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Sport: Unter Sportfreunden

Verdächtigen der Wettaffäre werden Betrugsversuche unter anderem bei Zweitligist Siegen vorgeworfen

Berlin - Die Fahnder des Landeskriminalamtes Hessen wollten wissen, in welchen Räumen die Fußballprofis der Sportfreunde Siegen persönliche Dinge aufbewahren. Mit ihrem Durchsuchungsbeschluss in der Hand wollten sie am Donnerstagabend in der Geschäftsstelle des Zweitligisten Beweismittel sicherstellen. Die Beamten ermitteln gegen Adnan Masic, den Torhüter der Siegener. Angeblich hat sich Masic vor dem Spiel am 26. Februar 2006 gegen Hansa Rostock (0:2) mit einem der Drahtzieher des neuen Wettskandals getroffen, in dem sich am zweiten Tag nach dem Bekanntwerden der Ermittlungen der Verdacht auf versuchte Manipulationen bestätigt hat.

„Masic hat uns gesagt, dass er einen der vier Beteiligten kennt, die bereits in Haft sitzen. Das hat er auch den Ermittlern am Freitagmorgen bei seiner Vernehmung in unserer Geschäftsstelle mitgeteilt“, sagte Siegens Vorstandsmitglied Holger Rathke dem Tagesspiegel. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main stehen vier Personen in Verdacht, Spielern Geld in Höhe von mehreren tausend Euro angeboten zu haben, wenn die Fußballer für die gewünschten Ergebnisse sorgen würden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mindestens fünf Spielen in der Zweiten Bundesliga und der Regionalliga. „In mindestens einem Fall erfolgte die Annahme des Angebots und die Bezahlung durch die Gruppe“, sagte dazu Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel. Allerdings wollte sich Bechtel weder zu Personen- noch zu Vereinsnamen äußern. Nur so viel: „Wir ermitteln fast im gesamten Bundesgebiet.“ Die vier Personen wurden nach Auskunft der Staatsanwaltschaft bereits am Montagmorgen festgenommen. Gegen sie erließ das Amtsgericht Frankfurt am Main Haftbefehl wegen „gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs“. Das hessische Landeskriminalamt hat eine Sonderkommission eingerichtet.

In einem Interview mit Radio NRW wehrte sich der 30-jährige Masic gegen die Vorwürfe, an versuchten Manipulationen beteiligt zu sein: „Das ist alles absoluter Blödsinn. Ich habe damit nichts zu tun, ich habe ein sauberes Gewissen. Jeder weiß, dass ich beim Spiel gegen Rostock der beste Mann auf dem Platz war.“ Masic bot in dem Spiel in Rostock, auf das sich die Ermittlungen gegen ihn konzentrieren und das in dem Durchsuchungsbeschluss genannt ist, eine ordentliche Leistung, das Fachmagazin Kicker gab ihm die Note „3“. „Hätte er das Endergebnis von 0:2 herbeiführen wollen, hätte er nicht beim Stand von 0:1 schmerzhaft unter Einsatz aller Körperteile das 0:2 verhindert“, sagte Holger Rathke. „Aber das muss man gar nicht erst analysieren. Wir glauben Masic und schützen und stützen ihn.“ Masic selbst sagte gestern, dass er am Sonntag beim Spiel in Dresden auflaufen wolle.

Neben den Sportfreunden Siegen stehen derzeit noch drei Regionalligavereine im Blickpunkt. So sollten nach einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur Fußballer der Stuttgarter Kickers für einen Wettbetrug gewonnen werden. „In der Tat wurden Spieler von uns in diesem Jahr angesprochen und gefragt, ob sie ein Spielergebnis manipulieren würden“, sagte Kickers-Manager Joachim Cast. Der MDR meldet, dass auch ein Spieler von Rot-Weiß Erfurt, Dominik Kumbela, von den Manipulateuren angesprochen worden. Kumbela sei aber nicht darauf eingegangen und habe den Vorfall zunächst nicht so wichtig genommen.

Grund für die Aufnahme der aktuellen Ermittlungen war offensichtlich eine Meldung des Tabellenletzten der Regionalliga Süd, 1. FC Eschborn. Oberstaatsanwalt Bechtel sagte dem Tagesspiegel zwar, dass sich die Verdachtsmomente bisher auf fünf Spiele im Jahr 2006 beziehen, der 1. FC Eschborn meldete aber bereits im November 2005 beim Deutschen Fußball-Bund einen Verdacht an. „Im November ist ein Spieler an uns als Vereinsführung herangetreten, mit dem Hinweis, dass es einen Anbahnungsversuch ihm gegenüber gegeben hat. Man habe ihm Geld zur Beeinflussung eines Spiels angeboten. Der Spieler hat uns versichert, dass er das Geld nicht angenommen hat. Wir haben diesen Vorfall dann dem DFB gemeldet“, sagte der Eschborner Vorstandssprecher Thomas Rose dem Tagesspiegel.

Oberstaatsanwalt Bechtel sprach davon, dass „wir seit einigen Wochen ermitteln“. Eines der fünf verdächtigen Spiele sei aber auf jeden Fall in den Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Frankfurt gefallen. Nähere Angaben zu den vier festgenommenen Personen wollte Bechtel nicht machen. Klar ist nur, dass es sich bei Zweien um Ausländer handelt. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich bei dem Bekannten von Adnan Masic um einen ehemaligen Mitspieler aus Jugendzeiten, der später auch in der Oberliga als Spieler und Trainer aktiv war.

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