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US Open: Novak Djokovic predigt Erbsen-Shake und Lakritztee

Tennisprofi Djokovic ernährt sich schon seit längerem glutenfrei. Nun will er auch die Kollegen mit missionarischem Eifer zu ungewöhnlicher Ernährung bekehren. Die aber winken genervt ab.

Es gab Zeiten, da wollte sich Novak Djokovic mitten im Match am liebsten übergeben. Er hatte stechende Bauchschmerzen, dazu Beklemmungen in der Brust, und er bekam keine Luft mehr. Es kam öfters vor, dass sich der Serbe schlagartig hundeelend fühlte und sein Körper förmlich zusammenzuklappen schien. Mitunter musste er Spiele aufgeben, das Mitleid seiner Konkurrenten hielt sich jedoch in Grenzen. Sie meinten, Djokovic würde bloß markieren und unterstellten ihm Unsportlichkeit. Andy Roddick bemerkte sogar mal flapsig, von Vogelgrippe bis Sars hätte Djokovic ja wohl schon alles gehabt. Die Anspielung hat den sechsmaligen Grand-Slam-Champion getroffen, so tief, dass er das Zitat nun im Vorwort seines pünktlich zu Beginn der US Open erschienenen Buches aufnahm. Ein bisschen wie zum Trotz, denn in seinem Werk „Serve to Win“ schildert er nun detailliert, dass einzig falsche Ernährung schuld an seinem fragilen Zustand gewesen sei.

Neu ist das nicht. Djokovic hatte vor zwei Jahren in New York schon erklärt, dass er eine glutenfreie Diät befolgen würde, nachdem man festgestellt habe, er sei auf das Protein allergisch, das in Weizenprodukten vorkommt. Doch Djokovic hatte aus seiner Methode, die ihn nach eigener Aussage in einen neuen Menschen verwandelt hat, bisher ein echtes Staatsgeheimnis gemacht. Schließlich ist er seither fast durchgehend die Nummer eins der Welt, hat seinen ohnehin schon drahtigen Körper um weitere elf Pfund erleichtert und wirkt fitter und beweglicher als je zuvor. Und solch ein Erfolgsrezept behält man besser für sich. Vor allem, wenn es so verrückt und spleenig ist wie das von Djokovic.

Der möchte jetzt aber offenbar alle Welt missionieren, so scheint es. Doch die Konkurrenz winkt bereits ab. Andy Murray erklärte: „Ich habe das mit der glutenfreien Ernährung mal ein paar Monate probiert, und ich fühlte mich schrecklich. Völlig schlapp.“ Auch Roger Federer wollte lieber bei seiner eigenen, gesunden Art zu essen bleiben und nicht ganz auf Pasta verzichten: „Ich hatte noch nie Bauchschmerzen während einer Partie. Und ich entscheide immer noch selbst, was ich esse.“ Thomas Haas tüftelt seit Jahren an der optimalen Ernährung herum, doch er esse ab und zu einfach „gerne mal Pizza oder Brot“. Und sich so zu kasteien, wie es Djokovic tut, darauf habe er wenig Lust.

Glutenfreies Essen wirkt derzeit wie der neueste Trend, ein Allheilmittel, dass in diesem Jahr auch die Köche im Spielerrestaurant von Flushing Meadows anbieten. Sabine Lisicki ist ihnen als Allergikerin dafür dankbar, doch Djokovics Mantra geht weit über die bloße Wahl der Lebensmittel hinaus. „Wenn ich aufstehe, dann trinke ich als Erstes ein Glas Wasser, das Raumtemperatur hat“, erklärte der Serbe: „Das Zweite: Ich esse zwei Löffel Honig.“ Nicht irgendeinen, sondern Manuka-Honig aus Neuseeland für 60 Euro das Gläschen. Der soll entzündungshemmend wirken. Milch, Zucker, Kaffee sind tabu, Alkohol ist nur in Ausnahmen erlaubt, dafür gibt es Avocados, Cashewnuss-Butter und Proteinshakes aus Erbsen und ausschließlich warmes Wasser auf der Speisekarte. Die Reiserei auf der Tennistour habe ihn mit vielen unterschiedlichen Kulturen und Weltanschauungen in Berührung gebracht: „Ich habe gelernt, über den Tellerrand zu schauen.“ So meditiert er, macht Yoga und Tai Chi, schläft mindestens acht Stunden, misst mit einer Biofeedback-Maschine täglich sein Stressniveau und trinkt zur Entspannung Lakritztee. „Entscheidend ist nicht, ob man an die Methode glaubt“, sagte Djokovic, „der Geist muss einfach offen sein.“

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