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Sport: „Unser Trainer ist schon ganz verzweifelt“ Natascha Keller über den Einzug ins Halbfinale

Frau Keller, Sie stehen mit der HockeyNationalmannschaft im Halbfinale des olympischen Turniers. Aber es liegt ein Makel über diesem Erfolg.

Frau Keller, Sie stehen mit der HockeyNationalmannschaft im Halbfinale des olympischen Turniers. Aber es liegt ein Makel über diesem Erfolg.

Wieso?

Weil er erst durch den 1:0-Sieg der Holländer gegen Australien möglich geworden ist. Ausgerechnet die Holländer.

Die Holländer sind jetzt unsere besten Freunde. Wir haben bei uns im Appartment sogar Holland-Lieder gesungen, als deren Spiel im Fernsehen lief. Das war anstrengender, als selbst zu spielen.

Ihre Kollegin Heike Lätzsch hat gefragt, ob Sie die Holländerinnen jetzt lieben müsse. Das hört sich nicht nach großer Wertschätzung an.

Eine besondere Konkurrenz gibt es auf alle Fälle. Wie im Fußball. Das muss wahrscheinlich so sein. Aber es gibt keinen Hass. Zumindest nicht bei mir. Ich finde die Holländer nett und sympathisch. Allerdings …

Ja?

Du gehst an ihnen vorbei, grüßt freundlich, und sie grüßen zurück – aber kurz vor einem Spiel gucken sie dich nicht mehr an. Die sind so fokussiert auf ihr Ziel.

Ist das etwas, was die Deutschen noch von den Holländerinnen lernen können?

Inzwischen kriegen wir das ja schon ein bisschen besser hin. Wir sind in den letzten Jahren konstanter geworden.

Ihrem Trainer Markus Weise sind Sie trotzdem ein Rätsel geblieben: Er hat die Mannschaft als Wundertüte bezeichnet.

Unser Trainer ist schon ganz verzweifelt. Wir wissen leider auch nicht, warum es manchmal nicht klappt. Und wir sind selbst ganz gespannt, was jetzt noch rauskommt. Immerhin haben wir schon mehr erreicht, als wir erreichen wollten. Wir haben jetzt keinen Druck mehr, und wir glauben, dass wir damit besser leben können.

Silber haben Sie ja schon sicher.

Nein, nein, so weit denken wir noch nicht.

Immer wenn die Hockey-Frauen bei Olympia ins Halbfinale gekommen sind, haben sie Silber geholt, 1984 und 1992.

Okay, das nehme ich gerne an.

Und Sie spielen heute im Halbfinale gegen China. Da dürfte doch nichts passieren.

So was wird bei uns niemand sagen. Aber China ist das Beste, was uns passieren konnte. Wir haben in der Olympiavorbereitung siebenmal gegen China gespielt, einmal verloren, einmal gewonnen und fünfmal unentschieden. Trotzdem: Wir sind auf alle Fälle Außenseiter.

Wieso?

Die Chinesinnen sind als Gruppe besonders gut. Die rennen ständig hin und her. Unterschätzen werden wir die bestimmt nicht. Und überschätzen wird uns keiner.

Sollten Sie im Halbfinale gewinnen, könnten Sie im Endspiel wieder auf Holland treffen. Die hätten dann noch einen gut.

Nein, dann ist alles wieder vergessen.

Die Fragen stellte Stefan Hermanns.

Natascha Keller, 27,

nimmt zum dritten Mal an Olympischen Spielen teil. Die Mittelstürmerin vom Berliner HC trifft heute um 19 Uhr mit der Nationalelf im Halbfinale auf China.

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