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Sport: Unverletzte Freude

Im Vorjahr musste Rafael Nadal Wimbledon absagen, nun meldet er sich mit seinem zweiten Titel eindrucksvoll zurück: Er besiegt Tomas Berdych 6:3, 7:5, 6:4

Es reichte Rafael Nadal nicht, einfach nur vor Freude auf den Rasen zu sinken. Dieser besondere Sieg verlangte nach einem weiteren Jubelakt – und so setzte der Weltranglistenerste zu einem eingesprungenen Purzelbaum am Netz an. Er hatte schließlich auch einiges zu feiern: Als erster Spanier hat Nadal zum zweiten Mal Wimbledon gewonnen. Sein Gegner Tomas Berdych verkam bei seinem 6:3, 7:5 und 6:4-Erfolg fast zu einem Statisten, der nie den Hauch einer Siegchance hatte. „Das ist ein Traum für mich“, sagte Nadal. „Dass ich nach den Verletzungen im letzten Jahr wieder diese Trophäe in Händen halte, bedeutet mir unendlich viel.“

Im vergangenen Jahr verhinderten Entzündungen in beiden Knien seine Titelverteidigung beim bedeutendsten Turnier der Welt. Die Absage war „einer der schlimmsten Momente meiner Karriere“ für den 24-Jährigen. Und auch zu Beginn des diesjährigen Turniers klagte Nadal über Probleme, als er in der dritten Runde beinahe in fünf Sätzen gegen Philipp Petzschner verloren hätte. Er habe starke Schmerzen im rechten Knie, erklärte Nadal danach, er wisse nicht, ob er das Turnier durchstehen würde. Tage später aber spielte das Energiebündel aus Mallorca, als sei nie etwas gewesen. Es war wohl nicht allein sein unbändiger Wille, der ihn zu seinem achten Grand-Slam-Titel trieb.

Wie schon vor zwei Jahren schaffte Nadal nun erneut das Meisterstück, Wimbledon im Anschluss an die French Open zu gewinnen. Von der Klasse des bereits legendären Endspiels, in dem er Roger Federer vor zwei Jahren 9:7 im fünften Satz bezwang, war das Duell mit Berdych jedoch weit entfernt. Wie eine Naturgewalt fegte Nadal mit seiner Vorhand über den Center Court, vollgepumpt mit Selbstvertrauen.

Auch wenn Berdych im Viertelfinale den sechsmaligen Champion Roger Federer bezwungen hatte, so war es für den 24-Jährigen eben doch sein erstes Grand-Slam-Finale, und diese Nervosität wusste Nadal gnadenlos zu nutzen. Der Spanier neutralisierte die knallharten Grundschläge, die doch eigentlich Berdychs stärkste Waffen sind. Auch der hammerharte Aufschlag des 1,96 Meter großen Tschechen blieb an diesem Nachmittag ohne große Wirkung. Zu oft verfehlte Berdych seinen ersten Versuch, den zweiten attackierte Nadal mit voller Wucht.

„Rafael war einfach unglaublich stark heute“, sagte Berdych bedauernd, „er war so aggressiv und hat fast keine Fehler gemacht. Ich hatte keine Chance.“ Trösten konnte er sich zumindest mit dem achten Platz der Rangliste, höher wurde Berdych nie zuvor geführt.

Überhaupt kann Berdych dieses Turnier als Erfolg verbuchen, war er doch in den Tagen von Wimbledon nicht wiederzuerkennen. Stets war Berdychs immenses Talent gelobt worden, doch der Tscheche tat sich schwer mit den hohen Erwartungen. Auf großer Bühne versagten ihm wie auf Kommando die Nerven. Gegen Federer indes zitterte er nicht, auch nicht, als er im Halbfinale den Weltranglistendritten Novak Djokovic ausschaltete. Der Knoten scheint endlich geplatzt, seinen neuen Trainer, Tomas Krupa, verwundert das nicht: „Vielleicht liegt es in der tschechischen Mentalität – wir brauchen etwas mehr Zeit, um gut zu sein.“ Reifer, fokussierter und beweglicher zeigte sich Berdych in Wimbledon. Seine Auftritte auf dem heiligen Rasen machen Hoffnung auf mehr Erfolge in den kommenden Jahren. Zumindest, wenn ihm keine spanische Naturgewalt namens Nadal gegenüber steht.

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