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UNSERE Experten: Die Russen können gar nicht anders

Man sollte wohl nicht das Hinrundenspiel der Spanier gegen die Russen zum Maßstab der Erwartung für das heutige Halbfinale machen. Das war zwar ein Ausrufezeichen, das die Mannschaft von Trainer Luis Aragonés da mit dem 4:1 gesetzt hatte.

Man sollte wohl nicht das Hinrundenspiel der Spanier gegen die Russen zum Maßstab der Erwartung für das heutige Halbfinale machen. Das war zwar ein Ausrufezeichen, das die Mannschaft von Trainer Luis Aragonés da mit dem 4:1 gesetzt hatte. Aber Ausrufezeichen, die können die Russen inzwischen auch. Und zwar fette Ausrufezeichen. Wir könnten morgen das spektakulärste Spiel dieses Turniers erleben, ein hinreißendes Feuerwerk voller Tempo und offensiver Kraft. Vorausgesetzt, die Spanier begehen nicht noch einmal den Fehler, den sie gegen Italien begangen haben, als sie deren verhaltenes Spiel zur Taktik wählten. Das wirkte ein bisschen, als wollten sie einmal mit den großen Jungs deren Spiel spielen. Ein riskantes Spiel war das, und dass es gut ging im Elfmeterschießen, diese Geschichte muss sich nicht wiederholen.

Auf der anderen Seite stehen die Russen, steht ihr fulminanter Arschawin, der zum Auftakt nicht dabei war, aber inzwischen alle Ausrufezeichen mit Paukenschlägen ankündigt und vorbereitet. Und sie stehen dort mit breiter Brust, weil sie wissen, was sie können und Guus Hiddink als Trainer zur Seite haben. Können sie anders? Nein, ich glaube, sie können gar nicht anders als ihr intensives, aufwändiges und laufstarkes Spiel zu spielen. Gewiss, sie könnten ins Grübeln kommen, könnten erschrecken über das Erreichte, über ihre Klasse, mit der sie die Niederländer aus dem Turnier kegelten, und sie könnten mit lähmenden Respekt darüber erschrecken, dass sie ins Finale kommen können. Das wäre nicht gut für sie, weil sie dann möglicherweise in Zweifel geraten, ob denn Vorsicht nicht doch das bessere Rezept ist gegen den vermeintlichen Favoriten. Aber da ist eben Hiddink für mich zurzeit das Trainer-Ideal schlechthin. Der wird fatalistische Gedanken nicht zulassen, wird seine Jungs flitzen lassen, so hinreißend, wie nur sie es können. Und dann wird den Spaniern nichts anderes übrig bleiben, als ebenfalls Fahrt aufzunehmen. Es wird, ich bin sicher, spektakulär.

Hier kommentieren Marcel Reif, Mirko Slomka, Fredi Bobic, Nadine Angerer und Lars Ricken im Wechsel die EM. Alle Kolumnen unter www.tagesspiegel.de/em2008.

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