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US Masters in Augusta: Der Flippige und der Ruhige

Edoardo und Francesco Molinari sind beim US Masters Exoten: Sie spielen gut Golf und kommen aus Italien.

Als die Molinari-Brüder zuletzt mit Golf-Superstar Tiger Woods bei den US Masters am ersten Abschlag von Augusta National standen, 2006 genau gesagt, da waren die Rollen noch überaus klar verteilt. Edoardo war ein Amateur, Woods eine Art Gott. Sie trafen zusammen, weil der Italiener im Sommer zuvor die British Amateur Championship gewonnen hatte. In Augusta spielt der Titelträger immer zusammen mit dem amtierenden Masters-Champion. Edoardo nahm seinen Bruder Francesco als Caddie mit, weil es eine Abmachung gab. „Wer auch immer als erstes zur Masters fuhr, musste den anderen als Caddie mitnehmen.“

Vier Jahre später sind die Molinaris wieder in Augusta. Diesmal beide als Spieler. In der Szene sind sie in den vergangenen sechs Monaten ein Begriff geworden. Als erstes Brüderpaar haben sie 2009 den World Cup gewonnen, beide stehen unter den Top 50 der Weltrangliste. Und dass sie aus Italien kommen, das sorgt für Verwunderung.

Verglichen mit Deutschland, wo knapp 600 000 Golfer nicht gerade eine Weltmacht in diesem Sport darstellen, ist Italien ein Winzling. Im vergangenen Jahr erst wurden mehr als 100 000 Spieler registriert. Es gibt wenige Plätze, und die Clubs sind meist sehr exklusiv und teuer. Und Talente sind selten. Und dennoch: Mit Matteo Manassero ist in Augusta noch ein dritter Italiener am Start. Der 16-Jährige aus Verona ist der jüngste Teilnehmer aller Zeiten bei den US Masters. „Er hat das Talent, unser bester Spieler zu werden“, sagt Edoardo Molinari über den Jugendlichen, der bei der British Open 2009 auf Rang 13 landete und im Sommer Profi wird. „Derzeit ist seine einzige Schwäche, dass ihm die Länge vom Abschlag fehlt. Aber in drei Jahren wird einer der Besten der Tour sein.“

Die interne Konkurrenz formte die Brüder

In Augusta National haben ihn die Molinaris erst einmal als ihren Schützling aufgenommen. Und von ihnen kann er einiges lernen. „Es ist erstaunlich wie unterschiedlich die Zwei als Personen sind“, sagt Denis Pugh, der mit den Brüdern seit 2004 arbeitet. „Edoardo ist extrem extrovertiert. Francesco dagegen ist viel ruhiger.“ Deshalb hat sich der 27-jährige Francesco Molinari auf der European Tour kontinuierlich behauptet, während sein 29-jähriger Bruder 2008 für ein Jahr seine Tourkarte verloren hatte. Das hat den stolzen Italiener schwer getroffen. Danach gewann er die Challenge Tour-Rangliste und ein Turnier in Japan.

„Bis wir erwachsen wurden, war Edoardo immer besser“, sagt Francesco Molinari. „Er war größer und kräftiger.“ Auf dem Platz von Turin verbrachen sie ihre Wochenenden mit ihren Eltern, beide selber gute Golfer. Die interne Konkurrenz formte die Brüder. „Edoardo war immer mein Vorbild“, sagt Francesco Molinari.

Aber Edoardo Molinari „ist ein ziemlicher Typ“, sagt der Schwede Robert Karlsson, der mit den Brüdern beim World Cup spielte. „Er redet ständig. Aber sobald er Chancen auf den Sieg hat, scheint er automatisch zu gewinnen.“ Er hatte die Brüder beim World Cup beobachtet. „Es war witzig“, sagt Karlsson. „Edoardo ist völlig ausgeflippt, und Francesco hat nur gelächelt. Einmal schafften es die Brüder sogar auf die Titelseite der „Gazzetta dello Sport“. In Italien, wo Fußball über allem steht, ist das eine Sensation.

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