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Gemeinsam stark. Die Nationalmannschaften der USA und Mexikos posierten im November vor einem WM-Qualifikationsspiel gemeinsam - auch um ein Zeichen gegen Trumps Rhetorik zu setzen.

© Vernon/AFP

USA, Kanada und Mexiko wollen WM 2026 ausrichten: Fußball ist stärker als Trumps Mauerplan

Die USA, Mexiko und Kanada wollen gemeinsam die Fußball-WM 2026 ausrichten. Das Projekt ist spannend - und bietet sogar die Chance für eine Annäherung in diplomatischen Krisenzeiten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lars Spannagel

Wer weiß, ob Donald Trump die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 besuchen wird. Sicher ist hingegen, dass er nicht mehr US-Präsident sein wird, wenn sich die besten Mannschaften der Welt vor seiner Haustür zum größten Sportereignis der Welt treffen – egal ob er nur eine Amtsperiode absolviert, wieder gewählt wird oder zwischendurch aus dem Amt scheidet. Die USA, Mexiko und Kanada bewerben sich um die WM in neun Jahren, Trump hat seine Zustimmung zu dem Projekt gegeben und ausdrücklich Mexikos Beteiligung begrüßt. Vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen der drei Nachbarländer bleibt die Bewerbung aber spannend – in vielerlei Hinsicht.

„Dies ist kein Forum, um über Politik zu sprechen"

Wie in Sportfunktionärskreisen üblich, versuchte Mexikos Verbandspräsident Decio de Maria, die politische Dimension des Vorhabens herunterzuspielen. „Dies ist kein Forum, um über Politik zu sprechen. Dies ist ein Forum, um über Fußball zu sprechen“, sagte de Mari bei der Vorstellung der Bewerbung am Montagabend in New York. Angesichts der Wahlkampf-Rhetorik von Trump, seiner Mauerbau-Pläne und auch der kritischen Haltung von Kanadas Premier Justin Trudeau zur Einwanderungspolitik des US-Präsidenten ist es aber bemerkenswert, dass sich die drei Länder einem derart großen und prestigeträchtigen Projekt verschrieben haben. Die WM 2026 wird größer als alle Turniere zuvor, erstmals wird die Weltmeisterschaft von 48 Mannschaften bestritten. Bis zum Finale sind 80 statt bisher 64 Spiele nötig, eine derartige Mammut-Veranstaltung ist von einem Gastgeber allein kaum mehr zu stemmen. Insofern ist eine Dreier-Bewerbung logisch, im Mittelpunkt der WM sollen aber ganz klar die USA stehen.

Nur Krümel für Mexiko?

60 der 80 Spiele werden den Plänen zufolge in den Vereinigten Staaten ausgetragen werden, Mexiko und Kanada bekommen je 10 Partien. In mexikanischen Medien wurde dieses Ungleichgewicht bereits kritisch kommentiert. „Mexiko bekommt nur die Krümel“, schrieb die Sportzeitung „Récord“. Sportlich mag das stimmen, wirtschaftlich dürften die Mexikaner aber trotzdem von der WM profitieren, bei nur vier Spielorten fällt ein Großteil der teuren Stadion-Neubauten und Infrastrukturmaßnahmen weg. Der Fifa hat das neue Format zudem selbstverständlich auch zum Zwecke der Profit-Maximierung beschlossen, neben dem Fußball-Weltverband werden auch die gastgebenden Nationen ordentlich Umsatz machen.

Ein ernsthafter Konkurrent ist nicht in Sicht

Die Fifa wird wahrscheinlich 2020 über die Vergabe des Turniers entscheiden, ein ernsthafter Konkurrent für das Trio ist nicht in Sicht. In diesem Fall blieben sechs Jahre, um die Details der Partnerschaft auszuarbeiten – möglicherweise mit einem neuen US-Präsidenten im Weißen Haus und einer neuen politischen Konstellation in der Region. Mexikos Verbandschef de Maria jedenfalls scheint mit der richtigen Einstellung in die Zusammenarbeit zu starten. „Es gibt Zeiten im Leben, in denen man sein Ego im Griff haben muss“, sagte de Maria. „Es wäre dumm gewesen, sich in einen Fußballkrieg zu begeben und zu sagen: Okay, du willst es alleine machen, dann will ich es auch alleine machen.“ Kluge Menschen, sagte de Maria, müssten in der Lage sein, gemeinsam in einem Raum zu sitzen und Lösungen zu finden. Vielleicht bietet die WM-Bewerbung ja sogar eine Chance für eine diplomatische Annäherung, die Trump auf anderen Gebieten zurzeit unmöglich macht.

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