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Laufen gegen den Schmerz als Selbsttherapie. Caroline Wozniacki kämpfte sich nach der Trennung von dem Golfer Rory McIlroy zur Topform und steht nun im Finale der US Open.

© rtr

US Open: Caroline Wozniacki: Weckruf durch Rory McIlroy

Caroline Wozniacki spielt nach der Trennung von Golfstar Rory McIlroy so gut wie nie - und steht im Finale der US Open vor ihrem ersten Majortitel.

Serena Williams hatte die Junggesellinnenparty schon durchgeplant, für ihre Freundin Caroline Wozniacki. Doch dann kam alles anders. Die 24 Jahre alte Dänin erhielt einen Anruf von ihrem Verlobten, dem nordirischen Golfstar Rory McIlroy. Wenige Tage zuvor hatten sie gerade ihre Hochzeitseinladungen verschickt, aber nun teilte er ihr knapp mit, dass es aus und vorbei sei. „Es kam aus heiterem Himmel“, gab Wozniacki später preis, „und ich war völlig schockiert. So, als wäre direkt vor meinen Augen jemand gestorben.“

Drei Monate ist er her, jener Anruf, der ihr das Herz brach. Das Paar hatte sich während der letzten drei Jahre immer gern in der Öffentlichkeit gezeigt und via Twitter die Welt an ihrem Miteinander teilhaben lassen. Doch nun wäre Wozniacki ein wenig mehr Privatsphäre lieb gewesen. Sie fühlte sich zutiefst verletzt, die Demütigung war auch so schon schlimm genug. Erst begann sie sich zu fragen: „Was habe ich falsch gemacht?“ Dann stürzte sich Wozniacki in die Arbeit.

Ihr Vater Piotr, der sie coacht, sagte, er habe seine Tochter noch nie derart schuften sehen. Sie wollte nach vorne schauen, auf ein neues Leben ohne McIlroy. Aber eben auch nicht dabei zuschauen, wie er die Pokale abräumt, während sie leidet. Denn nach zwei Major-Titeln im Sommer und dem Sprung auf Rang eins wird in Golf-Kreisen schon von einer „Rory-Ära“ gesprochen. Der Leidensdruck spornte Wozniacki jedoch ungemein an, erstmals seit fünf Jahren steht sie nun wieder im Finale der US Open. Nur ihre Freundin Serena Williams kann den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere noch verhindern.

„Diese Trophäe würde mir so viel bedeuten“, erklärte die Dänin nach ihrem 7:6 und 4:3-Sieg über die Chinesin Peng Shuai, die von Krämpfen geplagt verletzt aufgeben musste. „Dann würden mich die Medien auch endlich nicht mehr danach fragen“, fügte Wozniacki lächelnd hinzu, wie sie momentan so vieles weglächelt. Doch die Zeit, als sie Ende 2010 mit gerade einmal 20 Jahren für 67 Wochen die Nummer eins der Welt wurde, hat spürbar Narben hinterlassen.

Williams fehlte damals verletzt. Und Wozniacki war zwar die konstanteste Spielerin der Tour, konnte jedoch keinen Grand- Slam-Titel vorweisen. So musste sich die Dänin mit dem ersten Tag auf dem Thron stetig vorwerfen lassen, sie habe diese Position gar nicht verdient. Das nagte an Wozniacki. Lange Zeit schwankte ihre Form. Sie hielt sich zwar in den vergangenen zwei Jahren auf Rang zehn, spielte aber nicht mehr oben mit. In der Defensive ist kaum jemand stärker als Wozniacki, doch ihr Aufschlag und das Konterspiel verlangten Nachbesserung. Dann kam im Frühjahr jener unheilvolle Anruf und wurde im Nachhinein ein Weckruf.

„Ich war nur noch im Fitnesscenter, bin die ganze Zeit gelaufen“, sagte Wozniacki, „das half meiner Laune.“ Das Laufen, es wurde zu einer Art Selbsttherapie. Laufen gegen den Schmerz. Doch weglaufen würde sie nicht, das betont Wozniacki. Obwohl ihr Plan, im November am New Yorker Marathon teilzunehmen, mit einiger Sorge betrachtet wird. Nicht nur, weil Wozniacki immer mehr abnimmt. Denn Tennis lebt von Explosivität, von Sprints und schnellen Richtungswechseln. Und nun so exzessiv für eine Ausdauersportart zu trainieren, könnte Wozniackis Karriere schaden, fürchten viele.

„Caroline sucht nach neuen Herausforderungen in ihrem Leben“, glaubt indes die 18-malige Gran-Slam-Siegerin Chris Evert, „das Jahr war für sie emotional sehr hart.“ Dass Wozniacki so versessen auf den Marathon ist, verwundert kaum. Ursprünglich war zu diesem Termin ihre Hochzeit geplant. „Das Laufen macht meinen Kopf frei und lässt mich auch freier auf dem Platz sein“, sagt Wozniacki, „ich freue mich so auf den Marathon. Und man lebt ja nur einmal. Man muss zusehen, dass man so viel wie möglich auf seiner Liste abhakt.“

Dazu zählt unbedingt auch der Gewinn eines Grand-Slam-Titels. Mit ihrem Sieg über Maria Scharapowa im Achtelfinale hatte sich Wozniacki endgültig zurückgemeldet, nach einem furiosen Sommer, in dem ihr nur Serena Williams zweimal in die Quere kam. „Ich hatte Serena schon gesagt, dass ich sie nicht mehr sehen kann“, scherzte Wozniacki. Doch abseits des Platzes verbrachten sie viel Zeit miteinander. Während des Endspiels wird die Freundschaft aber ruhen, für beide geht es um zu viel. Die Weltranglistenerste will mit Everts 18 Major-Titeln gleichziehen, und Wozniacki sucht nach Bestätigung. Weil ihr Name nicht auf ewig mit dem von Rory McIlroy verbunden sein soll.

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