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Im Halbschatten. Sabine Lisicki muss hart arbeiten, um wieder ganz nach oben zu kommen.

© AFP

US Open: Sabine Lisicki: Unsicher an der Waffe

Sabine Lisicki trifft bei den US Open auf Maria Scharapowa – ein Härtetest für sie und ihren neuen Trainer Guillaume Peyre, ihrem fünften seit 2013.

Sabine Lisicki war ganz in ihrem Element. Die gut 2000 Zuschauer am Showcourt No. 17 in Flushing Meadows johlten und applaudierten aus vollem Herzen, und die Berlinerin stand unten auf dem Platz und strahlte überglücklich. Und das nicht nur, weil sie gerade die dritte Runde der US Open erreicht hatte. Vielmehr war Lisicki dem Publikum als neue Weltrekordhalterin vorgestellt worden, und die Amerikaner haben ein Faible für Bestmarken. Je spektakulärer, desto besser.

Den schnellsten Aufschlag aller Zeiten hatte Lisicki zuvor beim Vorbereitungsturnier in Stanford mit 210,8 km/h gezeigt, damit hatte sie eine sieben Jahre alte Bestmarke von Venus Williams um drei Kilometer pro Stunde übertroffen. Die Erstrundenpartie in Stanford gegen Ana Ivanovic verlor Lisicki zwar dennoch, aber das schmälerte ihren Stolz auf den Eintrag im Guiness Buch der Rekorde nicht. „Ich habe von klein auf hart an meinem Aufschlag gearbeitet“, erklärte Lisicki in New York der Menge, „schön, dass ich dafür jetzt eine Anerkennung bekomme. Ich habe da wirklich eine Waffe.“ Zuletzt hatte aber auch diese Waffe der 24-Jährigen nur bedingt dabei helfen können, sich aus dem sportlichen Tief zu befreien. Das soll nun ihr neuer Trainer Guillaume Peyre übernehmen, den Lisicki vor fünf Wochen verpflichtete. Auf das Duo wartet am Freitag bei den US Open mit Maria Scharapowa die erste große Herausforderung.

„Ich freue mich sehr auf dieses Match", sagte Lisicki, „unsere letzten Partien waren immer sehr eng. Ich werde mich noch mal steigern müssen.“ Die an Position fünf gesetzte Russin hatte zwar selbst etwas Mühe, um das siebte Duell mit Lisicki zu erreichen. Aber auf den berüchtigten Siegeswillen Scharapowas war beim 4:6, 6:3 und 6:2-Erfolg über die Rumänin Alexandra Dulgheru dann doch wieder Verlass.

Lisicki hatte sich noch schwerer getan in ihren ersten beiden Runden. Sie kannte weder die kanadische Qualifikantin Francoise Abanda noch die Amerikanerin Madison Brengle, die eine Wildcard erhielt. So fand sie zunächst gegen beide nicht ihren Rhythmus. Gegen die auf WTA-Ebene sehr unerfahrene Brengle erkämpfte sich Lisicki einen 6:4 und 6:1-Sieg. Sie muss derzeit kämpfen – und tut es bei den US Open bisher auch. Nach den schwierigen vergangenen zwölf Monaten, in denen sie nach dem Wimbledonfinale 2013 weit hinter den Erwartungen blieb, hat sie ihre Sicherheit noch nicht wiedergefunden. „Ich merke aber, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, betonte Lisicki, „es geht wieder aufwärts.“

Sabine Lisicki fiel auf Weltranglistenplatz 28 zurück

Dadurch dass sie bei ihrem Wohlfühlturnier in Wimbledon zumindest wieder das Viertelfinale erreichte, fiel Lisicki in der Rangliste nur auf Platz 28 zurück. Das liegt immer noch weit jenseits ihrer eigenen Ansprüche. Doch die passten auch lange nicht mit der Realität zusammen. Ihre mangelnde Fitness gab immer wieder Anlass zur Kritik, wie auch bei aller Härte ihrer Schläge die oft fehlende taktische Variation.

Besserung erhofft sich Lisicki nun von Peyre. Der 40-jährige Franzose arbeitete mit dem Zyprer Marcos Baghdatis, als dieser 2006 das Finale der Australian Open erreichte. Für den chinesischen Verband war Peyre auch tätig, coachte zuletzt die Doppelspezialistin Peng Shuai. Allerdings lebt er auch von der Reputation der langen Zusammenarbeit mit Patrick Mouratoglou, dem Trainer von Serena Williams. Mouratoglou bestätigte aber: „Guillaume arbeitet nicht mehr in meiner Akademie. Wir haben Kontakt, das ist alles.“

Das knappe Statement des so eloquenten Franzosen lässt vermuten, dass die Trennung von Peyre nicht im Guten verlief. Überhaupt gilt Peyre besonders im Lager der französischen Spieler als leidlich unbeliebt. Lisicki wird sich ihr eigenes Bild machen, es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Franzose genügend Zeit von ihr bekommt, um an seinem eigenen Renommee als Coach zu arbeiten. Denn seit Anfang 2013 ist Peyre nun bereits der fünfte Trainer der Berlinerin. Der Erfolg sollte sich also um seinetwillen besser früher als später einstellen.

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