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Sport: „Unser Ziel ist die europäische Spitze“

Axel Schweitzer über das Engagement der Alba AG im Berliner Basketball und seine ehrgeizigen Ziele

Herr Schweitzer, wann spielt der deutsche NBAStar Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks für Alba Berlin?

Das ist eine gute Idee. Er ist ein Spieler, der sehr stark polarisiert. Ich denke, es muss irgendwann gelingen, Nowitzki nach Deutschland zurückzuholen. Und dann gibt es nur einen Klub, der für ihn in Frage kommen dürfte – Alba Berlin.

Alba-Präsident Dieter Hauert hat das auch schon einmal gesagt…

Man muss bedenken, dass Alba momentan am Scheideweg steht. Nach den vielen erfolgreichen Jahren kamen die beiden vergangenen, sehr schwierigen Spielzeiten, in denen Alba sich nicht weiterentwickelt hat. Jetzt gilt es, die nächst höhere Stufe zu erreichen. Deshalb wollen wir den Klub weiter aufbauen. Für die Entwicklung von Alba wäre ein Nowitzki-Transfer heute zu früh. Aber vielleicht kommt er am Ende seiner Karriere ja zu uns.

Wie lange wird es denn dauern, bis Ihr Klub so weit ist?

Das ist schwer zu sagen. Unser Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren zu Europas Spitze zu gehören. Natürlich wäre es optimal, wenn wir in der kommenden Saison schon in Europa ganz weit nach vorn kämen und auch den einen oder anderen Titel gewännen. Zielstellung ist es aber, das sukzessive aufzubauen.

Momentan ist Alba noch weit von der europäischen Spitze entfernt.

Ich glaube, dass wir zu Beginn der Neunzigerjahre wesentlich weiter von der deutschen Spitze entfernt waren, als wir es heute von der europäischen Spitze sind. Wir haben den Vorteil, dass Alba heute in Europa eine eingeführte Marke ist, gerade in Osteuropa. Es ist sehr viel Zutrauen vorhanden, vielleicht sogar noch stärker außerhalb Berlins als innerhalb.

Was ist Ihr kurzfristiges nationales Ziel?

Natürlich die Meisterschaft. Es wäre albern, wenn Alba sagen würde, wir wollen Dritter oder Fünfter werden. Aber mir ist wichtiger, 2010 in Europa etabliert zu sein, als 2006 Meister zu werden.

Die vergangenen zwei Jahre ohne Titel haben Alba hart getroffen. Innerhalb eines Jahres ist fast das gesamte sportliche Personal ausgewechselt worden.

Vielleicht hätten wir den aktuellen Umbruch schon früher vollzogen, wenn wir früher nicht Meister geworden wären. Der Erfolg hat Mängel verdeckt. Wir haben unsere Meisterschaften am Ende längst nicht mehr so souverän gewonnen wie am Anfang, aber wenn man Erfolg hat, denkt man weniger über die Ursachen nach. Am Ende kann ein Sieg im Basketball oft von Zufälligkeiten abhängig sein, davon, ob der letzte Schuss zwei Sekunden vor Abpfiff reingeht oder nicht. Dennoch: Erfolg ist langfristig planbar.

Inwieweit planen Sie daran denn mit? Ihr Unternehmen wird zu 75 Prozent an der Alba Berlin GmbH beteiligt sein.

In sportlichen Fragen rede ich überhaupt nicht mit. Ich bin zwar großer Alba-Fan, aber im Detail kann ich die Spieler nicht beurteilen. Es wäre vermessen von mir, bei der Auswahl der Spieler mit entscheiden zu wollen. Da vertraue ich gänzlich den anderen: Teammanager Henning Harnisch, Trainer Henrik Rödl, Vizepräsident Marco Baldi und Dieter Hauert, die machen das hervorragend. Da ist wahnsinnig viel Sachverstand. Was ich spannend finde, ist das Konzept drumherum.

Birgt es nicht eine große Gefahr, dass Sie einen Zweig Ihres Unternehmens im Detail nicht verstehen?

