren werden. Ist das die Lösung? Wir suchen uns einfach noch ein paar Weltkonzerne, die sich einen Bundesligaklub aneignen und viel Geld investieren, damit die Dax-Liga dann wieder richtig schön spannend ist. Ist echter Wettbewerb nur noch möglich, wenn ein Klubs mitmischen, die sich an die Regeln des Wettbewerbs nicht halten müssen, die für alle anderen gelten?

Für alle Bundesligisten ist die 50+1-Regelung bindend, außer für Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim. Rein juristisch hält sich Rasenballsport Leipzig an diese Regel, das seltsame Konstrukt aber widerspricht dem Geist dieser Regel, was zu der abstrusen Situation führt, dass die, die durch 50+1 eigentlich geschützt werden sollen, letztlich darunter leiden. Was Leipzig macht, können - anders als Ralf Rangnick das immer mal wieder behauptet - Eintracht Frankfurt, Schalke 04, Hertha BSC oder der VfB Stuttgart eben nicht machen?

12:20 Uhr: Kleiner Exkurs und ein Blick nach Köln, zum FC und seinem leidgeprüften Maskottchen Hennes. Muss erst Niederlage auf Niederlage ertragen, und gewinnt der FC dann endlich mal, wird er Opfer einer hinterhältigen Attacke. Anthony Ujah hat den Geißbock am Sonntag an den Hörnern gepackt und ihn ordentlich durchgerüttelt. Bevor Ujah in den Fokus wutentbrannter Tierschützer gerät, hat er sich schon mal prophylaktisch per Twitter entschuldigt. „Sorry, Hennes, das war etwas zu heftig von mir.“ Auch wenn Ujah Wiederholungstäter ist, sind ihm unlautere Absichten wohl nicht zu unterstellen. Der FC-Stürmer hat nach dem Spiel bekannt: „Hennes ist mein bester Freund.“ Was wiederum die Frage aufwirft, wie man in Köln eigentlich mit Kreaturen umgeht, die man nicht mag.

12:00 Uhr: Eine andere Meinung. Raphael Honigstein schreibt bei ESPN über die Bundesliga: „Die Ungleichheit nimmt weltweit zu, nur nicht in der Bundesliga.“ Der Beleg für diese These: Vor einem Jahr betrug der Abstand zwischen dem Ersten (Bayern) und dem Letzten (Braunschweig) zum selben Zeipunkt 51 Punkte, jetzt sind es nur 39. Wobei man die Frage stellen kann, ob das eher am Ersten oder am Letzten lag? Weiter schreibt Honigstein: „In einer idealen Welt hat man beides: gute Spieler und ein gutes System, wodurch mehr herauskommt als die Summe der Einzelteile. Bayern und Dortmund (…) haben beides. Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg könnten beides haben. Borussia Mönchengladbach kommt näher. Schalke nicht.“

11:30 Uhr: Anders als im US-Sport, erleben wir in der Bundesliga gerade den sogenannten Matthäus-Effekt in Reinkultur: Wer hat, dem wird gegeben. Wobei dieses Prinzip nicht auf Lothar M. zurückgeht, sondern auf den Evangelisten gleichen Namens. Es heißt nichts anderes, als dass Erfolge immer neue Erfolge hervorrufen, und dieses Phänomen wird auch mit anderen, volkstümlichen Wendungen beschrieben: „The Winner takes it all“ (Abba), „Der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln“ oder „Der Teufel sch… immer auf den größten Haufen.“ In diesem Zusammenhang sei der Hannoveraner Leonardo Bittencourt zitiert, der am Wochenende nach der 1:3-Niederlage seiner Mannschaft verkündet hat: „Die Bayern werden bevorzugt.“ Vom Schiedsrichter nämlich. Damit beschäftigt sich auch der Kabarettist Frank Lüdecke in seiner montäglichen Kolumne für den Tagesspiegel. Obwohl L. Fan eines Berliner Hauptstadtklubs (Name der Redaktion bekannt), dessen Fans sich generell ein bisschen benachteiligt fühlen, besitzt er ein tieferes Verständnis für den Schiedsrichter und seine Nöte. Dem möchte ich mich uneingeschränkt anschließen.

11:15 Uhr: Noch mal ein Leserkommentar zur Dominanz der Bayern: „Das bleibt leider so, bis mal jemand auf die Idee kommt, den ungebremsten Manchester-Kapitalismus im Fußball zu beenden“, schreibt svsch58. Es hat ja durchaus Bremsversuche gegeben, aber die Bremsen greifen nicht mehr. Das Fernsehgeld in Deutschland zum Beispiel wird nach halbwegs solidarischen Kriterien vergeben. Die Bayern bekommen zwar das Meiste, aber vermutlich weniger, als ihnen vom Interesse des Publikums zustünde. Das wird allerdings konterkariert durch die Einnahmen, die die Bayern aus der Champions League generieren. Brauchen wir also stärkere Eingriffe, um den Wettbewerb auf Dauer zu ermöglichen? Es ist in diesem Zusammenhang interessant, mal über die nationalen Grenzen hinweg zu sehen, in den US-Sport zum Beispiel, in dem der Wettbewerb alles ist - weil für die Amerikaner nur Wettbewerb attraktiv ist. Da haben alle Klubs erst einmal die gleichen Ausgangsvoraussetzungen, so dass am Ende die bessere Arbeit über den Erfolg entscheidet, nicht das dickere Konto. Alternativ könnte man auch über die Idee von mika7 nachdenken: „Preetz zu den Bayern, und schon wäre die Liga wieder spannend.“

