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Angelique Kerber gewann ihr Viertelfinale souverän.

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Update

US Open: Angelique Kerber erreicht Halbfinale

Angelique Kerber erreicht ihr drittes Grand-Slam-Halbfinale in diesem Jahr. In dem erwartet zähen Duell mit der Vorjahresfinalistin setzt sich die Australian-Open-Siegerin am Ende klar durch.

Vor einem Jahr hatte Angelique Kerber die US Open gar nicht weiter verfolgt. Sie schied damals in der dritten Runde aus, obwohl sie gegen die ehemalige Weltranglistenerste Victoria Asarenka eine der bis dahin besten Partien ihrer Karriere gespielt hatte. Das musste Kerber erst einmal verarbeiten, sie schaltete ab. Dass Roberta Vinci danach im Halbfinale der sensationelle Coup gegen Serena Williams gelang, der sie damit den historischen Kalender-Grand-Slam verdarb, bekam Kerber erst später mit. "Ich war erstaunt, auch ein bisschen geschockt", erinnert sich die 28 Jahre alte Kielerin, "aber ich weiß, dass Roberta gefährlich ist. Und Serena hatte so viel Druck. Da konnte man sehen, dass das auch den besten Spielerinnen passiert."

Gestern Mittag nun, als Kerber im Viertelfinale im Arthur-Ashe-Stadium spielte, da wäre es ihr als zweitbeste Spielerin der Welt fast ebenso ergangen. Sie stand der 33-jährigen Italienerin Vinci gegenüber und wurde vom Druck förmlich eingeschnürt. Vinci erging es jedoch kaum besser. Sieben Mal gaben beide insgesamt ihren Aufschlag im ersten Satz ab, Vinci schließlich beim Stand von 5:6 sehr unglücklich per Fußfehler. Bis dahin hatte es Kerber auf 22 leichte Fehler gebracht, Vinci auf 19. Eine Zitterpartie, doch der Gewinn des ersten Satzes befreite Kerber und sie brachte den 7:5 und 6:0-Sieg am Ende souverän nach Hause. "Es sind dann einfach zu viele Gedanken in meinem Kopf", erklärte Kerber ihre Anspannung, "ich denke immer nur: Was wäre wenn...?" Nicht weniger als der Kampf um Platz eins der Weltrangliste steht in Flushing Meadows auf dem Spiel. Die Tenniswelt fiebert einem Finale zwischen Williams und Kerber hin, bei der die Siegerin Trophäe und Thron gewinnen würde. Und seit Kerber die 35 Jahre alte US-Amerikanerin in Melbourne bezwungen hatte und ihr im Wimbledonfinale nur knapp unterlegen war, sind die Erwartungen an die Kielerin rasant gestiegen - nicht nur die von Außen. "Diese Gedanken in meinem Kopf sind immer da. Das ist Druck", sagt Kerber, "und der lässt sich nicht abschalten, aber kann jetzt erfahrener damit umgehen."

Im Halbfinale trifft Kerber auf Caroline Wozniacki

Denn Kerber hatte viel gelernt aus den vergangenen Wochen, besonders aus den schmerzlichen Finalniederlagen bei den Olympischen Spielen und danach beim Masters in Cincinnati, wo ihr der Sieg bereits Platz eins beschert hätte. Doch Kerber verfällt nicht mehr in tiefe Selbstzweifel wie früher. Das Wimbledonendspiel, mit dem sie bewiesen hatte, dass ihr Sieg bei den Australian Open in Melbourne kein einmaliger Glückstreffer gewesen ist, hat Kerber ein neues Selbstverständnis gegeben. Sie ist noch fokussierter, noch professioneller und vor allem ist die introvertierte Norddeutsche endlich selbstbewusster geworden. "Ich weiß, dass ich gerade großartiges Tennis spiele", traut sie sich inzwischen zu sagen und spuckt damit keine zu großen Töne. Schließlich steht sie mit fünf Siegen ohne Satzverlust nach 2011 wieder im Halbfinale der US Open.

"Das bedeutet mir sehr viel, denn in New York ist damals alles für mich losgegangen", sagt Kerber. Damals war ihr fabelhafter Lauf ein Überraschungs-Coup, heute ist sie angekommen bei den besten Spielerinnen. Vielleicht ist sie bald sogar die Beste. Im Halbfinale trifft sie am Donnerstag auf die Dänin Caroline Wozniacki oder Anastasija Sevastova aus Lettland. Dann muss Kerber aufs Neue ihre Gedanken in ihrem Kopf ausblenden.

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