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© AFP

US-Open-Halbfinale: Belgien greift an

In Kim Clijsters und Yanina Wickmayer stehen überraschend zwei Belgierinnen im US-Open-Halbfinale. Serena Williams und Caroline Wozniacki fordern sie heraus.

Ganz klar: Eine Belgierin ist wieder an der Reihe. So zumindest müsste die Prognose für das Frauenfinale der US Open aussehen, betrachtet man die Siegerlisten der vergangenen Jahre. Im regelmäßigen Abstand von zwei Jahren hat nämlich seit 2003 eine Belgierin in New York gewonnen: Justine Henins Titel 2003 und 2007 umrahmten jenen von Kim Clijsters im Jahr 2005. Da beide Belgierinnen jedoch bereits in jungen Jahren ihre Karrieren beendeten, waren die Chancen auf eine Fortsetzung dieser Tradition zu Beginn des Jahres äußerst aussichtslos. Doch nun, siehe da, acht Monate später stehen auf einmal wieder zwei Belgierinnen im Halbfinale der US Open.

Es ist schwer zu sagen, welcher der beiden Namen im Tableau mehr überrascht. Die eine von ihnen ist eben jene Siegerin von 2005, die ihren Rückzug vom Tennis kürzlich revidierte, und die andere ist die 19-jährige Yanina Wickmayer, Nummer 50 der Welt, deren bestes Ergebnis bisher die zweite Runde der French Open war.

Kim Clijsters scheint nach der Geburt ihrer Tochter nahezu nahtlos an ihre Leistungen vor dem Karriereende anzuschließen. Mehr noch: Sie ist nach eigener Aussage so fit wie nie zuvor und geht außerdem nun völlig relaxed in ihre Matches, da ihr Fokus nicht mehr allein auf dem Sport liegt. „Meiner Tochter ist es egal, ob ich gewinne oder nicht“, sagt sie. „Es ist schön, zu wissen, dass sie mich immer brauchen wird, egal was auf dem Platz passiert.“ Ihre Halbfinalgegnerin Serena Williams denkt beim Anblick von Kim Clijsters sogar darüber nach, es ihr gleichzutun. „Es sieht so aus, als sei sie noch schneller als vorher“, sagt die Weltranglistenzweite, wie üblich mit einem Scherz auf den Lippen. „Vielleicht sollte ich auch ein Kind bekommen und dann noch schneller als jetzt zurückkommen.“

Die andere belgische Überraschung, Yanina Wickmayer, ist geradezu das Gegenteil von Clijsters, nicht nur, weil einen Kopf größer ist als Clijsters, sondern weil sie mit ihren 19 Jahren am Beginn ihrer „ersten Karriere“ steht. Sie profitierte als Ungesetzte bei den US Open davon, dass andere die Favoritinnen für sie aus dem Turnier warfen, besiegte zunächst Safina-Bezwingerin Petra Kvitova und dann im Viertelfinale Ivanovic-Bezwingerin Katerina Bondarenko 7:5 und 6:4.

Dass die Amerikaner sich im Halbfinale mit der vertrauten Vertreterin Serena Williams begnügen müssen, liegt daran, dass die größte Überraschung des gesamten Turniers, sich dann doch einer Sensation zu viel gegenüber sah. Die 17-Jährige Melanie Oudin, die zuvor mit Siegen über Jelena Demetjewa, Maria Scharapowa und Nadja Petrowa ihre US-amerikanischen Landsleute in tagelange Verzückung versetzt hatte, schaffte es im Viertelfinale nicht, an ihre tollen Vorrundenleistungen anzuknüpfen und verlor 6:2, 6:2 gegen Caroline Wozniacki aus Dänemark – womit gleich die nächste Überraschung des Turniers beim Namen genannt wäre.

Während Melanie Oudin die hohen Erwartungen der 23 000 Fans in der ausverkauften Night-Session wohl doch etwas Respekt einflößten, bewies die ebenfalls erst 19-jährige Caroline Wozniacki mentale Stärke. „Ich wusste ja, dass sie nicht gegen mich sind, sondern für Melanie“, sagte die dänische Nummer neun der Welt und war so schlau, dem Publikum unmittelbar nach dem Match noch zuzurufen: „Es tut mir leid, dass ich Melanie geschlagen habe – aber ich hoffe, dafür werdet ihr nächstes Mal mich anfeuern!“ Diese Unterstützung hat die immer strahlende Wozniacki wohl sicher, wenn sie am Freitag im Teenager-Halbfinale gegen Yanina Wickmayer antritt.

Bei all den Überraschungen könnte am Ende wieder einmal Serena Williams die lachende Vierte sein. Die Titelverteidigerin, die diesem Jahr bereits zwei Grand-Slam-Titel (Australien und Wimbledon) gewonnen hat, ist die einzige, die ohne Satzverlust das Halbfinale erreichte und spielt so aggressiv wie eh und je. Das Match am Freitag gegen Kim Clijsters, die nach ihrem Titel 2005 nie nach New York zurückkehrte, ist quasi das Duell zweier Titelverteidigerinnen und für viele auch  das vorgezogene Finale.

Entgegen früherer Aussagen teilte die Frauenorganisation WTA am Mittwoch mit, dass Serena Williams Dinara Safina an der Spitze der Weltrangliste ablösen würde – sollte sie die US Open gewinnen. Das ist der allseits erwartete Ausgang. Doch bei diesem Turnier der Überraschungen ist alles möglich – sogar eine Wiederholung des reinbelgischen Finals von 2003.

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