11:00 Uhr: Noch mal zur Klarstellung, weil bei diesem Thema eben auch die üblichen Reflexe immer wieder funktionieren. Wer die Zustände beschreibt, wie sie sind, gerät schnell in den Verdacht, den Bayern ihre Erfolge zu neiden. Darum geht es nicht. Es geht darum, was bedeutet eine dauernde Dominanz der Münchner, die fehlende Spannung für die Attraktivität der Liga? Niemand wird vermutlich bestreiten, dass der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach oder auch der FC Augsburg zum Teil seit Jahren hervorragende Arbeit leisten - trotzdem haben sie auf eine komplette Saison gesehen keine Chance gegen die Bayern.

Aus diesem Grunde ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit, genauer: in die siebziger Jahre, als ein gewisser Heinz Höher als junger Trainer beim VfL Bochum gearbeitet hat. Ronald Reng hat seine Geschichte vor knapp zwei Jahren als Buch veröffentlicht (Spieltage. Die andere Geschichte der Bundesliga). Darin erzählt er, dass Höher Mitte der Siebziger glaubte, mit den Bochumern Meister werden zu können. Ein junger innovativer Trainer, eine talentierte, eingespielte Mannschaft, die bereits mehrere Jahre zusammen war: Warum sollte die nicht um den Titel mitspielen? Aus heutiger Sicht mag das skurril erscheinen, aber damals war das wohl tatsächlich noch so, weil alle Konkurrenten unter vergleichbaren Bedingungen in eine Saison starteten.

Heute sind die Verhältnisse zementiert. Dass ein Verein wie Borussia Mönchengladbach, der über Jahre gegen den Abstieg gespielt hatte, plötzlich wieder zur Elite der Liga gehört, ist eher die Ausnahme. Spätestens die Einführung der Champions League hat die Zustände verfestigt. Noch einmal Christian Heidel im FAZ-Interview: „Dazu kommt, dass seit einer Teilnahme von Werder Bremen vor fünf Jahren immer die gleichen Klubs in der Champions League mitspielen: Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen. Das ist in den Leuten drin, dass die Bundesliga nicht mehr so viel Überraschendes liefert. Dazu vertieft diese Konstellation natürlich die finanziellen Gräben und verfestigt die Zustände. Das ist nicht gut für die Liga.“

10:35 Uhr: Mal eine gute Nachricht zum Thema: Anders als vor einem Jahr können die Bayern diesmal nicht schon im März die Meisterschaft perfekt machen. Selbst wenn sie alle Spiele gewinnen und Wolfsburg alle verliert, dauert es mindestens bis zum 11. April. In der vergangenen Saison lagen die Münchner nach 24 Spieltagen schon 20 Punkte vor dem Zweiten, vor zwei Jahren waren es immerhin 17. Deutet das darauf hin, dass die Bayern müde werden? Bei aller Dominanz, es wird auch in Zukunft punktuell mal wieder einen anderen Meister als Bayern München geben. Irgendwann wird der Übertrainer Pep Guardiola den Klub verlassen. Irgendwann werden auch Robben und Ribéry ihre Karriere beenden müssen. Denn eins geht ein bisschen unter: Die Bayern haben inzwischen eine Mannschaft, die in Würde gealtert ist. Lahm, Schweinsteiger, Dante, Xabi Alonso, Robben, Ribéry - alle über 30. Mit 27,33 Jahren im Schnitt stellen die Müncher sogar das älteste Team der Liga.

10:10 Uhr: Interessante Kommentare zum Thema (siehe unten): „Man kann den Bayern schlecht zum Vorwurf machen, dass dort über 30 Jahre konstant gute Arbeit geleistet wird“, schreibt feihung. Ich hoffe, das, was ich geschrieben habe, ist nicht als Vorwurt rübergekommen. Es sollte eine Zustandsbeschreibung sein. Im Übrigen: Ich widerspreche jetzt einfach mal der Ansicht, dass die Bayern über 30 Jahre konstant gute Arbeit geleistet haben. Die Bayern sind seit nunmehr fast 50 Jahren erfolgreich, aber sportlich konstant gute Arbeit machen sie meiner Meinung nach erst seit etwa 2009 - und das wird langsam zum Problem für die Bundesliga.

