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US Open: Serena und Venus Williams: Die beste Geschichte im Tennis

Bei den US Open wird das Duell der Williams-Schwestern pompös inszeniert – trotz des vorhersehbaren Siegs von Serena.

Auf dem Vorplatz des Arthur-Ashe-Stadiums ging nichts mehr. Als die 24 000 Zuschauer der Tages-Session nach dem fast vierstündigen Match von Titelverteidiger Marin Cilic spät das Stadion verließen, warteten draußen längst die nächsten 24 000 Fans vor den Toren, die die heißbegehrten Tickets für den Abend ergattert hatten. Ein Gedränge und Geschiebe in der drückenden Hitze im Halbdunkel der Anlage, die für einen Moment zu kollabieren schien.

Sänger und Schauspieler drängten sich auf der Tribüne

Über den Eingangstoren des Stadions lief in Leuchtschrift der Countdown runter, bis sich die Gatter wieder öffnen würden. Und während die Masse wie bei einem Rockfestival immer unruhiger auf den Einlass wartete, fuhr am Hintereingang des Billie-Jean-King-Tenniscenters die geballte New Yorker Prominenz vor. Die mächtige Fernseh-Powerfrau Oprah Winfrey erschien als eine der Ersten, dazu in feiner Robe wie zu einer Theaterpremiere. Auch das Medienphänomen Kim Kardashian gemeinsam mit weiteren Sängern und Schauspielern und dem unvermeidlichen Immobilienmogul Donald Trump wollten sich das Ereignis des Abends nicht entgehen lassen: Den 27. Sister Act der Williams-Schwestern. Das Arthur-Ashe-Stadium war am Dienstag „the place to be“, wie die Amerikaner sagen – hier musste man dabei sein, wenn man irgendetwas zu verkaufen hatte.

Kein Football, kein Baseball - das passte perfekt

Schon tagsüber hatte der TV-Sender ESPN während der Übertragung der US Open den „Venus vs. Serena“-Countdown mitlaufen lassen und die Zuschauer angeheizt. Das Duell der beiden sich liebenden Schwestern aus dem Armenviertel, die erbittert gegeneinander kämpfen, zieht auch bei denen, die sich nicht so sehr für Tennis interessieren. Dass parallel zur Prime Time kein Football oder Baseball lief, passte perfekt. So waren Traumquoten für den Sister Act sicher – und zugleich bot das Duell eine ideale Bühne für die Selbstdarsteller.

Trump saß in seiner eigenen Loge, zum ersten Mal seit Jahren wieder. Doch er will ja Präsident werden, also trommelt er auch hier im Wahlkampf. 20 quälend lange Sekunden zoomte die Kamera den umstrittenen Republikaner auf die Videowände, so lange dauerte dann auch das Buhen im Stadion. Trump verzog keine Miene, er ist das gewohnt. Vom anbiedernden Händeschütteln mit John McEnroe erhoffte er sich Sympathien, doch auch das klappte nicht. Die Schauspieler bekamen dann mehr Applaus, je nachdem wie beliebt ihre TV-Serien sind, die dieser Tage in die neue Saison starten und kräftig beworben werden wollen. Kardashian verkauft bloß sich selbst und strahlte tief ausgeschnitten für ihre enorme Fangemeinde, bis der Jubel so richtig aufbrandete: für die Williams-Schwestern. Denn um Sport ging es ja auch noch.

Serena erzielte am Ende nur einen Punkt mehr als Venus

Und der war genauso perfekt inszeniert, wie das Drumherum. „Wenn ich verlieren muss, dann lieber gegen Venus“, tönte Serena Williams vorab. Doch kaum vorstellbar, dass ausgerechnet die eigene Schwester ihr die Chance auf den Grand Slam vermiesen würde. Sie wussten allerdings, dass in New York eine gute Show von ihnen erwartet wurde, und sie boten sie. Gespickt mit ein bisschen Drama, als Serena den zweiten Satz verlor und am Ende bei ihrem 6:2, 1:6 und 6:3-Sieg nur einen Punkt mehr machte als Venus.

Serena (links) und Venus Williams begeisterten die Zuschauer in New York.
Serena (links) und Venus Williams begeisterten die Zuschauer in New York.

© AFP/Bello

Aus den Lautsprechern wummerte natürlich Aretha Franklins Pop-Klassiker „Sisters are doin' it for themselves“ durchs Stadion, Oprah Winfrey verdrückte ein paar Tränen. „Wir sind die beste Geschichte, die es im Tennis gibt – wie wir aufgewachsen sind, wie wir Titel gewonnen haben“, meinte Serena Williams, „wir inspirieren Frauen auf der ganzen Welt.“ Ihre Mutter Oracene hatte das gar nicht gehört. Sie wollte sich das Duell ihrer Töchter nicht ansehen – und ging lieber shoppen.

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