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Sport: USA-Bezwinger-Bezwinger

Spanien deklassiert die zuletzt so starken Griechen mit einem 70:47 im Finale der Basketball-WM

Pau Gasol konnte das Anfangstempo nicht mitgehen. Seine spanischen Nationalmannschaftskollegen hatten sich unterhalb der Haupttribüne der Saitama Super Arena warm gesungen, dann rannten sie wild schreiend auf das Spielfeld. Pau Gasol humpelte einige Meter hinterher. Auf Krücken. Obwohl es in diesem Moment nicht danach aussah, wollten die spanischen Nationalspieler nicht auf ihren verletzten Centerspieler verzichten. So stand es auf ihren T-Shirts: Pau tambien juega. Pau spielt mit.

Aufs Feld musste der spanische NBA- Star im Finale der Basketball-Weltmeisterschaft in Japan allerdings erst zur Siegerehrung. Zuvor hatten seine gesunden Teamkollegen beim 70:47 (43:23) vor 18 500 Zuschauern den USA-Bezwinger Griechenland entzaubert. „Ich dachte, ich müsste mehr leiden an der Seitenlinie“, sagte Gasol, „aber meine Teamkollegen haben mit viel Herz gespielt, das Zuschauen hat viel Spaß gemacht.“ Kurioserweise hatte sich sein Mittelfußbruch, den er sich im Halbfinale gegen Argentinien zugezogen hatte, in einen Vorteil verwandelt. „Die Verletzung hat Spanien mehr Konzentration und Motivation gegeben“, sagte Griechenlands Trainer Panagiotis Giannakis.

Während Pau Gasol in einem roten Aufwärmshirt und Jeans auf der Bank saß, erledigte sein jüngerer Bruder Marc gemeinsam mit Jorge Garbajosa und Carlos Jiminez die Arbeit unter den Körben. In der ersten Halbzeit fanden die Griechen, die im Halbfinale überraschend den Turnierfavoriten USA besiegt hatten, kein Mittel gegen die hart verteidigenden Spanier. „Wir hatten nicht genug Geduld“, sagte Giannakis. In der Offensive fiel nahezu jeder Distanzwurf der hochmotivierten Spanier in den Korb. Juan Navarro vom FC Barcelona und Jorge Garbajosa von den Toronto Raptors erzielten jeweils 20 Punkte. Schon kurz vor der Halbzeit war das europäische WM-Finale entschieden (16:35).

„Im Basketball geht es um Leidenschaft, Emotionen und Gefühle“, sagte Spaniens Trainer Pepu Hernandez. Seine Mannschaft hatte nach der Verletzung ihres Stars die größeren Emotionen entwickelt. „Sie hatte den größeren Hunger“, bestätigte Pau Gasol. Griechenland hingegen hatte sich emotional bereits im Halbfinale verausgabt. Durch diesen Erfolg sah sich Spaniens Trainer in seiner Philosophie bestätigt. „Basketball ist ein Mannschaftssport, es wäre traurig, wenn wir von einem einzigen Spieler abhängig wären“, sagte Hernandez.

Das Team, das jetzt Weltmeister geworden ist, hat zum Teil schon 1999 bei den Junioren den gleichen Titel gewonnen. In Navarro und Jose Calderon besitzt es ein kongeniales Guard-Duo. Die beiden Aufbauspieler spazierten mühelos durch die griechische Abwehr und passten dann den Ball stets zum freien Mitspieler. Bei den Erwachsenen ist es für die Spanier der erste internationale Titel – sie gehen nun als Weltmeister in die Europameisterschaft 2007 im eigenen Land. Sie sind zudem für Olympia 2008 qualifiziert, was für das deutsche Team den Vorteil haben könnte, dass bei der EM ein siebter Platz ausreichen dürfte, um sich für das Olympiaqualifikationsturnier zu qualifizieren.

Für Pau Gasol endete das Endspiel stressig. Immer wieder musste er auf einem Bein über das Spielfeld humpeln. Als Teamkapitän stemmte er als Erster die WM-Trophäe in die Höhe, anschließend erhielt er noch einige persönliche Ehrungen. Unter anderem wurde er zum wertvollsten Spieler der Weltmeisterschaft gekürt. Und schließlich musste er auch noch in die Pressekonferenz. Eine Ehre, die sonst nur Spielern zu Teil wird, die tatsächlich gespielt haben. Aber irgendwie hat er das gestern ja auch.

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