Seit 2009 steckt bei den Bayern ein klares sportliches Konzept hinter der Arbeit, das sie, verbunden mit der größten Finanzkraft der Liga, weit über die Konkurrenz hinaushebt. Davor haben sich die Bayern einfach auf die Macht des Geldes verlassen. Wenn es mal nicht lief, haben sie sich eben noch ein paar neue Stars dazugekauft. Ich erinnere an die Einkaufsoffensive im Sommer 2007 (Luca Toni, Franck Ribéry), nachdem der FCB in der Liga hinter Stuttgart, Schalke und Bremen nur Vierter geworden war und die Champions League verpasst hat.

Die Bayern machen jetzt auch im Kleinen gute Arbeit. Sie haben einen besessenen und detailverliebten Trainer, sie holen sich von den Leverkusenern „das Auge“ Michael Reschke, der sich im internationalen und Nachwuchsfußball auskennt wie vielleicht kein Zweiter in Deutschland, und sie verpflichten jetzt sogar Spieler, die noch keine Stars sind, sondern erst noch welche werden sollen: Joshua Kimmich vom VfB Stuttgart zum Beispiel oder Sinan Kurt von Borussia Mönchengladbach.

Für die Konkurrenz ist das ein Problem. Die Klubs aus der zweiten Reihe setzen vor allem auf eine bessere Nachwuchsarbeit. Marko Bode, der neue Aufsichtsratvorsitzende von Werder Bremen, hat gerade gesagt, für einen Klub wie Werder gebe es gar keine andere Möglichkeit, wieder nach oben zu kommen, als sich talentierte Spieler selbst auszubilden. Auch Lucien Favre, der Trainer von Borussia Mönchengladbach, hat sich vor Monaten ähnlich geäußert. Dann ist es doppelt ärgerlich, wenn den Gladbachern ein anerkannt herausragende Talent wie Kurt für vergleichsweise läppische 1,5 Millionen Euro weggekauft wird, bevor sie von seinen Fähigkeiten auch nur ansatzweise profitieren können. Sinan Kurt hat in dieser Saison übrigens noch kein Mal für Bayerns Profis gespielt.

9:45 Uhr: Um die Attraktivität der Bundesliga zu belegen, verweist die DFL gern auf folgende Statistik. Von wegen: immer Bayern. In den vergangenen zehn Jahren hat es hierzulande fünf verschiedene Meister gegeben. Inzwischen ist die Saison 2003/04 mit Werder Bremen als Meister aus der Wertung gefallen. In den vergangenen zehn Spielzeiten hat es in der Bundesliga also nur noch vier unterschiedliche Meister gegeben. Neben den Bayern den VfB Stuttgart, den VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund. In Italien, Spanien und England waren es im selben Zeitraum jeweils drei. In Frankreich sogar sechs. So groß sind die Unterschiede also nicht.

Und wünschen wir uns nicht langsam die so viel gescholtenen spanischen Verhältnisse? Einen zumindest spannenden Zweikampf. Von Zuständen wie in England wagt ja kaum noch jemand zu träumen.

9:15 Uhr: Es soll ja bis zum letzten Wochenende immer noch Leute gegeben haben, die geglaubt haben, dass die Bundesliga in dieser Saison noch einmal spannend werden könnte. Also nicht bei der Frage, wer sich für die Champions League qualifiziert, sich in die Relegation rettet oder in die Zweite Liga absteigen muss. Nein, spannend bei der Frage aller Fragen: Wer wird Deutscher Meister 2015? Gut, es gab zuletzt einige Hinweise, dass sich der FC Bayern München in einer existenziellen Formkrise befindet. Nach acht Toren gegen den HSV waren es immer noch sechs gegen Paderborn, aber nur noch vier gegen Köln, und im Pokal sprang gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig nur ein hochnotpeinliches 2:0 heraus. Und dann gewinnen die Bayern mal wieder locker leicht in Hannover, während der VfL Wolfsburg 0:1 in Augsburg verliert, und - zack - beträgt der Vorsprung auf Platz zwei schon wieder elf Punkte.

Die Zustände in der Liga sind inzwischen besorgniserregend. Findet zumindest Christian Heidel, der Manager von Mainz 05. Heidel hat in der vergangenen Woche in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt: „Wir alle haben vielleicht doch unterschätzt, was es bedeutet, wenn die Bayern kilometerweit vorneweg marschieren. Die Leute diskutieren aber am allerliebsten darum, wer die Schale bekommt. Das Thema Meisterschaft ist aber nun im dritten Jahr in Folge wahrscheinlich frühzeitig erledigt.“

Ist es gottgegeben, dass die Bayern immer Meister werden - und immer früher dazu? Wie wird die Bundesliga wieder spannend? Wie viel Langeweile verträgt ein Wettbewerb, der nach der Logik der Deutschen Fußball-Liga ja auch ein Produkt ist und verkauft werden will? Diese Fragen wird man sich in Zukunft wohl noch häufiger stellen müssen.

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