Nein, wir setzen bei Alba-Basketball auf eigene Verantwortung. Auch in anderen Teilen unseres Unternehmens gibt es eigenständige Sparten. In unserer Glas-Recycling-Anlage beispielsweise beschäftigen wir Spezialisten für Glasaufbereitung, denen brauche ich nicht zu sagen, wie man mit Glas am besten umgeht. Wir beurteilen nur, welche Ergebnisse unsere Führungskräfte erzielen.

Ihre erste Führungskraft, Henrik Rödl, wird in diesem Jahr enorm unter Druck stehen. Er durfte sich seine eigene Mannschaft zusammenstellen. Und selbst Calvin Oldham als zweiten Headcoach hat Rödl ausgewählt.

Alba ist auf Erfolg ausgerichtet. Das heißt, es ist immer Druck auf alle da: auf den Trainer, die Mannschaft, auf die Geschäftsstelle und die zukünftige GmbH-Führung. Wir haben den Anspruch, ganz oben zu sein, und der ist mit Druck verbunden. Doch ich bin optimistisch, dass wir erfolgreich sind. In der vergangenen Spielzeit hat Henrik Rödl ein Konzept geerbt, welches er nur sehr beschränkt beeinflussen konnte. In diesem Jahr ist alles sehr stark auf ihn ausgerichtet. Die Mannschaft soll schnell spielen. Von Spielmacher Gerald Brown zum Beispiel, den ich sowohl menschlich als auch sportlich sehr geschätzt habe, haben wir uns aus diesem Grund getrennt.

Nicht nur Gerald Brown musste gehen. Auch die Identifikationsfiguren Mithat Demirel und Stefano Garris haben den Klub verlassen. Von der letzten Meistermannschaft von vor zwei Jahren sind nur noch Center Jovo Stanojevic und Henrik Rödl dabei. Fürchten Sie, dass dadurch in dieser Spielzeit weniger Fans in die Max-Schmeling-Halle kommen werden?

Nein. Ich glaube sogar, dass wir mehr Zuschauer haben werden, weil wir ein klares Konzept verfolgen. Auch ohne Titelgewinn sind die Zuschauerzahlen zuletzt stetig gestiegen. Vor zwei Jahren haben wir einen erheblichen Umbruch im Verein begonnen, der vor dieser Saison nur konsequent weitergeführt wurde. Die Abgänge waren nur folgerichtig.

Und wo bleibt die Identifikation?

Was macht Identifikation denn aus? Mit Henrik Rödl und Henning Harnisch haben wir bewusst zwei Personen an den Verein gebunden, die lange hier gespielt haben und mit denen sich die Fans ausgezeichnet identifizieren können. Wer ist mehr Alba Berlin als Henrik Rödl? Rödl ist erfrischend und jung.

Was bringt Ihrem Unternehmen, der Alba AG, das Engagement im Basketball ?

Es gibt wenige Entsorgungsunternehmen, die so ein positives Image und eine solche Bekanntheit haben wie Alba. Wir sind zum Beispiel auch in Bosnien-Herzegowina vertreten, dort haben wir ein tolles Image, weil dieses Land auch basketballverrückt ist. Das sind jedoch Punkte, die man nur schwer in Euro und Cent messen kann. Und das gesellschaftliche Engagement eines Unternehmers darf nicht bei der Steuererklärung aufhören. Wir engagieren uns gerne für Berlin und Basketball. Unser Engagement ist nicht nur altruistisch, es macht auch Spaß.

Vor einiger Zeit mussten Sie einige Mitarbeiter entlassen. War es nicht schwer zu erklären, warum Sie trotzdem weiter in die Basketballer investieren?

Wir stehen in einzelnen Teilmärkten im Wettbewerb. Da kann man nicht einen Verlust in einem unrentablen Bereich damit ausgleichen, indem man das Sportsponsoring cancelt. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Das Gespräch führten Ingo Schmidt-Tychsen und Benedikt Voigt.

Axel Schweitzer, 36, ist Vorstandsmitglied der Alba AG. Das Recyclingunternehmen wird 75 Prozent der Gesellschafteranteile an der GmbH halten, in die die Profiabteilung von Alba Berlin umgewandelt wird.

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