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Anna-Lena Grönefeld

© dpa

US Open: Groß aufgeschlagen

Anna-Lena Grönefeld kämpft sich ins Achtelfinale der US Open. Es könnte ihr Turnier werden.

Es schien ihr die einzig sinnvolle Alternative zu sein, die sie aus der Misere erlösen würde. Alizé Cornet blieb an der Grundlinie stehen, breitete hilflos die Arme aus und rief Anna-Lena Grönefeld auf der anderen Seite des Netzes zu: „Das hat doch alles keinen Sinn mehr. Lass uns lieber aufhören – ich ergebe mich.“ Mit 6:4 und 5:0 lag Grönefeld in der dritten Runde der US Open vorne und hatte besonders in diesem zweiten Durchgang ihre junge, französische Gegnerin mit harten Grundschlägen und perfekten Passierbällen in tiefste Verzweiflung getrieben. Einfach alles schien bei Grönefeld zu klappen, gerade einmal sechs Punkte gestand sie Cornet dabei zu. Vielleicht war es der beste Satz, den die 23-Jährige je gespielt hat, einer der beeindruckendsten wurde es in jedem Fall.

Im Nachhinein hätte Grönefeld auf das nicht ganz ernst gemeinte Angebot Cornets vielleicht besser eingehen sollen. Denn urplötzlich hatte sich die Partie gedreht. Nun war es die 18-jährige Französin, die Nummer 17 der Setzliste, die mit neun Punkten in Folge die Aufholjagd einläutete und sich ebenfalls fünf Spiele sicherte. „Erst habe ich gespielt, wie vom anderen Stern, aber dann bin ich ängstlich geworden. Das hat sie natürlich sofort ausgenutzt“, gestand Grönefeld später ein. Mit einem Schlag wollte ihr nichts mehr gelingen. Frustriert malträtierte sie ihren Schläger, haderte mit sich und suchte verzweifelt Hilfe bei ihrem Trainer Dirk Dier.

Der trieb sie von der Tribüne aus an, nicht aufzugeben, sondern sich weiter reinzuhängen. Und Grönefeld kämpfte verbissen um die erneute Wende und hatte beim Stand von 5:4 bei Aufschlag Cornet sogar drei Matchbälle. Nutzen konnte sie jedoch keinen. 5:5 zeigte daher die Anzeigetafel des kleinen Courts Nummer elf auf und weckte fade Erinnerungen an den Vortag, als Tommy Haas auf dem Platz eine sichere Zweisatzführung aus der Hand gab. Anders als Haas jedoch fing sich Grönefeld noch rechtzeitig. Auf einmal fand sie auch ihre gefürchtetste Waffe – den knallharten Aufschlag – wieder. Im Turnierverlauf hält Grönefeld dabei mit 206 Stundenkilometern den Rekord und auch in der Schlussphase der Partie schlug sie ihr Service mit ähnlich hoher Geschwindigkeit ins Feld. Cornet ließ sich beeindrucken – und vermochte den vierten Matchball nicht mehr abzuwehren.

Einmal mehr war es ein strammer Passierschlag, der Cornet zur hilflosen Zuschauerin machte und Grönefeld das erste Achtelfinale bei den US Open bescherte: „Ich bin überglücklich. Dadurch, dass ich mich rausgekämpft habe, zählt dieser Erfolg viel mehr für mich. Es war ein großer Sieg und er zeigt mir, wie sehr ich mich im letzten Monat weiter verbessert habe.“ Noch im Juli musste sich Grönefeld in Budapest beim ersten Duell mit Cornet geschlagen geben, doch innerhalb weniger Wochen war sie durch vier Erfolge bei kleinen Challengerturnieren von Platz 436 der Welt auf Rang 141 geklettert.

Trainer Dier sieht sich in seiner Arbeit bestätigt: „Ich bin sehr stolz auf Anna. Und auch im nächsten Match ist sie nicht chancenlos.“ Schwer wird das Spiel gegen die Weltranglistensiebte Dinara Safina am Montag jedoch allemal. „Die Matches gegen Dinara waren immer eng und sie ist derzeit die Spielerin der Stunde auf der Tour. Aber ich habe nichts zu verlieren und freue mich unheimlich darauf“, sagte Grönefeld. Das Turnier in New York wolle sie jetzt einfach genießen.

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