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US Open Halbfinale: Schlechtes Timing

Serena Williams verliert das Halbfinale der US Open gegen Kim Clijsters, weil sie eine Linienrichterin beleidigt. Die US-Amerikanerin bekommt dafür beim Matchball gegen sie eine Punktstrafe - und verliert 4:6, 5:7 gegen die gerade erst zurückgekehrte Belgierin.

Mit aller Wucht schmetterte Serena Williams ihren Schläger auf den Platz. Als das Racket nicht kaputt gehen wollte, haute die 27-Jährige noch einmal zu, bis der Rahmen brach und die Saiten ihre Spannung verloren. Frustriert stampfte sie zu ihrem Stuhl. Williams hatte soeben einen Doppelfehler serviert und ihr Aufschlagspiel verloren, was gleichbedeutend mit dem Verlust des ersten Satzes gegen Kim Clijsters im Halbfinale der US Open war. Viel wichtiger aber sollte werden, dass Serena Williams dafür eine Verwarnung erhielt. Eine knappe Stunde später nämlich wurde die US-Amerikanerin eine weiteres Mal verwarnt, weil sie eine Linienrichterin beschimpfte, die zum zweiten Mal auf Fußfehler entschieden hatte. Die erneute Verwarnung wurde mit einem Punktabzug bestraft – unglücklicherweise beim Matchball gegen sie. Der Punktverlust war gleichbedeutend mit dem Verlust des Halbfinals, das mit 6:4 und 7:5 an Kim Clijsters ging. Sie trifft in der Nacht zum Montag auf Caroline Wozniacki aus Dänemark, die die Belgierin Yanina Wickmayer 6:3 und 6:3 besiegte.

Clijsters hatte Probleme, sich richtig über ihren Finaleinzug als ungesetzte Spielerin bei ihrem ersten Grand-Slam-Turnier nach zwei Jahren Pause zu freuen. „Ich habe überhaupt nicht gesehen, was passiert war, ich habe einfach versucht, konzentriert zu bleiben“, sagte Clijsters. „Ich war schockiert, als Serena auf einmal zu mir herüber kam und mir gratulierte.“

Beim Stand von 5:6 und 15:30, zweiter Aufschlag von Serena Williams, entschied die Linienrichterin auf Fußfehler: Doppelfehler und zwei Matchbälle für Kim Clijsters waren die Folge. Ungünstiger hätte der Zeitpunkt nicht sein können. Serena Williams wollte es nicht glauben, denn auch zu Beginn des zweiten Satzes war auf Fußfehler gegen sie entschieden worden. „Ich habe das gesamte Jahr nie Fußfehler gemacht, bis ich nach New York kam“, sagte Williams, „vielleicht muss ich mich hier einfach zwei Meter hinter die Linie stellen.“ Zuvor hatte sie die Entscheidung nicht so locker genommen.

Was genau Williams zu der Linienrichterin gesagt hat, haben auch die Fernsehkameras nicht eingefangen. Sicher ist nur: Das F-Wort kam einige Male darin vor. Williams gab später vor, sich nicht mehr daran zu erinnern. „Ich weiß auch nicht, ob es notwendig ist, darüber zu sprechen“, sagte sie. „Ich habe etwas gesagt, das mit einem Punktabzug bestraft wurde. Leider war das beim Matchball. Es war einfach schlechtes Timing.“ Als sich Williams wegdrehte, um gegen den Matchverlust aufzuschlagen, lief die Linienrichterin zur Stuhlschiedsrichterin und sagte wohl, sie habe sich bedroht gefühlt.

Die Dinge nahmen ihren Lauf. Oberschiedsrichter Brian Earley kam auf den Platz gelaufen, es wurde einige Minuten diskutiert. „Sie hatte schon eine Verwarnung“, sagte Earley, dem die Enttäuschung über diese Entscheidung anzusehen war. „Die Regel ist, dass sie dann einen Punktabzug für unsportliches Verhalten bekommt. Leider passierte das zufällig beim Matchball.“ Mit Serena Williams schied die Titelverteidigerin aus, ohne zuvor einen Satz verloren zu haben.

Kim Clijsters saß noch einige Minuten nach dem Match konsterniert auf ihrem Stuhl, lauschte den Buh-Rufen der rund 15 000 Zuschauer, die zuvor beide Spielerinnen gleichermaßen angefeuert hatten. „Kim, du hättest sowieso gewonnen!“, rief ihr ein Zuschauer zu. Wahrscheinlich hatte er damit recht.

Wieder hatte es den gesamten Tag geregnet, bis um kurz vor neun Uhr abends sah es so aus, als würden die Halbfinals nicht stattfinden können. Williams schien zu Beginn den Platzverhältnissen nicht zu trauen, wirkte unruhig. Trotzdem entwickelte sich schnell ein Match auf sehr hohem Niveau, in dem Clijsters der Weltranglistenzweiten in nichts nachstand. Es war ihre bisher beste Partie seit dem Comeback vor gut einem Monat. „Es ist einfach schade, dass ein so gutes Match so zu Ende geht“, sagte Clijsters.

Das Tragischste aber war, dass die Fernsehbilder später bewiesen, dass Serena Williams gar keinen Fußfehler begangen hatte.

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